Der Unkrautvernichter ist sehr wirksam und wird weltweit genutzt, er steht aber im Verdacht, Krebs zu erregen und die Umwelt zu schädigen. Die aktuelle Zulassung in Europa läuft Mitte Dezember aus. Da die
EU-Kommission für eine Verlängerung um zehn Jahre keine Unterstützung fand, schlug sie am Donnerstagabend fünf Jahre vor. Experten der EU-Länder sollen am 9. November entscheiden.
Ob Deutschland den Vorschlag mitträgt, ist fraglich. Schon die amtierende Bundesregierung ist in der Frage uneins und hat sich im Kreis der EU-Länder enthalten.
Die Grünen kämpfen als Partner einer möglichen Jamaika-Koalition gegen Glyphosat. «Der neue Vorschlag ist ein reiner Scheinkompromiss, wenn sich außer der Jahreszahl nichts ändert», erklärte der Bundestagsabgeordnete
Harald Ebner am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.
Zwar hatte auch das Europaparlament eine Frist bis 2022 gefordert, also ebenfalls fünf Jahre. Dabei gehe es aber nicht um eine reine Verlängerung, sondern um den schrittweisen Ausstieg, betonte Ebner. «Solange die EU-Kommission davon nichts in ihren Vorschlag aufnimmt, wird er keine Mehrheit finden.» Die Zeit sei reif für den Glyphosat-Ausstieg.
Die Kommission spielt den Ball jedoch zurück. Sie verweist auf die EU-Verordnung über Pflanzenschutzmittel, wonach auch nach einer europäischen Zulassung jedes Mitgliedsland selbst noch einmal entscheiden und bei ernsten Bedenken die Lizenz verweigern kann. «Ein
Pflanzenschutzmittel darf nur in Verkehr gebracht oder verwendet werden, wenn es in dem betreffenden Mitgliedstaat gemäß der vorliegenden
Verordnung zugelassen wurde», heißt es im Regelwerk.
Eine Kommissionssprecherin betonte am Freitag: «Die Mitgliedstaaten sind dafür verantwortlich, Pflanzenschutzmittel auf ihren Märkten zuzulassen. Es ist ihre Verantwortung zu entscheiden, für wie lange und welche Bedingungen für die Nutzung der Produkte gelten.» Wenn unmittelbare Sorge um die Gesundheit von Menschen bestehe, könnten die Mittel sofort vom Markt genommen werden. Gebe es solche Bedenken nicht, könne dies mit einer kurzen
Übergangsfrist geschehen.
Wissenschaftler sind uneins über das Krebsrisiko durch Glyphosat. Die Internationale Krebsforschungsagentur der
Weltgesundheitsorganisation stufte
Glyphosat 2015 als «wahrscheinlich krebserregend» für Menschen ein. Die Lebensmittelbehörde Efsa und die Chemikalienagentur Echa kamen aber zu dem Schluss, dass verfügbare wissenschaftliche Erkenntnisse für eine solche Einstufung nicht ausreichten. Umweltschützer zweifeln ihrerseits an der Aussagekraft der zugrundeliegenden Studien.