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29.10.2008 | 06:16 | Fischerei 

Ostsee-Fischer müssen weniger fangen - drastische Quoten-Kürzungen

Luxemburg - Die deutschen Ostsee-Fischer müssen ihre Fangmengen im kommenden Jahr teils drastisch zurückfahren.

Ostsee-Fischer
(c) Otto Durst - fotolia.com
Die zuständigen EU-Minister beschlossen am Montag in Luxemburg eine Kürzung der Fangquoten in der westlichen Ostsee von 39 Prozent beim Hering und von 15 Prozent beim Dorsch. Agrar-Staatssekretär Gert Lindemann sprach von einem «Ergebnis, bei dem wir zwar nicht jubilieren können». «Das ist unser Tribut an den Wiederaufbau des Bestands, den wir zahlen müssen», sagte er. «Wir müssen der Realität Rechnung tragen, dass wir kaum Zuwächse im Fischbestand haben.»

Insbesondere die Einschnitte beim Hering waren zuvor umstritten gewesen. EU-Fischereikommissar Joe Borg hatte eine Kürzung von 63 Prozent vorgeschlagen. Lindemann hatte dies als «nicht akzeptabel und auch nicht wissenschaftlich herleitbar» bezeichnet. Auch andere Ostseeanrainer wie Polen, Dänemark, Finnland, Schweden oder die baltischen Länder waren dagegen.

Dagegen folgte die Ministerrunde beim Dorsch den Vorschlägen der EU-Kommission. Im östlichen Teil wurde die Quote um 15 Prozent heraufgesetzt. Dort hätten sich die Bestände auch dank des geltenden Mehrjahres-Plans erholt, hieß es.

Die EU-Kommission wurde aufgefordert, bis Mitte nächsten Jahres einen Plan für die nachhaltige Bewirtschaftung des Hering zu erarbeiten. Anders als bei anderen Fischarten liegen die Probleme beim Hering Wissenschaftlern zufolge nicht in erster Linie an Überfischung.

Nach Angaben des Rostocker Instituts für Ostseefischerei gibt es seit fünf Jahren jährlich 30 bis 50 Prozent weniger Nachwuchs als im Vorjahr. Die Gründe sind noch unklar. Die Experten weisen aber darauf hin, dass im vergangenen Jahr die Quote nur um 10 anstatt wie von Experten vorgeschlagen um mindestens 20 Prozent reduziert wurde.

Die Minister senkten außerdem die Quoten für Scholle und Lachs um 5 Prozent sowie die für Sprotte um 12 Prozent. Die Quoten unter anderem auch für Nordsee, Atlantik und Mittelmeer werden bei Ministerräten im November und Dezember in Brüssel festgelegt werden. Frankreich hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne und leitet deshalb die Verhandlungen.

Die Minister einigten sich zudem auf eine gemeinsame Position der EU, die der Kommission zum Schutz des Atlantischen Thunfisches (ICCAT) vorgelegt werden soll. Diese tagt vom 17. bis 24. November in Marrakesch (Marokko). Der Umweltorganisation WWF zufolge stehen die Bestände des Roten Thun, auch bekannt als Blauflossen- oder Atlantischer Thunfisch, infolge jahrelanger Überfischung und illegaler Fänge kurz vor dem Zusammenbruch.

EU-Ratspräsident Michel Barnier zufolge einigte sich die Ministerrunde auf Schutzmaßnahmen, aber nicht auf einen von Umweltschutzorganisationen geforderten Fangstopp. Dazu zähle auch die Verringerung der Verarbeitungskapazitäten und eine Verkürzung der Fangsaison. «Ein Moratorium ist nicht der Weg, den die Minister gehen möchten», sagte der französische Agrarminister. «Wir möchten lieber eine strengere Bewirtschaftung in der gesamten Kette und schärfere Kontrollen.»

«Alle wissen, dass wir nicht mehr viel Zeit haben, bevor der Bestand kollabiert», warnte Borg. Die EU habe für die internationalen Verhandlungen «mutige Schritte» vorgeschlagen. «Wir sind bereit unsere Verantwortung zu übernehmen und alles dafür zu tun, dass der rote Thun nachhaltig befischt werden kann.» Dagegen hatten Umweltschutzorganisationen wie Oceania oder Greenpeace einen Fangstopp gefordert. «Frankreich, Italien und Spanien haben gezeigt, dass sie unfähig sind, die Schwarzfischerei unter Kontrolle zu bringen», sagte Greenpeace-Expertin Saskia Richartz. «Nur der Fangstopp kann den roten Thun vor dem Kollaps retten.» (dpa)
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