Zwar stieß die am Montag (17.10.) beim Agrarrat in Luxemburg vorgestellte deutsch-französische-Initiative zu dieser Thematik bei den übrigen Ressortchefs im Großen und Ganzen auf Wohlwollen. Sie wollen aber zunächst, dass die Brüsseler Behörde für Klarheit über die möglichen wirtschaftlichen Folgekosten eines kompletten Tötungsverbots sorgt.
In der Erklärung, die von sieben weiteren Mitgliedstaaten, darunter Spanien, Österreich und Finnland, unterstützt wird, heißt es unter anderem, dass entsprechende Praktiken von der Mehrheit der Verbraucher nicht mehr länger toleriert würden. Wenig Neues im Vergleich zu ihren schon beim Agrarrat im Sommer 2021 gemachten Aussagen konnte indes die zuständige Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides berichten.
Die bereits in Deutschland und Frankreich gesammelten Erfahrungen würden nun für die Erstellung einer EU-weiten Folgenabschätzung genutzt, erklärte die Zypriotin. Sie betonte, dass es keine moralische Rechtfertigung für das Kükentöten gebe. Die höheren Energiekosten könnten nach Einschätzung der Gesundheitskommissarin ein ökonomischer Anreiz für ein Verbot der systematischen Tötung männlicher Küken sein.
Wenn die Geschlechtsbestimmung im Idealfall vor der Bebrütung durchgeführt würde, könne man zugleich Kosten sparen. Ohne Details zu nennen, bekräftigte Kyriakides, dass ihre Behörde im kommenden Jahr einen Legislativvorschlag vorlegen werde. Sie könne sich einen schrittweisen Ausstieg aus dieser Praxis vorstellen.
Verweis auf WettbewerbsgleichheitFrankreichs
Landwirtschaftsminister Marc Fesneau mahnte die zeitnahe Vorlage einer Folgenabschätzung an. Mit Nachdruck stellte er klar, dass die Praxis des Kükentötens vom Verbraucher nicht mehr gewünscht sei und sich auch aus moralischen Gründen verbiete. Die für Deutschland nach Luxemburg gereiste Staatssekretärin im
Bundeslandwirtschaftsministerium, Silvia Bender, hob hervor, dass ein Verbot in der Europäischen Union auch aus Gründen der Wettbewerbsgleichheit erfolgen müsse.
Insgesamt habe Deutschland trotz andauernder Herausforderungen, die ein Verbot der Praxis mit sich bringe, gute Erfahrungen gemacht. Derweil befürworteten die Niederlande zwar ein Verbot. Allerdings verwiesen sie auf mögliche negative Folgen. Beispielsweise wäre die Ausfuhr lebender männlicher Küken in Drittstaaten nicht wirklich ein Beitrag zum Tierwohl. Dänemarks Landwirtschaftsminister Rasmus Prehn gab indes die Einschätzung wieder, dass die systematische Tötung der Eintagsküken kein Problem des Tierwohls sei, solange dies fachgerecht erfolge. Er räumte allerdings ein ethisches Dilemma ein.
Hohe Zusatzkosten für BrütereienMinister der östlichen Mitgliedstaaten warnten vor hohen Zusatzkosten für die Brütereien. Rumäniens
Agrarminister Petre Daea mahnte für den Fall einer EU-weiten Regelung eine hinreichende Kofinanzierung aus Brüssel an. Zudem sollten die neuen Vorschriften schrittweise und mit hinreichenden Übergangszeiträumen eingeführt werden.
Ähnlich äußerte sich Kroatiens
Landwirtschaftsministerin Marija Vučković. Die Delegationen aus Bulgarien und Ungarn zeigten sich zudem besorgt darüber, wie sich im Fall eines EU-weiten Kükentötungsverbotes das Eierangebot entwickelt. Dieses könnte sich dann verknappen. Ungarn appellierte an die
EU-Kommission, bei der geplanten Folgenabschätzung auch die sozioökonomischen Effekte zu beachten.