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03.06.2023 | 00:06 | Milchprodukte 

Preise am Milchmarkt nicht zufriedenstellend

Schwäbisch Gmünd - Fast ein Jahr lang von Herbst 2021 bis Juli 2022 war die Milchproduktion der großen Exporteure am Weltmilchmarkt rückläufig. Zeitweise lag der Rückstand bei -1,5 %.

Milchanlieferung
(c) proplanta
Zeitweise lag der Rückstand bei -1,5 %. Ab September lag das Angebot im Plus und erreichte bis Januar 2023 +1,1 %, wobei besonders die USA und die EU deutlich mehr lieferten. Dies und die nachfrageseitigen Nachholeffekte nach Corona ließen global die Erzeugerpreise ansteigen.

Trotz der hohen Produktionskosten wurde dadurch in der EU und den USA die Ausdehnung der Produktion stimuliert. In den USA von Aug 22 bis Feb 23 auf rund +1,3 %, in der EU auf rund +0,9 %. Seit Februar schwächt sich das Wachstum wieder ab und lag im März noch bei 0,2 %.

Der Global Dairy Trade Tender in Neuseeland schwächte sich unterbrochen von kurzen Erholungsphasen bereits seit April 22 ab. Von März 22 bis Mai 23 gingen die Versteigerungspreise um über 36 % zurück. Dies ist hauptsächlich auf Exportschwierigkeiten Neuseelands nach China zurückzuführen, wo die Exporte von Jan - Apr 2023 um 31 % zurückgingen.

Neben dem insgesamt nach wie vor schwachen chinesischen Markt ist dies auch auf Steigerungen der Exporte der USA (+37 %) zurückzuführen, die mit China ein Freihandelsabkommen vereinbart haben.

In der EU hat sich das Anlieferungswachstum nach der Spitze von +1,8 % im November 22 deutlich verringert. Im März lag der Vorsprung nur noch bei +0,1 %. Dies war im März insbesondere auf trockenheitsbedingte Rückgänge in Frankreich und Italien zurückzuführen (je -3,0 %), während Deutschland (+2,1 %) und die Niederlande (+3,3 %) nach wie vor mehr geliefert haben.

Der Vorsprung der deutschen Anlieferungen hat sich mit dem Erreichen der saisonalen Angebotsspitze Mitte Mai inzwischen auf +1,5 % reduziert.

Auf der Nachfrageseite gab es bis April keine Entspannung. Wohl auch witterungsbedingt lagen die Einkäufe der privaten Haushalte in Deutschland in den ersten 4 Monaten 2023 bei Konsummilch bei -5,1 %, bei Butter bei -7,3 % und bei Käse bei -1,9 %.

Die Schwäche an den Rohstoffmärkten, die schon im letzten Jahr einsetzte, bleibt erhalten. Allerdings mehren sich mit dem Rückgang des Produktionswachstums die Anzeichen für eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau. Die Spotmilchpreise haben im sich im Mai wieder von 25 auf 31,8 ct/kg befestigt, auch Rahm und Magermilchkonzentrat haben ihr Tief überwunden. Auch der italienische Spotmilchpreis hat in den letzten 3 Wochen wieder auf rund 50 ct/kg angezogen.

Bei Butter und Magermilchpulver hat die erhoffte Bodenbildung im März nicht gehalten, seither sind die Preise nochmals abgerutscht. Abgepackte Butter liegt auf Großhandelsebene aktuell nun bei 4,93 €/kg, Blockbutter bei 4,63 €/kg. Vom Terminmarkt kommen etwas optimistischere Signale, die Butterkontrakte werden vom Markt bis Oktober bei 5,15 €/kg gesehen.

Durch die hohe Rohstoffverfügbarkeit wurde viel Milch zu Käse verarbeitet. Gleichzeitig zieht die Nachfrage saisonal mit den steigenden Temperaturen sowohl im LEH, als auch in der Gastronomie und im Südeuropaexport an, sodass die Bestände in den Reifelagern sinken.

Im LEH haben die Preissenkungen der Nachfrage gutgetan, die privaten Einkäufe von Schnittkäse haben sich von -4,6 % im Januar auf +1,4 % im April verbessert. Die Preise sind bei Gouda (Brotware) bei 3,80 €/kg angekommen. Mit der zu erwartenden knapperen Rohstoffverfügbarkeit haben die Preise diese Woche bereits leicht angezogen.

Auch an den Pulvermärkten hat inzwischen die Bodenbildung stattgefunden und die Märkte tendieren wieder etwas fester. MMP notiert aktuell bei 2,50 €/kg, Molkenpulver bei 0,85 €/kg und VMP bei 3,49 €/kg (alles Lebensmittelware). Die MMP-Kontrakte haben an der EEX zuletzt etwas angezogen und werden bis Jahresende bei 2,80 €/kg gehandelt.

Das derzeitige Preisniveau ist nach wie vor absolut unbefriedigend, der sich aus den Butter- und MMP-Preisen ergebende Kieler Rohstoffwert lag im April nur noch bei 37,9 ct/kg (-2,3 ct/kg gg. März 23). Auch aus den Kontraktkursen an der EEX in Leipzig für Butter und MMP leitet sich derzeit nur ein Börsenmilchwert von 37,4 ct/kg ab. Für das restliche Jahr steigt dieser bis auf 43,8 ct/kg.

Auf Erzeugerebene wurde in Baden-Württemberg im April rund 49 ct/kg ausbezahlt. Gegenüber dem Bundesmittel von geschätzt 45 ct/kg haben sich die Molkereien im Land mit einem Vorsprung von 4 ct/kg als deutlich stabiler erwiesen. Bayern zeigt sich derzeit noch stabiler, hier wurden im April 50,2 ct/kg ausbezahlt. Schleswig-Holstein lag im April nur noch bei 38,3 ct/kg. Für die nächsten Monate sind auch im Süden noch weitere sich aber abschwächende Preisanpassungen zu erwarten.

Im ersten Quartal 2023 wuchs die Anlieferung von BioMilch um 8,4 %. Trotz sich reduzierender Verbraucherpreise und einer damit einhergehenden Annäherung der Verkaufspreise von konventioneller und ökologischer Milch zeichnen sich momentan noch keine Absatzsteigerungen ab. Laut Zahlen von Bioland betrugen die Auszahlungspreise im bundesweiten Mittel im April 58,8 Cent / kg. Im Süden lag dieser bei 59,2 Cent.
LEL Schwäbisch Gmünd
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