(c) Darren Baker - fotolia.com
Wenig Hoffnung macht ein früherer EHEC-Ausbruch in Hamburg, dessen Quelle nie gefunden werden konnte. Ein vierjähriger Junge starb 2009 nach schweren Komplikationen, drei weitere kleine Kinder und ein Baby erkrankten. Experten des Robert Koch-Instituts stellten fest: Es handelt sich um den Typ O157. Der Infektionsherd aber ließ sich nie klären. «Es wurde keine Ursache gefunden», sagte eine Sprecherin des Bezirksamts Hamburg-Altona am Donnerstag.
Eines war damals sicher: Die erkrankten Kinder waren in einem Spielhaus, einer Einrichtung des Bezirksamts. Es wurde gerätselt, ob das Planschbecken dort etwas mit der Infektion zu tun haben könnte - oder das Mittagessen, das es ein Mal pro Woche im Spielhaus gab. Ebenfalls im Verdacht stand ein Ausflug zu einem Bauernhof im Kreis Rendsburg, den das Spielhaus bereits Wochen zuvor organisiert hatte. Mehr als 60 Kinder wurden auf den Keim untersucht, außerdem ihre Eltern und Betreuer.
Auch damals gingen die Mediziner geradezu kriminalistisch vor, um mögliche Schnittstellen zu entdecken: Was unternahmen, aßen, spielten die Kinder gemeinsam? Akribisch erforschten die Ärzte ihre Lebensumstände, von den verzehrten Lebensmitteln der vergangenen Wochen bis hin zu allen Kontakten der Kinder. Doch die komplizierten Recherchen führten zu keinem Ergebnis - obwohl die Erkrankungen örtlich sehr begrenzt waren.
EHEC von Mensch auf Lebensmittel zurückübertragen?
Nach den EHEC-Fällen bei einer Kasseler Cateringfirma verfolgen die Behörden in Nordhessen eine neue Spur: Der Darmkeim könnte von Menschen auf Lebensmittel zurückübertragen worden sein. «Es besteht die Möglichkeit, dass sich Mitarbeiter zunächst selbst infiziert und danach den Keim wieder auf Lebensmittel übertragen haben», sagte Markus Schimmelpfennig vom Gesundheitsamt der Stadt der Nachrichtenagentur dpa am Freitag.
Die im Kreis Kassel ansässige Firma hatte eine Familienfeier im Landkreis Göttingen beliefert. Fünf der rund 70 Teilnehmer mussten laut niedersächsischem Gesundheitsministerium im Krankenhaus behandelt werden. Die Catering-Firma habe keine Sprossen ausgeliefert, berichtete Schimmelpfennig in Kassel. Dennoch könne bislang nicht ausgeschlossen werden, dass die Firma selbst mit kontaminierten Lebensmitteln beliefert wurde.
Bisher sei die Mensch-zu-Lebensmittel-Übertragung nur eine «Vermutung», sagte Schimmelpfennig. Sollte es sich tatsächlich so abgespielt haben, wäre dies «der erste nachgewiesene Fall in der aktuellen Situation.» Bei früheren EHEC-Ausbrüchen habe es eine solche «fäkal-orale Infektion» häufig gegeben. Wenn Kühe infiziert sind und Fäkalien ans Euter spritzen, kann der Erreger beim Melken in die Milch gelangen. Oder Kinder streicheln auf dem Bauernhof Tiere, die mit der Schnauze in den EHEC-belasteten Fäkalien wühlen, und stecken sich dann die Finger in den Mund.