Es seien für Deutschland Verluste zwischen 20 und 30 Prozent des Bestandes zu erwarten, sagte Prof. Bernd Grünewald, Leiter des Instituts für Bienenkunde Oberursel, der Nachrichtenagentur dpa.
Das seien fast 300 .000 Völker. Hauptursache sei die Varroamilbe (Varroa destructor). 20 Bienenwissenschaftler hatten sich in der vergangenen Woche in Oberursel getroffen, um das Problem zu diskutieren.
Ein gewisser Verlust über den Winter sei normal, sagte der Experte, er bewege sich zwischen 5 und 10 Prozent. Seit etwa einem Jahrzehnt beobachte man Verluste zwischen 10 und 15 Prozent.
«2011/2012 sind bis zu 30 Prozent aller
Bienenvölker in Deutschland der Milbe zum Opfer gefallen.» Ein möglicher Grund seien die warmen Temperaturen im vergangenen Jahr. «Die Milben waren sehr lange aktiv, die Flugsaison ging bis in den November.»
Die Situation für die Imkereien sei «überaus bedrohlich», sagte Grünewald. «Wir müssen etwas tun.» Allerdings sei die Lage in verschiedenen Regionen unterschiedlich dramatisch. Bayern scheine besonders stark betroffen. Langfristig seien auch Folgen für die Landwirtschaft zu befürchten.
«Die Biene ist unser wichtigster Bestäuber. Wenn es weniger Völker gibt, bekommen wir Bestäubungsprobleme für Raps und viele Obstsorten.»
Die Bekämpfung der Milbe sei eines der vordringlichen Ziele der Bienenforschung. Vorbeugende Maßnahmen gebe es nicht. In betroffenen Bienenstöcken würden Ameisensäure oder ätherische Öle verdampft, um die Milben abzutöten, aber das sei «schwierig, aufwendig und nicht immer erfolgreich».
Härtere Mittel, die in anderen Ländern, aber nicht in Deutschland zugelassen sind, seien unter Experten stark umstritten: Rückstände könnten ins Wachs oder in den Honig gelangen. «Es gibt keine Patentlösung.»
Die Milbe stammt ursprünglich aus Asien und kam in den 1960er Jahren nach Europa. «Heute ist
Varroa destructor die größte Gefahr für unsere Bienenvölker.»
Vieles weise auf eine deutliche Zunahme der Varroamilben hin: In einer Langzeitstudie des Oberurseler Instituts seien die Befallszahlen zuletzt steil nach oben gegangen. «Dieses Jahr haben wir so viele Milben gezählt wie in keinem Jahr seit 2008.» (dpa)