Dabei wurden etwa 2.650 Tiere getötet, teilte das Verbraucherministerium in Potsdam auf eine Anfrage der AfD-Landtagsfraktion mit.
Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes hat die Zahl der Versuchstiere in Brandenburg damit den höchsten Stand seit Aufzeichnung der Tests vor zehn Jahren erreicht. Danach gab es 2010 in der Mark laut
Bundesagrarministerium 12.004 Versuchstiere. 2018 waren es 19.790 und im vergangenen Jahr laut Brandenburger Landesregierung 22.498.
Den Angaben des Verbraucherministeriums zufolge haben im laufenden Jahr 13 Einrichtungen, die Tierversuche durchführen, ihren Sitz in Brandenburg. Die Versuche dienten unter anderem der Grundlagenforschung etwa im Bereich des Immunsystems, der Verhaltensbiologie und Sensorik sowie der angewandten Forschung, darunter Erkrankungen, die Herz und Blutgefäße betreffen und
Infektionskrankheiten des Menschen. Tierversuche gehörten auch zur Hochschulausbildung.
Mit rund 8.500 Tieren wurden Mäuse im vergangenen Jahr am häufigsten für Versuche eingesetzt, gefolgt von 8.300 Fischen und über 3.500 Rindern. Geforscht wurde auch an knapp 500
Kaninchen, 400
Ratten, 300 Pferden und 200 Schafen. An Affen wurde nicht geforscht. Von den insgesamt 178 Tierversuchen stand laut Ministerium bei 28 von vornherein der tödliche Verlauf fest.
Im Frühjahr hatte die Tierschutzorganisation Peta die Landesregierung gebeten, das Brandenburgische Hochschulgesetz so zu ändern, dass es im Studiengang Biowissenschaften eine Wahlmöglichkeit gibt, in der Ausbildung auf das Sezieren von Tieren aus ethischen Gründen zu verzichten. Laut Peta gibt es diese Möglichkeit bereits in neun Bundesländern.
Wie nun aus dem Wissenschaftsministerium in Potsdam verlautet, wird das Hochschulgesetz derzeit novelliert. Dabei sei der Tierschutz in Forschung und Lehre ein Prüfgegenstand zur Aufnahme in den
Gesetzentwurf, auch unter Berücksichtigung der Vorschläge von Peta, hieß es. Der Landtag wird sich voraussichtlich 2023 mit der
Novellierung befassen.
Tierschutzorganisationen kritisierten die Zunahme der Versuchstiere in Brandenburg. Die Referentin für Tierversuche bei Peta Deutschland, Sabrina Engel, sagte der dpa, Tierversuche seien nicht geeignet, menschliche Krankheiten zu bekämpfen. «Tierfreie innovative Forschungsmethoden sollten der Standard sein. Aus wissenschaftlicher Sicht ist es nicht gerechtfertigt, dass die Versuche sogar zunehmen.»
Der Deutsche
Tierschutzbund sprach von einer «Schande für Brandenburg» angesichts des Fortschritts bei tierleidfreien Alternativen. Diese Versuche seien nicht nur ethisch höchst fragwürdig, sagte der Vorsitzende des Tierschutzbunds in Brandenburg, Rico Lange. «Auch aus wissenschaftlichen Gründen ist es geboten, auf diese veralteten Methoden zu verzichten.»
Die Initiative Tierversuche verstehen widerspricht der Kritik. «Bundesweit lässt sich über die vergangenen Jahre feststellen, dass trotz deutlich gestiegenem Forschungsaufkommen die Zahl der Versuchstiere nicht angestiegen ist. Die Wissenschaft nimmt ihre Verantwortung also ernst und ersetzt Tierversuche wo immer das möglich ist», sagte ihr Sprecher Prof. Stefan Treue.
Bei den Versuchstierzahlen aus Brandenburg sei bemerkenswert, dass es sich bei mehr als einem Drittel um Fische handele. «Diese werden vor allem in Versuchen zum
Artenschutz eingesetzt. Die Ergebnisse dieser wichtigen Studien kommen dabei der Tierart selber zugute. Die unreflektierte stereotype Kritik an Tierversuchen ist besonders in solchen Fällen absurd», so Treue.