Eine Chronik des Wolf-Comebacks:
1988: Vor der Wende sorgen in Westdeutschland solche Fälle für Aufregung: Beim «Wolfsdrama» im Hunsrück gelangen 14 Tiere aus einem Wildpark ins Freie. Eine Jagd beginnt. Zum Teil werden die Wölfe eingefangen, zum Teil erschossen.
1989: Gelegentlich schaffen es Wölfe aus Polen über die Grenze in die DDR. So wird 1989 bei Rostock ein Wolf erschossen. Damals berichtet die Deutsche Presse-Agentur: «Seit Kriegsende wurden in der DDR 14 Wölfe erlegt.»
1993: «Der Wolf kehrt nach Deutschland zurück», heißt es im März. Wie bekannt wird, halten sich zu dem Zeitpunkt in Brandenburg schon seit mindestens zwei Jahren Tiere aus Polen auf - wie viele, ist unklar. Die Landesregierung will die Tiere schützen, damit sie sich ansiedeln. Die Bedingungen seien gut: «Der Tisch ist gedeckt», sagt der damalige Umweltminister Brandenburgs, Matthias Platzeck.
1994: Ein einzelner Wolf wird in Nordhessen gesichtet. Der Landrat des Kreises gibt das Tier zum Abschuss frei. Teile der Öffentlichkeit sind empört. Deshalb kündigt der Berufsjäger des Kreises Waldeck-Frankenberg an, ein Betäubungsgewehr zu nutzen, falls der «Wolf vom Edersee» wieder auftaucht.
1995: Naturschützer bewerben Bayern als ein «Einwanderungsland» für Wölfe. Gefährlich seien sie nicht, erklärt TV-Tierexperte Heinz Sielmann und sagt: «Seit dem Scheißmärchen vom Rotkäppchen ist die Vorstellung von gefährlichen Wölfen aus den Köpfen der Menschen schwer rauszukriegen.»
2000: Der Wolf wird wieder heimisch in Deutschland. In der Lausitz in Sachsen lässt sich eine Wolfsfamilie nieder, die Tiere bekommen Nachwuchs.
2005: Laut einer
Umfrage will fast jeder zweite Deutsche das Land mit wilden Wölfen - und Bären - teilen. Etwa ein Drittel der Befragten ist dagegen.
2012/2013: Der Wolf breitet sich nach Mitteldeutschland aus. Zwölf Rudel soll es insgesamt geben. 2013 werden erstmals wieder Wölfe in Thüringen gesichtet, wie ein Jahr zuvor schon in Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz.
2016: Wolf «Kurti» zeigt zu wenig Scheu vor Menschen - und wird deshalb im April abgeschossen. Das Tier aus Niedersachsen hatte sich Menschen bis auf wenige Meter genähert und soll einen Hund gebissen haben. Unterdessen tauchen an immer mehr Orten Wölfe auf.
Stand September 2016: 46 Rudel, bis zu 130 erwachsene Tiere. Auch in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gibt es Sichtungen. Wegen der Ausbreitung wird auch Kritik laut: Im Südwesten fordert etwa der
Bauernverband, dass Wölfe dort nicht heimisch werden dürfen. Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till
Backhaus (
SPD) bringt eine Obergrenze für Wölfe ins Gespräch.
Wolfsichtungen: