Insgesamt stand der
Weizenmarkt aber spürbar unter Druck. In Chicago verlor Weizen beim Fronttermin seit dem Wochenbeginn bis zur Wochenmitte um 6,50 EUR/t auf 132,60 EUR/t, an der
MATIF gab Weizen um 6,75 EUR/t auf 156,00 EUR/t nach, der Preisabstand zu US-Weizen verkürzte sich auf 23,40 EUR/t.
Bearishe Impulse lieferte zunächst die neue Prognose des kanadischen Statistikam-tes Statscan, welches die kanadische
Weizenernte auf 30,5 Mio. t veranschlagte, gut 10,5 % höher als im Vorjahr. Dabei geht der Zuwachs überwiegend auf das Konto von Hartweizen, soll die Ernte von 5,39 Mio. t im Vorjahr auf 6,81 Mio. t ansteigen. Dies dürfte den Wettbewerbsdruck auf dem nordamerikanischen Kontinent zusätzlich verstärken, dabei rangieren die Qualitäten ähnlich schwächer wie in den USA. In den USA nähert sich die Sommerweizenernte langsam dem Ende, dabei liegen die Proteinwerte mit 13-13,5% leicht unter dem Fünf-Jahresschnitt. Die Exporte an US-Weizen in der vergangenen Woche lagen mit 489.500 t zwar im Rahmen der Erwartungen, den Handel überzeugen konnte sie dennoch nicht.
In der EU trieb der gestrige EU-Mars Report die Weizenkurse spürbar nach unten. Entgegen der allgemein rückläufigen Erwartungen bei der EU-Weizenernte korrigierte der Prognosedienst der
EU-Kommission Mars die Ernte nur marginal nach unten, beim Durchschnittertrag von 5,63 t/ha soll das Niveau kaum vom Fünf-Jahresschnitt von 5,60 t/ha abweichen. Dabei rechnete Mars mit allenfalls um 11 % geringeren Erträgen in Frankreich und nicht wie Agreste mit einem Minus von 21 %.
In der Summe erwartet Mars, dass die Rekordernten in Spanien, Rumänien und Ungarn die schwachen Ernten in Deutschland und Frankreich kompensieren. Mit Spannung werden daher noch die Ernten im Norden Europas erwartet, deren Ausgang womöglich noch für einige Überraschungen sorgen könnte. In Deutschland veranschlagte der
DBV per drittem
Erntebericht die
Getreideernte mit 43,5 Mio. t um 11 % kleiner als im Vorjahr, die Weizenernte soll um 3,3 Mio. t auf knapp 23 Mio. t zurückgehen.
Dabei bestätigten sich die außerordentlich schwankenden Erträge, hl-Gewichte und RP-Werte. Sind im Norden und Osten Deutschlands die Kornausbildung, hl-Gewichte, Protein-Kleber-Verhältnis und Fallzahl überwiegend zufriedenstellend, ist im Süden und Westen viel Getreide mit niedrigen Fallzahlen und schwachen hl-Gewichten gedroschen worden, vielerorts musste Weizen nachgetrocknet werden. Niedrige hl-Gewichte führen zu einer schlechteren Mehlausbeute, was sich nachteilig auf die Produktionskosten niederschlägt. Daher ist der Bemusterungsaufwand für Weizen in diesem Jahr beträchtlich. Die Problematik wegen zu hoher DON-Werte ist weniger dramatisch als erwartet.
Die Exportentwicklung für EU-Weizen in Drittländer entwickelte sich jedenfalls positiv, mit knapp 3,57 Mio. t Weizen lagen die Exporte bis Mitte August um 0,7 Mio. t über dem Vorjahresstand und um 1 Mio. t höher als 2014/15, dabei exportierten Frankreich knapp 1,05 Mio. t, Rumänien 840.243 t und Deutschland 477.858 t.
Am Schwarzmeer sprach zuletzt alles weiterhin für sehr gute Weizenernten in der Ukraine und Russland. In der Ukraine hob UkrAgroConsult seine Schätzung für Getreide um 1,7 Mio. t auf 62,7 Mio. t, für Weizen von 25 Mio. t auf 26 Mio. t an, was aber längst eingepreist ist. In Russland gehen die Prognosen bereits auf bis zu 67 Mio. t Weizen hoch. Dabei will Russland einmal wieder die Exportsteuer für Getreide senken. In der Summe muss die Schwarzmeerregion gut 10-12 Mio. t mehr Weizen exportieren als im Vorjahr. Dass vom Schwarzmeer erheblicher Exportdruck kommt, zeigt die Exportentwicklung, wurden bis Mitte August bereits 4,88 Mio. t Getreide aus dem Schwarzmeerraum exportiert, gegenüber 4,72 Mio. t Vorjahr, wobei 2,43 Mio. t auf Weizen entfallen. Diese Woche kamen Weizenexporte von rund 0,5 Mio. t aus der Ukraine und von 473.000 t Weizen aus Russland hinzu, wobei die Exportpreise für Futterweizen zuletzt bei 123,60 EUR/t und für Mahlweizen bei 132,43 EUR/t FOB Schwarzmeer lagen, im Vergleich zu EU-Weizen 160,00 EUR/t FOB Rouen.
Fazit: Das Preisgefälle zwischen West- und Osteuropa könnte kaum ausgeprägter sein als derzeit, liegen zwischen Exportpreisen rund 35-36 EUR/t Preisdifferenz beim Mahl-Weizen. Es ist daher nur eine Frage der Zeit, wann der Preisabstand stärker zusammenschmilzt, abhängig von den jeweiligen Frachtraten. Aber so lange der Export für EU-Weizen floriert, kann noch nicht viel anbrennen.