Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
12.01.2013 | 15:43 | Vergessene Getreidearten 

Universität Hohenheim stellt alte Getreidearten vor

Stuttgart - „Unterschätzte Getreidearten. Einkorn, Emmer, Dinkel & Co.“: Forscher der Universität Hohenheim veröffentlichen Verarbeitungs- und Anbautipps sowie Geschichten

Dinkel
(c) proplanta
Purpurweizen oder goldgelbes Mehl gefällig? All dies und noch viel mehr bieten alte Getreidearten. Dr. Friedrich Longin und Prof. Dr. Thomas Miedaner von der Universität Hohenheim haben ihnen jetzt ein Buch gewidmet. Darin informieren sie detailliert über Herkunft, Vorzüge, Produkt- und Verarbeitungsqualitäten sowie ernährungsphysiologische Eigenschaften. Schaubilder, Grafiken, Fotos und Tabellen veranschaulichen die allgemein verständlich formulierten Informationen. Wer nach der Lektüre Lust hat, selbst einmal Brot und Brötchen aus selten gewordenen Getreidearten zu backen, findet im Buch sogar einige Rezeptideen.

Dieses Buch ist eine Fundgrube. Sowohl für Öko-Landwirte auf der Suche nach traditionellen Anbaualternativen als auch für gesundheitsbewusste Verbraucher, die regionale Produkte schätzen.

Sie stoßen bei der Lektüre zum Beispiel auf goldgelbes Mehl: Nudeln - so wünscht es der Kunde in Deutschland - sollen gelb sein. Bislang verdanken sie diese Farbe den Eiern. Doch es gibt eine wenig bekannte Alternative: den sogenannten Gelbpigmentweizen.

„Das ist eine ursprüngliche Weizenart, die im Mittelalter allmählich in Vergessenheit geriet", sagt Dr. Friedrich Longin von der Landessaatzuchtanstalt der Universität Hohenheim. „Die Oberschicht stellte damals ihren Wohlstand zur Schau, indem sie Brot aus weißem Mehl aß." Deshalb war andersfarbiges Mehl einfach uninteressant.


Traditionelle Alleskönner liefern heute Nahrung und Energie

Beim Brot mussten sich einfache Menschen im Mittelalter mit Roggen zufrieden geben. Heute ist Roggen wieder ein wichtiges Brotgetreide. Dabei wird vor allem der anuelle Roggen angebaut. Der Waldstaudenroggen oder auch Johanniroggen ist ein mehrjährige Roggen, den man so gut wie nicht mehr kennt.

Dabei kann der Waldstaudenroggen einiges: „Es ist eine mehrjährige Pflanze", erklärt Dr. Longin. „Einmal ausgesät, bringt sie bis zu drei Jahre lang Ertrag - und das nicht nur als Brotgetreide, sondern auch als Energie- oder Futterpflanze." Denn die Grünteile der Pflanze lassen sich in Biogasanlagen vergären oder zur Beweidung oder Verfütterung einsetzen.


Rezeptideen für Backwaren aus seltenen Getreidearten

So wie den Gelbpigmentweizen und den Waldstaudenroggen gibt es eine Menge unterschätzter Getreidearten. Sie heißen beispielsweise Einkorn, Emmer, Grünkorn oder auch Kamut, Purpur-, Rot- und Blaukornweizen.

Gegen Ende ihres rund 120 Seiten starken Werkes wagen Dr. Longin und Prof. Dr. Miedaner einen Blick auf die Zukunftspotentiale der alten Sorten - mit teilweise überraschenden Ergebnissen.

Für Experimentierfreudige finden sich im Anhang einige ausgewählte Rezepte. Darunter Russische Buchweizen-Pfannkuchen, Kernige Spätzle oder Focaccia, das mediterrane Fladenbrot.


Hintergrund: Buch und Autoren

Thomas Miedaner, Friedrich Longin: Unterschätzte Getreidearten. Einkorn, Emmer, Dinkel & Co., Verlag Agrimedia GmbH & Co. KG 2012, gebunden, 123 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-86263-079-0. (PD)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 Frankreichs Staatsrat schränkt Vogeljagd weiter ein

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel