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27.01.2023 | 00:01 | Klimakrise 

Klimaexperten sehen in 2022 ein Extremjahr

Dresden - 2022 wird in puncto Wetter und Klima als Extremjahr in Sachsens Geschichte eingehen - mit verheerenden Folgen wie Waldbränden, Niedrigwasser, Grundwasserabsenkung und ausgezehrten Böden.

Wetterextreme
Wenn es nach den Fakten geht, ist die Klimakrise in vollem Gange. Das Jahr 2021 war mit Regen und kühleren Temperaturen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. 2022 knüpfte wieder an Extreme der Vorjahre an. (c) proplanta
Bei einer Temperatursteigerung von 2,1 Grad Celsius und 29 Prozent mehr Sonnenstunden war es «extrem zu warm» und «extrem zu sonnenreich», sagte Klimaexperte Johannes Franke am Donnerstag zur Jahresbilanz des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Die Zunahme bezieht sich auf den Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990.

Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 liegen die Jahre 2018 bis 2020 und 2022 mit Blick auf die Temperatur an der Spitze. Das vergleichsweise regenreiche Jahr 2021 habe lediglich zu einer «Verschnaufpause» geführt, hieß es.

Die Rekordtemperatur lag mit 39,2 Grad am 19. Juni in Dresden-Strehlen. Besonders trocken präsentierte sich Leipzig-Schkeuditz mit nur 372,6 Millimetern Niederschlag. Auch die Prognosen für die kommenden zehn Jahre gehen in Richtung «wärmer» und «niederschlagsärmer».

Mit Blick auf 2022 stechen das Frühjahr und der Sommer besonders markant heraus. Von April bis Augst regnete es viel zu wenig. Im Frühjahr gab es 48 Prozent weniger Niederschlag, der Sommer schlug mit einem Minus von 33 Prozent zu Buche.

Die klimatische Wasserbilanz - Niederschlag minus Verdunstung - wies in Sachsen ein Defizit von 20 Litern pro Quadratmeter auf. Zwischen 1961 und 1990 gab es noch ein Plus von 250 Litern. Das Defizit 2022 resultierte aus 19 Prozent weniger Niederschlag und einer um 21 Prozent höheren Verdunstung.

«Im Grundwasser reichte der überdurchschnittliche Niederschlag aus dem Vorjahr nicht aus, die seit Jahren anhaltenden Grundwasserdefizite auszugleichen. So hat sich nach leichter Abmilderung ab dem Sommer 2022 die Grundwasserdürre wieder verschärft», lautete ein weiterer Befund. Auch aktuell sind die Grundwasserstände viel zu niedrig.

Zum Stichtag 23. Januar 2023 war an 84 Prozent der ausgewerteten Messstellen der monatstypische Grundwasserstand um knapp einen halben Meter unterschritten. «Eine nachhaltige Erholung der Grundwassersituation wird durch die fortschreitende Änderung der Klimaverhältnisse erschwert.» 

Nach Angaben des Landesamtes machte das Niederschlagsdefizit ab März 2022 auch den sächsischen Wäldern weiter zu schaffen. Bei anhaltender Trockenheit wurden die Bäume weiter geschwächt. Als Folge davon kam es zu neuen Höchstwerte bei Laub- und Nadelverlusten. Zudem wurde die Photosynthese in Vegetationszeiten stark eingeschränkt. «Die Bäume hungern und weisen eine negative Energie- und Stoffbilanz auf.»

Die Landwirtschaft profitierte zu Beginn der Vegetationsperiode von guter Bodendurchfeuchtung. Durch unterschiedliche Verteilung des Niederschlags fielen die Erträge aller Kulturen regional aber sehr unterschiedlich aus.

Bei Winterweizen lagen die Erträge mit 68,7 Dezitonnen pro Hektar im Schnitt unter dem Ertragsniveau von 2021, bei Wintergerste waren es etwa acht Prozent mehr.

Unterschiede gab es auch bei Obst- und Gemüseerträgen und im Weinbau. «Kern-, Stein- und Beerenobst litten unter Sonnenbrand, Beeren verkochten teilweise am Strauch», hieß es. Die Apfelernte wurde als durchschnittlich verbucht, der Wein als qualitativ gut. Gartenbau werde bei ausbleibender Bewässerung in Zukunft nur noch schwer möglich sein, sagte Experte Christian Kröling.

Die Gretchenfrage sei, ob man sich Gartenbau noch weiter leisten könne oder ob man die Umweltprobleme in andere Länder verlagere. Deshalb suche man nach neuen Sorten, die mit den Umweltbedingungen besser zurechtkommen.
dpa/sn
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