Seine besonders innigen Beziehungen zu Russland im Allgemeinen und zu dessen Präsidenten Wladimir
Putin im Besonderen unterstreicht Serbien mit einem spektakulären Auftritt: Am Donnerstag (16. Oktober) wird in Belgrad nach knapp drei Jahrzehnten wieder eine pompöse Militärparade stattfinden. Und Putin wird als Ehrengast eine Rede halten.
Aber das ist noch längst nicht alles. Bei Putins Kurzbesuch soll ein Abkommen über diplomatische Immunität der russischen Mitarbeiter des umstrittenen «Serbisch-Russischen Humanitären Zentrums» in der drittgrößten serbischen Stadt Nis unterschrieben werden.
Die USA und die EU hätten Belgrad gewarnt, damit erhielten «Putins Spione» ungehinderten Zugang, schrieb die Zeitung «Kurir». Für Washington und Brüssel ist das Zentrum in Nis ohnehin eine getarnte russische Basis.
Ein im Zentrum Belgrads geplantes Denkmal für den letzten russischen Zaren Nikolaus II. wird allerdings zum Putin-Besuch nicht mehr fertig. Beim Transport des Sockels von Russland nach Serbien bereitete der rumänische Zoll Probleme.
Doch auch ohne Denkmal soll die Militärparade mit 4.500 Soldaten, 300 Fahrzeugen, einschließlich 30 Panzern, und 45 Flugzeugen den hohen Gast beeindrucken. Schließlich seien Serbien und Russland «Bruderländer», schreibt die zweitgrößte Zeitung «Novosti».
Erst vergangenen Sonntag hatte Serbiens Regierungschef Aleksandar Vucic noch einmal klargestellt, dass sein Land in der Ukraine-Krise nicht der EU-Sanktionslinie gegen Moskau folgen wird. Die Landwirtschaft des Balkanlandes sieht durch den Ausfall von Lebensmitteln aus Westeuropa große Chancen für sich auf dem russischen Markt. Andererseits hat Vucic wiederholt angedeutet, Russland könne bei der Sanierung der maroden Unternehmen Petrohemija in Pancevo, des Chemiekombinats MSK in Kikinda und des Düngemittelherstellers Azotara in Subotica helfen.
Traditionell sind die Wirtschaftsbeziehungen Serbiens auf die EU ausgerichtet. Die engen Verflechtungen zu Russland kamen meist nicht über Ankündigungen der Politiker hinaus. So verscherbelte das Land regelrecht seine Erdölindustrie vor sechs Jahren an Russland, was ihm heute leid tut. Zwar hatte der große Bruder in diesem Jahr 800 Millionen Dollar (630 Mio Euro) für die marode serbische Eisenbahn bereitgestellt. Doch Einzelheiten dieses Kredits sind noch nicht bekannt. Enttäuscht reagierte Serbien, dass Russland keine zollfreie Einfuhr des in der Stadt Kragujevac hergestellten Fiat-Modells erlaubte.
Bei der von Brüssel argwöhnisch beäugten russischen South-Stream-Pipeline ist Serbien der engste Partner Moskaus. Als einziges Transitland hatte es als Zugeständnis an Russland sogar zugelassen, dass die Durchführungsgesellschaft zu 51 Prozent in russischem Besitz ist, so dass Serbien dort wenig zu melden hat. Die Ergebenheitsbezeugungen gingen so weit, dass Belgrad immer wieder den Baubeginn ankündigte, obwohl die Leitung in Bulgarien und am anderen Ende in Ungarn auf Eis gelegt worden war. (dpa)