13.09.2009 | 11:17 | Panorama Schneckenzucht für Feinschmecker im Südharz Hermerode/Wippra - Auf den ersten Blick gibt es nur halb vertrocknete, etwa einen Meter hohe Gräser in 44 abgesteckten Feldern zu sehen. |
(c) proplanta Heinz Strache, einer der wenigen Züchter von Weinbergschnecken in Deutschland, sagt aber: «Hier fühlen sich die Tiere wohl.» Seit 2006 züchtet er, zusammen mit einem Partner aus der Finanzbranche, auf rund zwei Hektar Land in dem kleinen Ort Hermerode bei Wippra im Südharz die in Deutschland heimische Weinbergschnecke Helix pomatia und die aus dem Mittelmeerraum stammende Weinbergschnecken Helix aspersa. «Wir haben hier die größte Schneckenfarm in Deutschland», sagt Strache.
Auf der Farm leben inmitten der Gräser etwa 2,5 Millionen Schnecken dieser beiden Arten, die bei Feinschmeckern beliebt sind. Während es bei der einheimischen Art Helix pomatia drei Jahre dauert, bis die Tiere «reif zur Ernte» sind, wie Strache sagt, kann die Helix aspersa bereits nach wenigen Monaten eingesammelt werden, um dann später in die Kochtöpfe von Restaurants in der Region Halle-Leipzig zu gelangen, die zu den Kunden der Farm zählen.
Die Idee mit der Schneckenzucht kam dem gelernten Dachdecker bei einem Fernsehbericht. Rund 70.000 Euro wurden investiert. «Davon wurden 40 Prozent von der EU und fünf Prozent vom Landkreis gefördert», sagt Strache und fügt hinzu: «Die Schneckenzucht in Deutschland ist noch relativ neu. Die ersten Farmen wurden hier 2003 gegründet.»
Bislang wurden zwei «Ernten eingefahren»: 2007 wurden rund 800 und 2008 etwa 750 Kilogramm Schnecken eingesammelt. «In diesem Jahr wollen wir nur 200 Kilogramm Schnecken ernten und dafür mehr Schnecken für unsere eigene Zucht gewinnen», sagt Strache. Die Weichtiere ernähren sich von den Gräserfeldern, Feuchtigkeit bekommen sie über ein Bewässerungssystem. Weinbergschnecken wurden als Delikatesse schon in prähistorischer Zeit gegessen. In Deutschland ist heute das Einsammeln der Tiere in freier Natur aus Gründen des Artenschutzes verboten.
Der Vorsitzende des Verbandes für artgerechte Schneckenzucht Deutschland (Sinsheim/Baden-Württemberg), Klaus Krebs, warnt vor all zu großen Erwartungen, was das Geschäft mit den Weinbergschnecken betrifft. «Für ein Kilogramm Schnecken müssen im Durchschnitt 2,50 Euro investiert werden, aber es wird von Händlern, also den Abnehmern, nur rund 1,80 Euro gezahlt.»
Laut Krebs haben in der Vergangenheit 70 Prozent der Züchter wieder aufgegeben. Er geht davon aus, dass es in Deutschland noch etwa 15 Züchter gibt. Und betont: «Unsere heimische Weinbergschnecke Helix pomatia lässt sich nicht züchten, alle Versuche sind gescheitert.» Strache sieht das anders: «Bei mir funktioniert es, ich züchte die pomatia. Wichtig ist dabei, dass die Schnecken in ihren Feldern belassen und nicht wie es gelehrt wird, dass sie jedes Jahr umgesetzt werden.» Denn diese Schnecken seien schon gegen kleinste Erschütterungen empfindlich - anders als «normale» Schnecken, die sich etwa in Kleingärten wie von selbst vermehren. (dpa)
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