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09.06.2016 | 06:43 | Ökostrom-Förderung 

Schwarz-rote Ökostromreform beschlossen

Berlin - Die Förderung von Ökostrom in Deutschland soll vom kommenden Jahr an komplett umgestellt werden.

Ökostrom-Förderung
Bei der Energiewende wird ein neues Kapitel aufgeschlagen. Bund und Länder nehmen Tempo raus, Ökostromanbieter müssen stärker miteinander um Fördergelder konkurrieren. (c) proplanta
Die Bundesregierung brachte am Mittwoch in Berlin eine umfassende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) auf den Weg.

Betreiber größerer Windparks oder Solaranlagen sowie von Biogas-Anlagen bekommen künftig für ihren eingespeisten Strom keine feste, gesetzlich festgelegte Vergütung mehr. Stattdessen werden neue Projekte ausgeschrieben. Wer am wenigsten Subventionen pro Kilowattstunde Strom verlangt, erhält dann den Zuschlag.

Für Betreiber einer privaten Solaranlage auf dem Dach ändert sich praktisch nichts. Bis zu einer Leistung von 750 Kilowatt kommen sie weiter in den Genuss der gesetzlichen Förderung.

Opposition und Umweltschützer warfen der Regierung vor, das Tempo der Energiewende zu stark zu drosseln und damit die Erneuerbaren auszubremsen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) wiesen das zurück.

Merkel erklärte bei einem Kongress der Energie- und Wasserwirtschaft in Berlin, warnende Kassandra-Rufe, der Ausbau der erneuerbaren Energien komme zum Erliegen, seien «absolut falsch». Der Staat könne bei der Ökostrom-Förderung nicht tatenlos zusehen, dass «manch einer zu sehr profitiert». Die Akzeptanz der Energiewende bei den Bürgern hänge wesentlich von der Bezahlbarkeit ab, sagte Merkel.

Bis zu 25 Milliarden Euro müssen die Verbraucher pro Jahr über den Strompreis bezahlen, was Betreiber von Ökostrom-Anlagen aus Wind, Wasser, Sonne und Biogas als Förderung erhalten.

Für Gabriel ist die Reform einer der letzten großen Bausteine: «Die Energiewende «Made in Germany» macht damit große Fortschritte.» Der 2011 mit dem Atomausstieg nach der Fukushima-Katastrophe eingeleitete Umbau der Energieversorgung sei nicht mehr rückgängig zu machen.

Die Einigung von Bund, Ländern und Koalition ist teuer erkauft. So holte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) für seine Landwirte heraus, dass Biogas-Anlagen, die besonders viel Subventionen verschlingen, stärker gefördert werden als von Gabriel geplant - Zusatzkosten: nach Berechnungen des Wirtschaftsministers rund 2,4 Milliarden Euro in den nächsten sechs Jahren. Umgekehrt haben aber auch andere Länderchefs etwa bei neuen Windrädern an Land Nachforderungen durchgesetzt.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter kritisierte, die Regierung Merkel sabotiere die Energiewende und den Klimaschutz. «Mit weiterem Störfeuer aus der Union ist zu rechnen.» Bevor die Reform Anfang 2017 in Kraft tritt, müssen noch die Fraktionen von Union und SPD im Bundestag zustimmen. Auch braucht die Regierung grünes Licht von der EU-Kommission. Greenpeace fürchtet, dass Gabriels Pläne das Ausbautempo der letzten Jahre halbieren könnte: «Mit diesem EEG bricht die Bundesregierung jegliche Zusage der Pariser Weltklimakonferenz.»

Deutschland will bis 2025 einen Ökostromanteil von 40 bis 45 Prozent erreichen und auch den Treibhausgas-Ausstoß massiv reduzieren. Derzeit hat grüner Strom einen Anteil von 33 Prozent. Hauptknackpunkt der Energiewende sind fehlende Stromleitungen. Im Norden wird sehr viel Windstrom produziert, der aber nicht in die Industriezentren im Süden kommt.

Die drohenden jahrelangen Verzögerungen beim Bau großer Nord-Süd-Stromautobahnen verteidigte Merkel als notwendiges Übel. Die Regierung habe sich nach einer nüchternen Abwägung für einen Vorrang von Erdkabeln entschieden. Das sei schneller, als jede Leitung durch alle Gerichtsinstanzen zu klagen.
dpa
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kurri Altbauer 85 schrieb am 11.06.2016 11:00 Uhrzustimmen(65) widersprechen(28)
Die Regierung hat das EEG erheblich geändert. Als Begründung werden die 25 Mrd.€ genannt, die der Stromkunde für das EEG aufbringen muss. Für mich stellen sich doch viele Fragen, ob da auch alles richtig ist! Ich vermute in der Hauptsache wahltaktische Beweggründe. Es hat in der Vergangenheit sehr vieles gegeben was man der Öffentlichkeit verschweigt! Da ist z. B. der in der Nord- und Ostsee erzeugte Strom, es wird immer behauptet es sein besonders kostengünstig. Andere sagen, es sei der am teuersten erzeugte Strom. Was ist denn nun richtig, wem kann man noch vertrauen? Für den Transport des Onshore Stroms sollen riesige Masten für die Stromautobahnen errichtet werden. Dieselbe Energiemenge kann man in Gasform durch ein 60 cm Durchmesser starkes Rohr nach dem Süden transportieren! Es entfiele damit die sündhafte teuren Erdkabel. Sind eigentlich schon alle Windparks angeschlossen, ich entsinne mich, das vor einiger Zeit darüber berichtet wurde, wonach das nicht so ist. Es fließt eine Menge Geld in deren Unterhaltung! Der Inhaber dieser Parks erhält sogar Geld für den nicht erzeugten Strom!! Hier ist mal sehr dringlichst eine unabhängige Überprüfung erforderlich! Wie will man die in Paris ausgehandelten Vereinbarungen zur Begrenzung der Erderwärmung erreichen, wenn immer nur auf die Interessen von EON & Co. Rücksicht genommen wird? Da haben die in der Opposition befindlichen Parteien doch wohl recht! Haben die Wetterkapriolen vor allem im Süden immer noch nicht für ein verantwortungsvolles Handeln gesorgt? Das was unsere Politiker an Leistung „abliefern“ ist ungenügend, sie schielen immer nur auf Meinungsumfragen etc. Lange kann ich nicht mehr tatenlos zusehen!
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