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29.09.2021 | 11:17 | Zu gut für die Tonne 

Aktionswoche zur Rettung von Lebensmitteln startet

Hannover/Bremen - Mehr Wertschätzung für Lebensmittel ist das Ziel einer bundesweiten Aktionswoche, an der sich Niedersachsen und Bremen beteiligen.

Zu gut für die Tonne?
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Viele Tonnen Nahrungsmittel landen jährlich in der Tonne. Dabei gibt es viele Tipps, wie das verhindert werden kann. Jeder Mensch kann etwas tun. Gefordert sind zudem die Supermärkte und die Politik. (c) proplanta
Von diesem Mittwoch an wollen Politik, Organisationen und Unternehmen zeigen, wie die Verschwendung von Nahrungsmitteln eingedämmt werden kann. «Deutschland rettet Lebensmittel» heißt das Motto, der Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf Obst und Gemüse. Hintergrund ist, dass in Deutschland jährlich mehrere Tonnen Lebensmittel im Müll landen.

In Bremen sollen Workshops und eine Ausstellung über Lebensmittelverschwendung informieren und Strategien zeigen, wie möglichst wenig Nahrungsmittel weggeschmissen werden. In Niedersachsen koordiniert das Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Aktionen zum Thema und verweist auf Veranstaltungen mit Tipps gegen Verschwendung.

Die Landwirtschaftskammer empfiehlt zum Beispiel: bedarfsgerechte Mengen kaufen, Speiseplan erstellen, Einkaufsliste schreiben, Lebensmittel richtig lagern, Speisen mengenbewusst zubereiten und Reste für neue Rezeptideen nutzen. «Wer gut plant, richtig lagert, seine Reste verwertet und haltbar macht, wird feststellen, dass bedeutend weniger Lebensmittel verderben und in der Tonne landen», so die Organisation auf ihrer Internetseite.

«Das Ausmaß der Lebensmittelverschwendung sollte uns alle nachdenklich stimmen», sagte die landwirtschaftspolitische Sprecherin der niedersächsischen SPD-Landtagsfraktion Karin Logemann laut Mitteilung. «Schließlich ist jedes Nahrungsmittel das Produkt eines langen Herstellungs- und Vertriebsprozesses, der Menschen, Tieren und der Natur wertvolle Ressourcen abverlangt.»

Initiativen wie «Foodsharing» (Essen teilen) retten regelmäßig Nahrungsmittel vor der Tonne. Dabei holen Menschen aussortierte Lebensmittel etwa bei Supermärkten ab und verteilen diese weiter.

Viele informieren sich auf Internetseiten oder über soziale Medien, wo vor dem Müll gerettete Produkte abgegeben oder abgeholt werden können. «Das ist ein ganz tolles System», sagte der Pastor der Vereinigte Ev. Gemeinde Bremen-Neustadt, Thomas Lieberum. «Manchmal werden ganz viele Sachen gebracht und eine Stunde später ist alles weg.» Seit rund fünf Jahren können im Gemeindezentrum Zion nicht gebrauchte Nahrungsmittel in einen Kühlschrank oder in Schränke gelegt werden, andere Menschen kommen und bedienen sich.

Vor der Corona-Krise waren die Schränke und Tische von morgens bis zum späten Abend frei zugänglich, in der Pandemie war das Haus zeitweise geschlossen. «Corona hat uns ganz doll ausgebremst», sagte der Pastor. Seit ein paar Monaten ist der sogenannte Fairteiler nachmittags wieder geöffnet. Länger sei wegen der Hygieneregeln nicht möglich, denn im Haus ist unter anderem eine Kita, erklärte Lieberum. Helferinnen oder Helfer der Gemeinde kontrollieren demnach, dass die Flächen sauber bleiben und keine verdorbenen Produkte dort liegen.

Aus Sicht der Verbraucherzentrale Niedersachsen könnten auch Handel und Politik mehr tun, um Verschwendung zu vermeiden. Demnach bietet bislang nur ein Teil der Supermärkte nicht mehr perfektes Obst und Gemüse zu reduzierten Preisen an. «Damit alle Supermärkte nachziehen, muss auch die Politik zukünftig mehr unterstützen», teilte die Verbraucherzentrale mit.

Demnach wäre es am besten, wenn alle Handelsketten und Supermärkte Ware regelmäßig aussortieren und frühzeitig reduzieren. Die Politik könnte den Handel mit klaren Handlungsanweisungen zur Kennzeichnung solcher Produkte unterstützen.
dpa/lni
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