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20.09.2012 | 12:53 | Gentechnik 

Forscher belegen Gesundheitsschäden durch Genmais bei Ratten

Paris/Brüssel - Tumore, Nierenschäden, Leberschäden: Genmais kann nach einer französischen Studie Ratten krank machen.

Maiskörner
(c) proplanta
Die Forscher fütterten die Tiere zwei Jahre lang mit der in Europa zugelassenen Sorte NK 603 des Agrarkonzerns Monsanto und mit Kontrollmais. Der Mais wird nach Expertenangaben von der europäischen Lebensmittelindustrie jedoch gemieden.

Die Studie ist im Fachblatt «Food and Chemical Toxicology» veröffentlicht. Die Versuchstiere hätten mehr Tumore entwickelt als die der Kontrollgruppe und seien auch früher gestorben, schreiben die Forscher um Gilles-Eric Séralini. Das US-Unternehmen Monsanto äußerte sich bis gestern abend nicht zu den Ergebnissen.

Ein Sprecher der EU-Kommission sagte am Mittwoch, man habe die Studie bereits an die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA weitergeleitet. Nach EFSA-Angaben ist der Mais als Rohstoff zur Verarbeitung unter anderem in der Lebensmittelindustrie zugelassen. Zu der Studie wollten die Behörde zunächst jedoch nichts sagen, weil sie noch geprüft werde. Nach Auskunft der Behörde ist NK 603 in der EU nicht zum Anbau zugelassen, aber als Rohstoff zum Beispiel für die Lebensmittelindustrie.

Auch wenn der Genmais in der EU zugelassen sei, würden Lebensmittelkonzerne würden ihn meiden, sagte der deutsche Gentechnik-Experte Christof Then vom Institut Testbiotech. Sie müssten ihre Produkte dann nach der EU-Verordnung für gentechnischveränderte Lebensmittel extra kennzeichnen.

Der französische Experten-Verband AFBV warnte hingegen vor einer Überbewertung der Ergebnisse. «Zahlreiche Studien» an Tieren zu den Langzeitfolgen von Genpflanzen hätten «niemals giftige Folgen gezeigt», wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die AFBV bezeichnet sich selbst als Gruppe unabhängiger Experten, auf der Website finden sich indes zahlreiche Beiträge, die den Nutzen von Genpflanzen belegen sollen.

Gleich drei französische Minister forderten die EU am Mittwoch zum Handeln auf. «Die Regierung wird von den europäischen Behörden verlangen, alle Maßnahmen zu ergreifen, die nötig sind, um die menschliche und tierische Gesundheit zu schützen», heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung.

Möglicherweise sei auch die «notfallmäßige Aussetzung der Importzulassung» angemessen, bis der Mais genauer untersucht sei. Unterzeichnet haben die Mitteilung Landwirtschaftsminister Stéphane Le Foll, Sozialministerin Marisol Touraine und Umweltministerin Delphine Batho.

Der Hauptautor Séralini von der französischen Forschergruppe CRIIGEN hatte schon 2007 vor den Gefahren von Genmais gewarnt: Mit Genmais MON863 gefütterte Ratten hätten Vergiftungssymptome sowie Leber- und Nierenschäden aufgewiesen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sah damals keinerlei gesundheitliche Bedenken für Ratten oder Menschen.
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