„Wir fordern den Lebensmitteleinzelhandel auf, seine für uns Landwirte vernichtenden Dauertiefpreise für Milchprodukte, Fleisch und andere Lebensmittel einzustellen und unverzüglich zu für alle Marktteilnehmer auskömmlichen Preisen zurückzukehren. Es kann nicht sein, dass der Handel einen gnadenlosen Verdrängungswettbewerb zu Lasten der Landwirtschaft und ihrer Marktpartner führt. Solches Geschäftsgebaren ist skandalös. Es würde nicht nur viele Höfe ihre Existenz kosten, sondern auch die Versorgungssicherheit und Vielfalt heimischer
Agrarprodukte gefährden. Danke, jetzt reicht’s! Es ist jetzt für den Lebensmitteleinzelhandel dringend an der Zeit, sich der Verantwortung für die heimische Landwirtschaft zu stellen.“ Das erklärt Präsident Joachim Rukwied vom Landesbauernverband in Baden-Württemberg (LBV) anlässlich einer Testkauf-Aktion am 12. Juni 2009 in der Filiale von
Aldi Süd in der Stuttgarter Innenstadt (Marienstraße).
An der spontanen Aktion nahmen am frühen Nachmittag – im Anschluss an die Pressekonferenz anlässlich des bevorstehenden Deutschen Bauerntages (30. Juni bis 2. Juli 2009) in Stuttgart – unter anderen LBV-Präsident Joachim Rukwied, die drei Vizepräsidenten des Landesbauernverbandes, Gerhard Glaser, zugleich Vorsitzender des LBV-Milchausschusses, Hans Götz und Klaus Mugele, Vorsitzender des LBV-Fachausschusses Vieh und Fleisch, sowie der Generalse-kretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Helmut Born teil.
Der Bauernprotest vor Aldi Süd in der Stuttgarter Innenstadt ist Teil der bundesweiten Aktionsmaßnahmen unter dem Motto „Danke, jetzt reicht’s“, die vor dem Deutschen
Bauerntag mit Blick auf die nächsten Treffen der EU-Regierungschefs (17./18. Juni 2009) und des EU-Agrarministerrates (22./23. Juni 2009) stattfinden und die ruinöse Handelspolitik des Lebensmitteleinzelhandels anprangern.
Die Landwirte kauften in der Aldi-Filiale insbesondere Konsummilch zu gerechten, auskömmlichen Preisen auf, klebten „Danke, jetzt reicht’s“-Aufkleber auf die Milchtüten und erläuterten den Beschäftigten und Kunden den Zusammenhang zwischen ruinösem Preisdruck der Discounter, Existenznot der Landwirte und Versorgungssicherheit der Verbraucher. Die aufgekauften Produkte wurden von den Aktionsteilnehmern unentgeltlich an gemeinnützige Einrichtungen abgegeben.
Bauernpräsident Rukwied fordert die Discountketten und Handelskonzerne auf, die Existenz vernichtenden Dauertiefpreise unverzüglich anzuheben und die Preise auf einem für die Erzeuger überlebensfähigen Niveau stabil zu halten. Der Lebensmitteleinzelhandel müsse aufhören, den Kampf um Marktanteile auf dem Rücken der heimischen Milcherzeuger auszutragen.
„Die Molkereiwirtschaft ist gefordert, der immensen Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels ein entsprechendes Gegengewicht gegenüberzustellen“, erläutert Rukwied. Hierfür müssten gangbare Wege geprüft und gegebenenfalls umgesetzt werden.
Alle an der Lebensmittelkette Beteiligten müssten sich ihrer Verantwortung für die baden-württembergische Milch- und Landwirtschaft stellen, mahnt der Bauernpräsident. Er fordert die Molkereien, Schlachtbetriebe und anderen Marktpartner sowie den Lebensmitteleinzelhandel umgehend zu Neuverhandlungen auf, um die Dauertiefpreispolitik zu beenden und damit die Grundlage für die Sicherung der Landwirtschaft in Baden-Württemberg zu legen.
Die Verbraucher haben es in der Hand, betont Rukwied, durch bewusstes Einkaufsverhalten die heimische Landwirtschaft zu stärken und damit auch künftig die Versorgung mit hochwertigen und sicheren Lebensmitteln aus dem Land zu gewährleisten. (lbv)