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25.01.2009 | 07:32 | Weltsozialforum 2009 

Gleiches Thema, andere Antworten: Gegengipfel zu Davos in Brasilien

São Paulo - Wenn sich nächste Woche mehr als 40 Staats- und Regierungschefs ganz im Zeichen der Finanz- und Wirtschaftskrise in Davos zum Weltwirtschaftsforum einfinden, werden sie sich die Weltaufmerksamkeit mit der brasilianischen Amazonas-Metropole Belém teilen müssen.

Gegengipfel Davos in Brasilien
(c) proplanta
Denn dort findet der Gegengipfel zu Davos, das 9. Weltsozialforum, statt, zu dem etwa 100.000 Teilnehmer aus aller Welt erwartet werden. Auch sie suchen in zahllosen Diskussionsrunden und Vorträgen nach Lösungen und Wegen für eine bessere Welt. Allerdings, und das kann schon vor Beginn des Forums (27. Januar bis 1. Februar) sicher gesagt werden, werden sie zu ganz anderen Antworten kommen als die Staats- und Konzernlenker, die aus Sicht der Globalisierungsgegner die Verantwortung tragen für die Krise und die soziale Ungerechtigkeit in vielen Teilen der Welt.

Belém im Norden Brasiliens gelegen, zählt über 1,4 Millionen Einwohner und ist die Hauptstadt des Amazonas-Bundesstaates Pará. Seit Monaten gibt es kaum noch freie Hotelzimmer. Die Organisatoren des Weltsozialforums arrangierten für die Teilnehmer aus mehr als 150 Ländern 8.500 Betten in Privatunterkünften, die teils in den wegen ihrer hohen Kriminalität als äußerst gefährlich geltenden Gegenden der Stadt liegen. Dafür sind sie aber mit umgerechnet knapp 10 Euro günstig. Fast 2.600 Aktionen - Seminare, Märsche, Konferenzen, Kulturevents - wurden angemeldet. Hauptveranstaltungsorte sind zwei Universitäten.

«Wir sind gegen die neoliberale Globalisierung, gegen das Motto: "Alles für den Markt und die großen Multikonzerne" und gegen das radikale Modell, das nur eins im Auge hat: Produktion, Produktion, Produktion», sagt der Mitbegründer des Weltsozialforums, Cândido Grzybowski. Der Direktor des Brasilianischen Institutes für Sozial- und Wirtschaftsanalysen (Ibase) in Rio de Janeiro, sieht in der Krise auch eine Chance. «Es gibt uns die Gelegenheit zu zeigen, dass andere Wege möglich sind.»

Das Forum, das seit seiner Gründung 2001 schon vier Mal (2001, 2002, 2003, 2005) in Brasilien (Porto Alegre) stattfand, ist keine Institution. Es werden auch keine Beschlüsse gefasst. Vielmehr versteht sich der Gipfel als Ideenschmiede, als Plattform für Nichtregierungsorganisationen, Kirchen, Gewerkschaften und Aktive jeglicher Couleur aus allen zivilgesellschaftlichen Bereichen der ganzen Welt. Es gibt aber einige Regeln und eine besagt, dass eigentlich keine Staatschefs eingeladen werden. Die laden sich aber regelmäßig selbst ein und so werden dieses Jahr Brasiliens Präsident Luiz Inácio da Silva, Venezuelas Präsident Hugo Chávez und Boliviens Präsident Evo Morales erwartet.

Eines der Hauptthemen bei der 9. Auflage des Forums ist der Amazonas und der Regenwald, dessen Schicksal mit dem der brasilianischen Ureinwohner untrennbar verknüpft ist. Trotz ehrgeiziger Pläne und Beteuerungen aus Brasília geht die Zerstörung des einzigartigen Biotops weiter: Allein zwischen August 2007 und Juli 2008 wurden etwa 12.000 Quadratkilometer Regenwald vernichtet. Das entspricht einer Fläche 13 mal so groß ist wie die Berlins. 

Dass Änderungen machbar sind, davon sind die Organisatoren des Weltsozialforums fest überzeugt. «Eine andere Welt ist möglich», formulierten sie schon 2001. Der Soziologe Grzybowski erinnert auch an das Kampagnen-Motto von neuen US-Präsidenten Barack Obama: «Yes, we can.» Mit Blick auf Davos fragt er sich aber: «Was haben Sarkozy, Berlusconi und Merkel (in der Krise) zu sagen? Welche Alternativen haben sie?» Die Antwort folgt auf dem Fuße und Grzybowski schwant nichts Gutes. «Noch niemals waren die Staatschefs so verloren wie jetzt. Sie sind noch "verlorener" als ein Bauer im Amazonas-Regenwald.» (dpa)
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