Demnach seien in 83 Prozent der untersuchten Geflügelchargen aus Nordrhein-Westfalen antimikrobiell wirksame Mittel gegeben worden, berichtete NDR Info am Freitag unter Berufung auf eine vom NRW-Verbraucherschutzministerium in Auftrag gegebene Untersuchung. In 17 Prozent der ausgewerteten Fälle seien die Mästfer ohne diese Mittel ausgekommen.
Teils seien bis zu acht verschiedene
Antibiotika ins Futter gemischt worden, berichtete der Sender. Ausgewertet wurden in der Studie des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Daten aus 182 Betrieben im ersten Halbjahr 2011. Ein Sprecher des Düsseldorfer Ministeriums wollte die Angaben nicht bestätigen. Die Ergebnisse würden noch ausgewertet und Mitte November vorgestellt.
Das Bundesverbraucherministerium in Berlin verwies darauf, dass es für den Einsatz von Antibiotika klare Regeln gebe. Für deren Überwachung seien die Länderbehörden zuständig. In der Massentierhaltung dürfen Antibiotika nicht als Wachstumsförderer, sondern nur aus medizinischen Gründen eingesetzt werden. Es sei zu begrüßen, wenn Kontrollen vorgenommen würden, sagte eine Sprecherin am Freitag in Berlin. Zu den Erkenntnissen aus Nordrhein-Westfalen könnten keine Angaben gemacht werden.
NDR Info berichtete, nach der Studie liege die Vermutung nahe, dass Antibiotika trotz Verbots als Wachstumsdoping eingesetzt würden. Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) wies dies zurück. «Das ist eine Unterstellung und schlicht nicht wahr», erklärte ZDG-Geschäftsführer Thomas Janning in Berlin. In der Massentierhaltung dürfen Antibiotika nur aus medizinischen Gründen verabreicht werden.
Die Geflügelwirtschaft will nach eigenen Angaben den Einsatz von Antibiotika künftig erfassen und Strategien zur Verringerung entwickeln. So wolle der Bundesverband der Geflügelschlachtereien den Einsatz von Antibiotika in den nächsten fünf Jahren um 30 Prozent reduzieren.
2010 wurden nach Angaben des Verbandes bundesweit 1,4 Millionen Tonnen Geflügel geschlachtet. Geflügelschlachtereien vermarkten das Fleisch der Tiere. Das Leben eines Huhnes dauert in der konventionellen Haltung vom Schlüpfen bis zur Schlachtung etwa 35 Tage. (dpa)