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27.01.2022 | 15:10 | Bedrohte Art 

Wie steht es um den Auerhahn in Baden-Württemberg?

Stuttgart - Die Zahl der artenschutzrechtlich streng geschützten Auerhühner in Baden-Württemberg ist stark zurückgegangen.

Auerhahn
Um das Auerhuhn steht es momentan sehr schlecht. Aber das Verschwinden dieser Vogelart steht stellvertretend für viel mehr. (c) naturbild - fotolia.com
In den vergangenen zehn Jahren verringerte sich die Zahl der Vögel um mehr als die Hälfte, heißt es in einer Antwort von Agrarminister Peter Hauk (CDU) auf eine Landtagsanfrage der Grünen. Während im Jahr 2012 in der Balzzeit noch rund 315 Hähne gezählt wurden, waren es im Jahr 2021 nur noch 114.

Gezählt werden die Vögel anhand der Hähne in der Brunstzeit. Ausgehend vom arttypischen Geschlechterverhältnis von 1:1 rechnet das Ministerium mit landesweit rund 228 Hähnen und Hühnern. Um sich fortpflanzen zu können, sei aber eine Gruppe von 500 Tieren nötig.

Nach aktuellem Stand drohe die Art so in den kommenden fünf bis zehn Jahren zu verschwinden, sagte der Wildtierexperte des Schwarzwald Nationalparks, Raffael Kratzer: «Es ist schon fast fünf nach zwölf».

Das Verschwinden des Auerhuhns sei ein sichtbares Anzeichen dafür, wie auch andere Arten verschwinden, sagte Dominik Hahn, Naturschutzreferent des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Wie der Naturschützer mitteilte, haben Auerhühner hohe Ansprüche an ihren Lebensraum: Sie brauchen Wälder mit verschiedenen Baumarten und vielen Lichtungen. Ihr Revier umfasst rund 50 Hektar - das sind fast genauso viele Fußballfelder. Und sie reagieren empfindlich auf Störungen durch Menschen und Änderungen im Klima.

Wenn sich das Auerhuhn wohlfühlt, dann gehe es den meisten Waldbewohnern und Insekten ähnlich, sagte Experte Hahn: «Dort wo ich das Auerhuhn halten kann, habe ich eine Vielfalt an Arten.»

In Baden-Württemberg leben Auerhühner nach Angaben von Umweltschützern mittlerweile nur noch im Schwarzwald - etwa 20 Prozent davon im Nationalpark. Forstwirtschaft und Tourismus setzen den sensiblen Vögeln zunehmend zu.

Wälder mit hochgewachsenen Bäumen bieten ihnen keine sicheren Verstecke und Wandernde stören die Tiere beim Brüten und Balzen. Im Naturpark setzt man deshalb auf Ranger, um Wandernde auf den ausgewiesenen Wegen zu halten. Zur Balz- und Brutzeit werden bestimmte Gebiete abgesperrt, um den Auerhühnern so Schutzgebiete zu verschaffen.

Das Auerhuhn ist laut Landwirtschaftminister Hauk auch direkt vom Klimawandel betroffen. Durch die zunehmend kürzeren Winter beginne die Balzzeit durchschnittlich schon über eine Woche früher als noch vor 15 Jahren. Außerdem mache das nass-kalte Frühlingswetter dem Nachwuchs zu schaffen.

Ein weiteres Problem ist Wildtierexperten zufolge, dass die Reviere der Teilpopulationen im Süd- und Nordschwarzwald nicht mehr direkt aneinander grenzen. So könnten sich die einzelnen Gruppen nicht mehr vermischen.

Mit einem überarbeiteten Maßnahmenplan im Frühling 2022 will sich das Landwirtschaftsministerium um die Auerhühner kümmern. Hauk hatte einen entsprechenden Plan schon im vergangenen Jahr angekündigt.
dpa/lsw
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