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28.11.2020 | 02:09 | Nach Schlachthof-Skandal 
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Minister Hauk bringt Mindestpreis für Fleisch ins Gespräch

Stuttgart - Nach mehreren Schlachthof-Skandalen in den vergangenen Jahren und scharfer Kritik an den Missständen in den Betrieben zeigt sich CDU-Agrarminister Peter Hauk offen für einen Mindestpreis beim Fleisch.

Peter Hauk
Der Agrarminister schlägt nach dem Tierschutz-Skandal um einem Biberacher Schlachthof höhere Fleischpreise vor. Die Opposition zweifelt an der Glaubwürdigkeit des Vorschlags und sieht zudem anderen Handlungsbedarf. (c) proplanta
«Die derzeitigen Schweinefleischpreise von 1,19 Euro pro Kilo sind für alle Beteiligten ruinös», sagte er der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten» (Samstag). So seien Nutztierhaltung und das Schlachten nicht mehr darstellbar. «Man muss deshalb sogar darüber nachdenken, Mindestpreise für Fleisch einzufordern», sagte der Landesminister weiter.

Der Markt dürfe in einer sozialen Marktwirtschaft nicht ungebändigt bleiben.Auch schärfere Gesetze bei der Werbung mit Dumpingpreisen seien nicht ausgeschlossen. «Fleisch darf nicht als Ramschware über die Ladentheke gehen», sagte der CDU-Politiker.

Der Tierschutzexperte der SPD, Jonas Weber, bezeichnete Hauks Vorschlag am Freitag als «komplette Kehrtwende». Noch im vergangenen Jahr habe der Minister vehement jeden Vorschlag abgelehnt, der eine Abkehr von den ruinösen Fleischpreisen und mehr Tierwohl zusammenbringen wollte, teilte Weber mit. Es werde nicht lange dauern, um festzustellen, ob der Minister in dieser Sache tatsächlich tätig werde oder ob er wieder auf seinen alten Kurs einschwenke, sobald die jüngsten Skandale aus den Schlagzeilen sind. «Wir werden aufpassen», so der SPD-Politiker.

Der agrarpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Klaus Hoher, teilte mit, ein Mindestpreis löse keine Probleme, schaffe aber viele neue. Höhere Preise kämen nicht bei den Landwirten und regionalen Schlachthöfen an und flössen daher auch nicht in tiergerechtere Haltungsformen. «Wer Tierschutz will, muss Tierschutz verbindlich einfordern», teilte Hoher mit. In der Veterinärverwaltung mangele es zudem an Kontrollpersonal. Darum solle sich Minister Hauk kümmern, statt planwirtschaftliche Mindestpreise einzufordern und damit die Verantwortung von sich zu schieben.

Nach mehreren Tierschutzverstößen in Schlachthöfen im Land steht der Minister seit einigen Tagen in der Kritik. Zuletzt waren Bilder aus dem Schlachthof Biberach aufgetaucht, die zeigen, wie das Töten von Rindern durch fehlerhafte Bolzenschussgeräte qualvoll in die Länge gezogen wurde. Anfang 2018 war bereits ein Schlachthof in Tauberbischofsheim geschlossen worden, im Sommer traf es einen Betrieb in Gärtringen im Kreis Böblingen. Am Donnerstag kündigte Hauk mehrere Maßnahmen an, um die Kontrollen in der Branche zu verschärfen und regionale Schlachthöfe zu fördern.
dpa/lsw
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Kommentare 
scherlock schrieb am 30.11.2020 17:14 Uhrzustimmen(7) widersprechen(2)
Lieber maximilian
Die Schweinehaltung wird und wurde noch nie subventioniert, ausser bei Stallneu- oder -umbaumasnahmen. Das wars dann aber auch. Falls du mit den Agrarsubventionen die Flächenprämien meinst, die haben nicht das geringste mit der Schweinehaltung zu tun
Und ja, die momentanen Erlöse sind ruinös, und zwar ganz gewaltig. Das einzige was wirklich hilft ist die Schweinebestände langfristig abzustocken, die Schweine müssen einfach weniger werden. Und dies kommt bei den jetzigen Verhältnissen ganz automatisch.
maximilian schrieb am 29.11.2020 17:21 Uhrzustimmen(0) widersprechen(5)
Ehrlicherweise muss man dem Erzeugererlös anteilmäßig die Agrarsubventionen dazurechnen. und dann schauen, ob der Erlös wirklich so ruinös ist, wie der Berufsverband behauptet.
bauer k schrieb am 29.11.2020 11:08 Uhrzustimmen(15) widersprechen(1)
Vernünftige Erzeugerpreise, Tierwohl und Verbraucherpreis müssen endlich wieder eine Einheit bilden. Zur Zeit sind die Erzeugerpreise ruinös aber im Handel und im Handwerk sind die Preise kaum gesunken, bis auf Lockangebote. Wenn es dem Tier gut geht, sollte es auch dem Bauern gut gehen.
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