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20.11.2023 | 08:25 | Künstliche Fleischimitate 

Herstellung von Laborfleisch wirft ethische sowie ökologische und soziale Fragen auf

Wien - Künstlich erzeugte Fleischimitate werden von Großkonzernen als Zukunftslösung für Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Tierwohl gesehen. Allerdings wirft ihre Herstellung sowohl ethische als auch ökologische und soziale Fragen auf.

In-vitro-Fleisch
Österreichisch-Schweizerisches Positionspapier klärt über wichtige Sachverhalte zum Laborfleisch auf. Gefordert wird Transparenz gegenüber den Verbrauchern. (c) Alfred Bondarenko - fotolia.com
Darauf wird in einem Positionspapier hingewiesen, dass der österreichische Verein „Wirtschaften am Land“ in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Bauernverband (SBV) verfasst hat. Vorgestellt wurde das Papier am Dienstag (14.11.) von Vereinsobmann Josef Plank, der auch dem Agrarausschuss im Wiener Nationalrat als Obmann vorsteht, SBV-Direktor Martin Rufer und dem Präsidenten des Österreichischen Bauernbundes, Georg Strasser.

Nach Darstellung von Plank ist die Herstellung von künstlichen Fleischimitaten ein Dilemma. Für eine effiziente Produktion brauche es „fötales Kälberserum“, also Blut, das Kälberföten entnommen werde, wobei Mutterkuh und Kalb sterben. Die Versprechen der Hersteller könnten daher aus tierethischer Sicht nicht gehalten werden. Zudem müssten bei Fleischimitaten natürliche Funktionen wichtiger Organe durch externe Energiequellen kompensiert werden, erläuterte Plank. Dadurch würden bis zu 25-mal mehr CO2-Äquivalente freigesetzt als bei natürlich hergestelltem Fleisch.

Vorhandene Ressourcen nutzen

Das Argument, dass künstlich erzeugte Fleischimitate weniger CO2 verursachten als natürliches Fleisch, sei somit kaum haltbar, stellte Plank fest. Angesichts dieser Herausforderungen seien die Versprechen der wenigen Großinvestoren und Konzerne, in deren Händen die Produktion von künstlich erzeugten Fleischimitaten liege, zu hinterfragen, so Plank. „Hier geht es um Arbeitsplätze und Wertschöpfung im ländlichen Raum, die wegzufallen drohen“, warnte der Vereinsobmann. Er forderte die Hersteller auf, jene Ressourcen zu nutzen, die auch zur Verfügung stehen.

Aspekt der Kulturlandschaft berücksichtigen

Rufer verlangte Transparenz gegenüber den Konsumenten. Es müsse klar gesagt werden, was Fleischimitate aus dem Labor seien, nämlich künstlich und industriell hergestellte Produkte. „Damit stehen die Produkte im völligen Wiederspruch zur Ausrichtung der Landwirtschaft in den Alpenländern“, betonte der SBV-Direktor. Diese setze nämlich auf eine naturnahe Produktion und wolle damit die Verbraucher begeistern. Rufer erinnerte auch daran, dass das Grünland nur dank der Wiederkäuer - insbesondere den Rindern - für die Humanernährung genutzt und gleichzeitig so eine attraktive Kulturlandschaft geschaffen werden könne. Es gelte, diesen Aspekt in der Debatte um Fleischimitate aus dem Labor zu berücksichtigen.

Gegen eine Gleichstellung

Strasser sprach sich für einen faktenbasierten Dialog mit der Gesellschaft aus. Er kündigte an, dass sich der Berufsstand gegen die Gleichstellung der natürlichen Produkte der Bauern mit künstlich erzeugten Nahrungsmitteln wehren werde. „Die Konsumenten müssen erkennen können, was sie kaufen“, so Strasser. Deshalb setze er sich für eine klare Kennzeichnung von Fleischimitaten in Europa ein. Zudem brauche es wissenschaftsbasierte Antworten auf die Frage, welche Auswirkungen Fleischimitate auf die landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten, die Kulturlandschaft sowie Klima und Umwelt haben. „Den unreflektierten Feldzug gegen das Naturprodukt Fleisch lehnen wir ab“, stellte der Verbandspräsident klar.
AgE
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