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08.08.2019 | 01:52 | Lebensmittelverschwendung eindämmen 

Senatorin fordert Lebensmittelspenden statt Lebensmittelmüll

Hamburg - Supermärkte sollen noch essbare Lebensmittel künftig nicht mehr in den Abfall werfen, sondern an Hilfsorganisationen abgeben müssen.

Lebensmittel in den Müll?
Fast alle Lebensmittel sind verderblich. Nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums landen viele Waren im Müll. Hamburgs Verbraucherschutzsenatorin hält das für Verschwendung und will Supermärkte per Gesetz in die Verantwortung nehmen. (c) proplanta
Für ein solches Gesetz plädiert Hamburgs Verbraucherschutzsenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD).

«Lebensmittel, die noch genießbar sind, gehören nicht auf den Müll», sagte die Senatorin am Mittwoch bei einem Besuch des Vereins Hamburger Tafel im Stadtteil Jenfeld. Der Senat werde in Kürze eine Bundesratsinitiative beschließen. Damit soll der Bund aufgefordert werden, die Verpflichtung zum Spenden gesetzlich zu regeln.

Deutschland habe sich im Rahmen der UN verpflichtet, die Lebensmittelverschwendung auf Einzelhandels- und Verbraucherebene bis 2030 zu halbieren, begründete Prüfer-Storcks ihren Vorstoß.

Frankreich, Belgien, Italien und Tschechien hätten bereits Gesetze dieser Art erlassen. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) setze auf Freiwilligkeit, kritisierte Prüfer-Storcks und fügte hinzu: «Ich bin der Meinung, dieses Prinzip funktioniert nicht.»

Rund 180 Supermärkte beliefern bereits die Hamburger Tafel, die die Lebensmittel kostenlos an Hartz-IV-Empfänger und andere Bedürftige weitergibt, wie der Vorsitzende der Organisation, Mats Regenbogen, sagte. Es gebe aber deutlich mehr Supermärkte, und «es wäre schön, wenn sich noch mehr beteiligen würden.»

Er begrüßte die Initiative der Gesundheitssenatorin: «Bereits vor 25 Jahren war die Rettung von genießbaren Lebensmitteln zu Gunsten Bedürftiger ausschlaggebend für meine Großmutter (Annemarie Dose), die Hamburger Tafel e.V. zu gründen.» Prüfer-Storcks betonte, dass sie die gemeinnützigen Organisationen aber nicht zur Abnahme der Lebensmittelspenden verpflichten wolle.

Sie zitierte eine Studie der Umweltschutzorganisation WWF aus dem Jahr 2015, wonach jährlich 18 Millionen Tonnen Nahrungsmittel in Deutschland im Abfall landen. 14 Prozent davon gingen im Groß- und Einzelhandel verloren, 39 Prozent beim Endverbraucher. Mit ihrer Initiative wolle sie beim Handel ansetzen, weil dort der Anteil noch verwertbarer Lebensmittel besonders hoch sei, sagte Prüfer-Storcks. Laut WWF sind es 2,4 Millionen Tonnen.

Sie rief zugleich die Verbraucher auf, Jogurt, Milch, Nudeln und viele andere Produkte auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch zu essen. Das Haltbarkeitsdatum sage überhaupt nichts über die Verwendbarkeit aus. Die Verbraucher sollten vielmehr ihrem Geschmack und Instinkt trauen, empfahl die Senatorin.

Die Hamburger Tafel verteilt nach eigenen Angaben pro Woche 40 Tonnen Lebensmittel an 20.000 Bedürftige in Hamburg und ganz Norddeutschland. Wie viel von den eigenen Waren im Abfall landet, konnte Vorstand Wolfgang Demel nicht sagen. Frische Lebensmittel würden noch am selben Tag weitergegeben, länger haltbare Produkte kommen zunächst ins Lager nach Jenfeld.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum spielt bei der Abnahme der Spenden eine zentrale Rolle. «Mit Lebensmittelinfektionen und Schimmelpilzgiften ist nicht zu spaßen», heißt es in einem im Lager ausliegenden Merkblatt der Verbraucherschutzzentrale Hamburg. Mehr als 200.000 Menschen erkrankten daran pro Jahr.

Neben Konserven, Mineralwasser und Schokoladen-Osterhasen lagerte bei der Tafel am Mittwoch auch eine Palette mit Wein. Alkohol werde aber nicht weitergegeben, betonte Vorstandsmitglied Julia Bauer. Der Wein sei für die Feier zum 25. Gründungsjubiläum der Organisation im November gedacht.
dpa/lno
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