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10.10.2015 | 12:22 | Klimawandel 

IWF und Weltbank diskutieren in Lima über Klimaschutz

Lima - Christine Lagarde hat keine Lust auf diplomatische Floskeln.

Klimawandel entgegensteuern
Beim Treffen von IWF und Weltbank in Lima geht es viel ums Klima: Es klafft noch eine 40-Milliarden-Dollar-Lücke beim Hilfsfonds für die von der Erderwärmung betroffenen Länder. Auch die Finanzelite weiß: Ohne Handeln drohen weitere Flüchtlingswellen. (c) proplanta
Wenn sich alle wegducken, «werden wir uns in Hühnchen verwandeln und wir werden alle gebraten, gegrillt, getoastet und geröstet», mahnt die Chefin des Internationalen Währungsfonds im Beisein von Weltbank-Präsident Jim Yong Kim und UN-Klimachefin Christiana Figueres. Selten hat das Klimathema eine so dominante Rolle bei dem Jahrestreffen der globalen Finanzelite gespielt.

Auch in der peruanischen Hauptstadt Lima, wo IWF und Weltbank bis Sonntag den Kurs der nächsten Monate abstecken, wird wieder der virtuelle Klingelbeutel herumgereicht. Denn alle wissen, die aktuelle Flüchtlingswelle aus Syrien kann erst der Anfang sein.  Was, wenn Millionen Menschen wegen Dürren, Überschwemmungen und unerträglicher Hitze ihre Länder verlassen, etwa in Afrika?

Nach einer in Lima vorgestellten OECD-Analyse sind inzwischen immerhin schon 61,8 Milliarden US-Dollar eingesammelt, die ab 2020 jährlich gerade Entwicklungs- und Schwellenländern bei der Anpassung an den Klimawandel helfen sollen. Zudem soll mit den Hilfen der Umstieg auf erneuerbare Energien gefördert werden.

Davon kommen 16,7 Milliarden aus privaten Mitteln - das Ziel lautet aber, dass ab 2020 insgesamt 100 Milliarden Dollar mobilisiert werden sollen. Pro Jahr. Allein Deutschland will rund 4,5 Milliarden Dollar beisteuern. Frankreichs Außenminister Laurent Fabius ist extra nach Lima gereist, um dafür zu werben, dass die fehlenden 40 Milliarden Dollar noch zusammenkommen.

Denn die Finanzzusagen gelten als Schlüssel für einen Erfolg beim Klimagipfel im Dezember in Paris. Ohne großzügige Hilfen gibt es keine Einigung auf einen erstmaligen Weltklimavertrag, in dem 195 Staaten sich zu Treibhausgasminderungen verpflichten. Wobei auch hier das Prinzip Klingelbeutel dominiert - jeder gibt, was er zu geben gedenkt. Die EU will bis 2030 40 Prozent weniger CO2 im Vergleich zu 1990 ausstoßen, während China und Indien eine Reduzierung beim CO2-Ausstoß nur vage in Aussicht stellen.

So ist Lagardes Appell auch so zu verstehen, dass mehr getan werden muss. «Das ist jetzt der richtige Moment, eine CO2-Steuer einzuführen - und es ist der richtige Moment, Subventionen zu streichen», fordert sie. Früher wären solche Töne undenkbar gewesen. Es sind Ur-Forderungen der Grünen. Durch einen Preis für die Klimaverschmutzung sieht Lagarde eine Chance, das Ziel zu schaffen, dass die Erde sich nicht um mehr als zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erwärmt. Figueres betont, es gebe noch eine beträchtliche Lücke, die geschlossen werden muss, um das Zwei-Grad-Ziel zu schaffen.

Längst verabschieden sich führende Staaten von der Förderung der Kohlekraft, die zähe Suche des Energiekonzerns Vattenfall nach einem Käufer für sein Braunkohlegeschäft in der Lausitz unterstreicht den Trend. Auch die Finanzwelt sieht fossile Energieträger zunehmend als Auslaufmodell, die Krise von RWE und Eon ist ein klares Beispiel. Das norwegische Parlament hat im Juni beschlossen, dass der milliardenschwere staatliche Pensionsfonds Unternehmen, die 30 Prozent oder mehr ihrer Einnahmen mit Kohle machen, aus dem Portfolio nehmen muss.

Also alles auf einem guten Weg? In Sachen Klimafonds bleibt der Oxfam-Experte Jan Kowalzig skeptisch: «Es wird unterschlagen, dass sich viele Geberländer auch solche Hilfsprojekte auf ihr Konto gut schreiben, bei denen Klimaschutz nur am Rande vorkommt.» Gerade von den USA und Japan müsse mehr kommen. Außerdem würden auch Kredite zu marktüblichen Zinsen eingepreist. Und nur 16 Prozent der Mittel stünden bisher für die Unterstützung armer Länder im Kampf gegen Dürren und Überschwemmungen zu Verfügung.

Als Gegenstück zu den G20 haben sich in Lima 20 Staaten zu den V20 zusammengeschlossen - 20 besonders verwundbare Staaten, darunter die Philippinen. «Diese Gruppe wird eine wichtige Rolle spielen, um den Druck für Klimaschutzinvestitionen und eine Verringerung der fossilen Energieträger zu erhöhen», sagt Weltbank-Präsident Jim Yong Kim. Es bewegt sich etwas, denn die Zukunft als geröstetes Hühnchen kann niemandem schmecken. (dpa)
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