Nach Angaben des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) waren Ende September 237.165 t Rindfleisch eingelagert; das waren 37.757 t oder 18,9 % mehr als vor genau einem Jahr. Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1915 hat es in einem September noch nie mehr Lagerware gegeben. Das Gros des eingefrorenen Rindfleisches entfällt auf knochenlose Teilstücke.
Der Anstieg der Mengen im Froster ist auf die in den vergangenen Monaten deutlich gestiegenen
Rinderschlachtungen, vor allem bei Färsen und Fleischkühen, zurückzuführen. Neben hohen
Produktionskosten war ein weiterer Grund die in weiten Landesteilen aufgetretene
Dürre in diesem Jahr. Wenn die Trockenheit zu einer Verschlechterung der Weidebedingungen führt, werden oft Färsen, die normalerweise als Zuchtersatz gehalten werden, in Mastanlagen zur späteren Schlachtung gebracht.
Im September fiel das Schlachtaufkommen dieser Tiere um 8,1 % größer aus als im Vorjahresmonat. Die gestiegenen Kosten für Futter, Dünger und Energie haben aber auch andere Farmer bewogen, mehr Tiere ins Schlachthaus zu liefern. Das USDA geht davon aus, dass die US-Rindfleischerzeugung 2022 mit 12,76 Mio t so groß ausfallen wird wie seit 14 Jahren nicht mehr.
Für 2023 wird dann allerdings wegen der jetzt vorgezogenen beziehungsweise vermehrten Schlachtung von weiblichen Rindern mit einem deutlichen Produktionsrückgang von 794.000 t oder 6,2 % gerechnet.
Chinaexport brummt
Das vergleichsweise große Schlachtrinderangebot wird in diesem Jahr nach Einschätzung der Washingtoner Analysten auch die US-Rindfleischexporte auf neue Rekordhöhen treiben, wobei die starke Nachfrage in Asien hilft.
Laut Prognose soll die Ausfuhr mit 1,62 Mio t das Ergebnis von 2021 um rund 4 % übertreffen. Maßgeblichen Anteil daran hat - trotz aller politischen Spannungen - China, das seine Rindfleischbezüge aus den USA von Januar bis September im Vorjahresvergleich um mehr als 40 % auf fast 172.000 t steigerte.
Auch für Taiwan, die Philippinen, Südkorea und Vietnam werden höhere Verkäufe gemeldet. Im kommenden Jahr droht allerdings ein spürbarer Rückgang der US-Ausfuhren. China dürfte 2023 laut USDA-Prognose wegen höherer Eigenerzeugung einen geringeren Importbedarf haben, der heimische Produktionsrückgang zudem das verfügbare Angebot begrenzen.
Importe stabil
Die US-Importe von Rindfleisch werden in diesem Jahr - trotz der höheren Eigenproduktion - aber nicht sinken. Sie sollen mit 1,54 Mio um gut 1 % über dem Vorjahresniveau liegen und auch 2023 in etwa wieder diese Menge erreichen. Vor allem Brasilien und Mexiko exportierten im bisherigen Jahresverlauf mehr Rindfleisch in die USA, Neuseeland und Australien dagegen weniger.
Die Erzeugerpreise für Rinder sind, wie in vielen anderen Ländern auch, in diesem Jahr gestiegen. Im Jahresmittel rechnet das USDA für Stiere mit einem Preis von 316,5 Euro/kg Lebendgewicht; das wären 17,0 % mehr als im Vorjahr. Im kommenden Jahr soll der Preis um weitere 7 % steigen.
Preisrückgang für Schweine erwartet
Bei
Schweinefleisch geht das USDA laut neuester Prognose für 2022 von einem Produktionsrückgang gegenüber dem Vorjahr von rund 240.000 t oder 1,9 % auf 12,31 Mio t aus. In den ersten drei Quartalen kamen wegen der schwachen ersten Jahreshälfte rund 2,5 Millionen oder 2,6 % weniger Schweine zur Schlachtung; mittlerweile hat sich der Abstand zum Vorjahr aber verkürzt.
Laut USDA machten die Farmer in der Produktionshochburg Iowa im September einen Gewinn je erzeugtem Schwein von rund 24 Euro, doch sei bei der Ausweitung der Produktionskapazitäten wegen der national wie international unsicheren wirtschaftlichen Lage noch Zurückhaltung zu spüren. Der US-Schweinebestand war im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,4 % gesunken, bei den
Sauen um 0,6 %.
Für 2023 erwarten die Analysten aus Washington aktuell nur einen Produktionszuwachs von knapp 1 %. Dämpfend dürfte auch das schwächere
Exportgeschäft wirken. Für das laufende Jahr wird ein Ausfuhrrückgang von gut 9 % auf knapp 2,90 Mio t erwartet, vor allem weil China und die Asean-Staaten weniger Schweinefleisch in den USA kaufen. Im kommenden Jahr dürfte das geringere Weltwirtschaftswachstum und der starke Dollar die Exporte weiter stören, die dann um rund 2 % abnehmen könnten.
Nach einem voraussichtlichen Anstieg von fast 6 % im laufenden Jahr werden die Erzeugerpreise für Schlachtschweine nach Einschätzung des USDA 2023 in ähnlichem Maße wieder zurückgehen und dann in etwa wieder auf dem Niveau von 2021 liegen.