07.12.2008 | 17:31 | Workshop
Wildlebende Nagetiere als Überträger von Krankheitserregern Insel Riems - Vom 25. bis 26. November 2008 fand am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Greifswald-Insel Riems, erstmals ein Workshop des „Netzwerkes Nagetier-übertragene Pathogene" statt. |
(c) proplanta In diesem Netzwerk arbeiten Wissenschaftler aus verschiedenen Fachbereichen wie Zoologie, Ökologie, Virologie, Mikrobiologie, Parasitologie, Genetik, Epidemiologie, Forstwissenschaften und Klimaforschung mit Vertretern der Human- und Veterinärmedizin zusammen. Gemeinsam wollen sie zur Aufklärung der Verbreitung und Evolution von Nagetier-assoziierten Zoonoseerregern und möglichen Ursachen von Ausbrüchen der von ihnen ausgelösten Erkrankungen beim Menschen beitragen.
Am Workshop nahmen rund 40 Wissenschaftler aus 12 deutschen Forschungseinrichtungen teil. Das wissenschaftliche Programm beinhaltete Beiträge zu aktuellen Ergebnissen aus der Nagetierforschung und zu verschiedenen Zoonoseerregern, bei denen Nagetiere als Reservoirwirt und Überträger eine bedeutende Rolle spielen. „Derzeit befinden sich die Untersuchungen im Netzwerk in einer Phase der Bestandsaufnahme. Zukünftig wird es darauf ankommen herauszufinden, wie es zu den beobachteten starken Schwankungen bei den Erkrankungszahlen beim Menschen kommt,“ sagte Dr. Rainer Ulrich vom FLI, der den Workshop leitete. Wildlebende Nagetiere würden in den derzeitigen Diskussionen über den Einfluss des Klimawandels als anfällig gegen Extremwetterlagen und Temperaturerhöhungen angesehen, was unbedingt in gemeinsamen Langzeitstudien untersucht werden müsse.
Während des Workshops wurden aktuelle Untersuchungsergebnisse der Partner des Netzwerkes ausgetauscht und Fragen der weiteren Ausgestaltung der Zusammenarbeit diskutiert. In über 20 Fachvorträgen wurden dabei die neuesten Erkenntnisse über aktuelle Themen wie das Vorkommen von Hantaviren in Deutschland, Schmuseratten als neue Gefahr für Kuhpockenvirusinfektionen oder die Rückkehr der Hasenpest in Deutschland berichtet. Im Blickpunkt des Netzwerkes steht außerdem die deutschlandweite Verbreitung verschiedener anderer viraler und bakterieller Erreger wie Frühsommer-Meningo-Enzephalitis-Virus, Leptospiren, Coxiellen und Escherichia coli. Ergebnisse aus entsprechenden Untersuchungen wurden während des Workshops vorgestellt und diskutiert. Als ein Schwachpunkt der bisherigen Studien wurde von Dr. Rainer Ulrich die noch unzureichende Untersuchung von kommensalen Nagern (Ratten, Hausmaus) ausgemacht.
Im Anschluss an den Workshop fand das Jahrestreffen des Arbeitskreises „Mäuse“ statt. Die Wissenschaftler vereinbarten ein standardisiertes Monitoringprogramm für Nagetiere, das zukünftig Untersuchungen zu Zusammenhängen von Populationsdynamik der Nagetiere, deren Durchseuchung mit Zoonoseerregern und der Häufigkeit humaner Infektionen erlauben wird. Das Monitoringprogramm wird auch Langzeitstudien beinhalten, die mögliche Klimaeinflüsse auf die Nagetier-Populationen aufzeigen können.
Nach dem Erfolg des ersten Workshops einigten sich die Teilnehmer darauf, diesen in regelmäßigen Abständen weiterzuführen. Bislang beruht das Netzwerk auf dem Engagement der einzelnen Wissenschaftler, wobei es aufgrund der zunehmenden Bedeutung der Nagetier-übertragenen Pathogene für den Menschen wünschenswert wäre, wenn eine Institutionalisierung des Netzwerkes durch eine entsprechende Ressourcenausstattung gefördert werden könnte. (FLI)
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