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27.11.2012 | 14:04 | Milchpreise 

Milchbauern setzen Protestaktion in Brüssel fort

Brüssel - Brennende Strohballen, blockierte Straßen und ein Milchsee: Die europäischen Milchbauern haben mal wieder für Aufruhr gesorgt im Brüsseler Europaviertel. Die Landwirte wollten mit den zweitägigen Protesten für höhere Milchpreise werben.

EU-Kommissar Dacian Ciolos
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EU-Kommissar Dacian Ciolos bei der Protestaktion der Milchbauern (c) EMB
Die Milchbauern haben am Dienstagnachmittag ihre zweitägigen Proteste in Brüssel beendet. 2.500 bis 3.500 Landwirte waren dem Protestaufruf nach Angaben der Veranstalter vom «European Milk Board» (EMB) gefolgt, 800 bis 1.000 davon mit Traktoren.

Die empörten Bauern hatten ihrem Ruf nach höheren Milchpreisen mit lautstarken Aktionen Nachdruck verliehen: Sie zogen im Hupkonzert durch das Europaviertel, verbrannten Strohballen und blockierten zeitweise die Zufahrt zur EU-Kommission. Am ersten Tag kam es vor dem Europaparlament zu Handgreiflichkeiten mit der Polizei.

EMB-Präsident Romuald Schaber zog eine positive Bilanz: «Die Beteiligung der Bauern war einfach genial», sagte er. EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos, der die Bauern am Dienstag getroffen hatte, habe Besserung in Aussicht gestellt.  Ciolos hatte bei den Gesprächen den Milchsektor zwar als eine seiner «Prioritäten» bezeichnet, aber vor allem um Geduld geworben. «Wir werden die Probleme nicht von heute auf morgen lösen», so Ciolos - und auch nicht in ein oder zwei Jahren.

Auch unter dem derzeitigen Quotensystem, das Obergrenzen für die europäische Milchproduktion vorsieht, gebe es Probleme. Die Milchquote soll 2015 auslaufen. Der EMB wirbt für eine Verlängerung, um die Preise zu stabilisieren. Ciolos sagte aber zu, mit den Bauern im Gespräch zu bleiben und ihre Vorschläge aufzugreifen.

Nach Darstellung des EMB treibt der niedrige Milchpreis die Bauern in die Pleite. 157.000 Betriebe in 17 europäischen Ländern hätten seit 2009 schließen müssen.

Laut Milchverband EMB liegt der durchschnittliche Literpreis für Milch in Europa bei etwa 30 Cent. Damit Milchbauern ihre Kosten decken können, seien jedoch mindestens 40 Cent nötig. Die EU-Kommission räumt die hohen Kosten ein, betont aber, die Milchpreise seien höher als bei der letzten Krise 2009 und gerade in den letzten Monaten angestiegen. Die europäischen Landwirtschaftsminister wollen bei ihrem Treffen am Mittwoch und Donnerstag auch über die Lage auf dem Milchmarkt beraten. (dpa)
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