«Deutschland hat im ersten Quartal 2018 im Durchschnitt die Stromproduktion von fünf großen Kraftwerken exportiert», sagte BUND-Chef
Hubert Weiger am Freitag in Berlin, wo die Umweltschützer einen «Abschaltplan» für Kraftwerke vorstellten.
Die Kohlekraftwerke mit dem höchsten CO2-Ausstoß könnten demnach bis 2020 vom Netz, um die deutschen
Klimaziele einzuhalten. Der Bundesverband der Energie- und
Wasserwirtschaft (BDEW) bezeichnete den BUND-Plan als «nicht nachvollziehbar».
Versorgungssicherheit auch in wind- und sonnenarmen Zeiten ist eines der Hauptargumente dafür, Kohlekraftwerke am Netz zu lassen. Der
Atomausstieg ist gesetzlich geregelt, 2022 schließen die letzten
AKW - der
BUND fordert eine Beschleunigung.
Einen Plan für den deutschen Kohleausstieg soll eine Kommission erarbeiten, über deren Zusammensetzung aber Bund, Länder, Umweltschützer, Gewerkschaften und Betroffene noch streiten. Es geht um Tausende Arbeitsplätze vor allem in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Nordrhein-Westfalen.
Nach BUND-Berechnungen würde der sogenannte Leistungsüberschuss in der Stromproduktion zurückgehen, wenn Kraftwerke vom Netz gingen. Die
Versorgung bliebe aber gewährleistet, wenn parallel dazu der Ökostrom-Ausbau beschleunigt und die
Energieeffizienz verbessert würden.
«Wir wollen mit unserer Analyse zeigen, dass viel mehr möglich ist, wenn der politische Wille dazu vorhanden ist», sagte Weiger. Die Berechnungen basieren nach BUND-Angaben hauptsächlich auf Werten etwa der Bundesnetzagentur oder der Übertragungsnetzbetreiber. Dem Abschaltplan zufolge sollen als erstes alle größeren Kohlekraftwerke vom Netz, die vor 1990 den
Betrieb aufgenommen haben.
Der Energieverband BDEW wies die Vorschläge zurück, sonst laufe man in eine Versorgungslücke bei der gesicherten Energieleistung hinein. Kohlekraftwerke können rund um die Uhr verlässlich Strom erzeugen, anders als die vom Wetter abhängige Wind- und Solarenergie. Zudem würden heute noch bestehende Überkapazitäten in wenigen Jahren vollständig abgebaut sein, ab 2023 könnte man sogar in eine Stromlücke hineinlaufen, da auch im EU-Ausland Kraftwerkskapazitäten abgebaut würden.
In Deutschland seien bis 2023 bisher nur neue Kraftwerke mit einer Kapazität von etwa 4.400 Megawatt (MW) geplant, dem stünden Stilllegungen mit einer Kapazität von rund 18.600 MW gegenüber. Damit sinke bis 2023 die konventionelle Kraftwerkskapazität von heute knapp 90.000 MW auf 75.300 MW. Allerdings könnten mit einer verstärkten Speicherung von überschüssigem
Ökostrom nach Meinung von Fachleuten ohnehin deutlich weniger Kraftwerke als bisher notwendig sein.