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19.02.2024 | 08:14 | GAP-Umsetzung 

Umfrage: Agrargenossenschaften deutlich unzufrieden mit aktueller Politik

Frankfurt - Die Agrargenossenschaften sind mit der Agrarpolitik der Ampelkoalition alles andere als zufrieden. Wie eine Umfrage des Genoverbandes unter den Agrargenossenschaften ergab, sind diese landwirtschaftlichen Betriebe zwar transformationswillig.

Agrarwirtschaft
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Die Kritik gilt dabei nicht nur dem Bundeshaushalt 2024, sondern auch der nationalen GAP-Umsetzung. (c) proplanta
Sie sehen aber derzeit ihre Zukunftsaussichten bröckeln. Ihre konkrete Kritik richtet sich nicht nur gegen den Bundeshaushalt 2024, sondern auch gegen die GAP-Umsetzung. So gaben 93% der befragten Agrargenossenschaften an, mit der Umsetzung der GAP auf Bundesebene „vollkommen“ oder „eher“ unzufrieden zu sein. Auf Landesebene war die Unzufriedenheit mit 89% nur unwesentlich geringer.

„Das ist eine deutliche Ohrfeige für die Bundes- und Landespolitik. Die Bürokratie hat überhandgenommen, sodass die Betriebe immer weniger Zeit für ihre eigentliche Arbeit und die Zukunftsentwicklung haben“, erklärte Genoverband-Vorstand Marco Schulz.

Auch die Verwaltung sei überfordert. Das Land Sachsen schaffe es beispielsweise nicht mehr,  rechtzeitig die GAP-Zahlungen an die Betriebe zu leisten, stellte Schulz fest. Für die Transformation der Landwirtschaft seien aber Rahmenbedingungen und wirtschaftliche Erfolgsaussichten nötig und damit Zeit und Geld.

Gesamter Berufsstand in Gefahr



Nach der Verbandsumfrage ist es jedoch für rund 90% der befragten Agrargenossenschaften schwierig, Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz in der Tierhaltung und der Pflanzenproduktion miteinander zu vereinbaren. In der Tierhaltung sehen dies 61% als „sehr herausfordernd“ und 28% als „eher herausfordernd“; in der Pflanzenproduktion sind es 46% und 44%.

Hinsichtlich der Entwicklung des Betriebes, zum Beispiel beim Klimaschutz oder der regionalen Wertschöpfung, fühlen sich laut Genoverband sogar 98% der befragten Betriebe „ganz und gar nicht“ oder „eher weniger“ von der Politik unterstützt. Der überwiegende Teil der Teilnehmenden sieht überdies den gesamten Berufsstand in Gefahr: Für 50% trifft dies „voll und ganz zu“, für 30% trifft dies zumindest „eher zu“.

Eindeutiges Alarmsignal



Schulz spricht denn auch von einem „eindeutigen Alarmsignal“. Die mangelnde Unterstützung durch die Politik und die Unzufriedenheit darüber, die die große Mehrheit der teilnehmenden Agrargenossenschaften bei den Bauernprotesten kritisieren, spiegelt sich dem Verband zufolge auch in der erwarteten wirtschaftlichen Entwicklung wider. So gehen 34% der Betriebe von einem Rückgang im Jahr 2024 aus. Weitere 59% sehen bestenfalls eine Stagnation, und nur 6% rechnen mit einem Wachstum.

Der Genoverband-Vorstand betonte, dass die Agrargenossenschaften mit einem aktuellen Gesamtumsatz von rund 2,9 Mrd. Euro und mehr als 20.000 Mitarbeitenden zu den bedeutendsten Arbeitgebern in den strukturschwachen Regionen Ostdeutschlands zählten.

„Doch von der Politik allein gelassen, schwindet der Branche zunehmend die Perspektive“, beklagte Schulz. Er wies ferner darauf hin, dass 95% der befragten Agrargenossenschaften mit dem Kompromiss der Bundesregierung unzufrieden seien, wonach die Kfz-Steuerbefreiung zwar bestehen bleibe, aber eine stufenweise Streichung der Agrardieselrückerstattungen bis 2026 erfolgen solle.
AgE
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