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07.02.2015 | 13:07 | Bio-Produkte 

Hohe Pachtpreise bremsen Öko-Landbau trotz wachsender Nachfrage

Nürnberg - Eine Mischung aus Ärger und Besorgnis schwingt mit, wenn Dieter Hecht von seiner Lage erzählt.

Bio-Produkte
Als weltfremde Körnerliebhaber werden Bio-Fans schon lange nicht mehr wahrgenommen. Dennoch ist der Kampf gegen Widrigkeiten für die Branche nicht vorbei. Aktuell bereiten den Bauern hohe Pachtpreise große Probleme. Auch die EU-Öko-Verordnung schürt Unsicherheit. (c) proplanta
Der Bio-Bauer aus dem mittelfränkischen Ansbach ist einer von vielen, die unter der drückenden Konkurrenz der Biogasanlagen leiden. «Mittlerweile habe ich schon zehn Prozent meiner Fläche verloren», berichtet der 50-Jährige.

Der Grund: Durch die hohe Nachfrage nach Biomasse sind die Pachtpreise für Äcker in vielen Regionen Deutschlands durch die Decke gegangen. Wer auf Getreide, Gemüse oder Viehhaltung setzt, kann meist nicht mithalten. Hechts Konkurrenten etwa legen für den Hektar gut das Doppelte von dem auf den Tisch, was er sich leisten kann.

Das Thema wird auch auf der weltweit größten Öko-Messe Biofach eine Rolle spielen, die am Mittwoch (11.2.) in Nürnberg beginnt. «Das ist einer der wesentlichen Gründe, warum das Wachstum im Öko-Landbau so gebremst ist und viele kleine Betriebe rückumstellen - sie können nicht mehr mithalten auf dem Pachtmarkt», erläutert der Vorsitzende des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft, Felix Prinz zu Löwenstein. «Die Pachtpreise sind gebietsweise in völlig absurde Höhen gegangen.»

Das verschärft ein Problem, mit dem die Branche seit Jahren kämpft: Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln legt hierzulande kontinuierlich zu, doch die heimischen Bauern kommen mit der Produktion nicht hinterher.

«Auch im vergangenen Jahr ist der Markt weiter gewachsen», bestätigt Diana Schaack von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Der Handelsexperte des Marktforschers GfK, Wolfgang Adlwarth, ergänzt, dass Bio 2014 mit rund vier Prozent Plus stärker zugelegt habe als der stagnierende konventionelle Markt für Lebensmittel und Getränke.

Der Anteil am extrem großen Gesamtmarkt liege weiterhin bei gut vier Prozent, erläutert Adlwarth. Alles beim Alten also? Nicht ganz. «Das Interesse am Ökolandbau hat wieder angezogen», berichtet zu Löwenstein von den Gesprächen mit Bauern, die eine Umstellung auf Bio-Produktion planen. «Das hängt damit zusammen, dass der Öko-Landbau in den Förderprogrammen jetzt eine größere Rolle spielt.» Er sei daher zuversichtlich, dass die Schere zwischen Absatzplus und Produktionswachstum künftig nicht mehr gar so weit auseinanderklafft.

Zugleich sorgt aber die anstehende Änderung der EU-Ökoverordnung für Unruhe unter den Bauern. «Es fehlt nach wie vor an verlässlichen Eckpunkten, damit die Unternehmen auch ihre Investitionen planen können. Denn keiner investiert in den Öko-Landbau, wenn er nicht weiß, wie sein Kuhstall in drei Jahren aussehen soll», erläutert Elke Röder vom Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN).

Ihr zufolge gibt es auch im Handel spürbare Veränderungen: «Wir haben zum ersten Mal seit langem wieder mehr Eröffnungen von kleinen Läden als Schließungen.» Nichtsdestotrotz legten auch die großen Bio-Supermärkte bei den Flächen weiter zu.

Einen Trend bestätigen sowohl Röder als auch Schaack: Immer mehr Bio-Käufer greifen zu vegetarischen oder veganen Lebensmitteln. Ersatzprodukte wie Sojamilch oder Tofu, aber auch Brotaufstriche hätten 2014 kräftig zugelegt, schildert Schaack. «Das hat aber nicht dazu geführt, dass tierische Bio-Produkte weniger gefragt gewesen wären. Das heißt, es haben offensichtlich mehr Kunden den Weg in die Bio-Läden gefunden.»

«Das ist eine gut gebildete Gruppe, weltoffen, aufgeschlossen, auch etwas einkommensstärker sowie anspruchsvoll, was die Ernährung angeht», charakterisiert GfK-Experte Adlwarth die typischen Bio-Käufer. Auffallend: «Diese Käufergruppe kauft weniger Menge, gibt aber 17 Prozent mehr für ihr Essen aus.» AMI-Daten zufolge legen die Kunden besonders viel Geld für Bio-Milchprodukte und Bio-Eier auf den Tisch. (dpa)
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