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21.02.2007 | 10:16 | Trinkwasserschutz 

Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Tolylfluanid sollen in Trinkwasserschutzgebieten verboten werden

Stuttgart - Ministerien teilen Untersuchungsergebnisse zum Pflanzenschutzmittelwirkstoff "Tolylfluanid" mit.

Pflanzenschutz
(c) proplanta
Nach neuesten Forschungsergebnissen, die zwischenzeitlich auch durch Untersuchungen in der Praxis bestätigt wurden, entsteht aus dem Pflanzenschutzmittel-Wirkstoff Tolylfluanid im Boden und in Gewässern ein Abbauprodukt, aus dem sich wiederum bei der Trinkwasseraufbereitung durch Ozonierung gesundheitlich unerwünschte Nitrosamine bilden können“, sagte der baden-württembergische Verbraucherschutzminister, Peter Hauk MdL, am Mittwoch (21. Februar) in Stuttgart.

„Mittel mit diesem Wirkstoff werden überwiegend im Sonderkulturanbau als Fungizide gegen Pilzkrankheiten verwendet. Die Ozonierung wird in der Trinkwasseraufbereitung zur Entkeimung eingesetzt.“ Durch die der Ozonierung üblicherweise nachgeschalteten Filterstufen werde das gebildete Nitrosamin größtenteils wieder abgebaut.

„Wir haben zum Schutz des Verbrauchers umgehend reagiert und ein vorsorgliches Verbot des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln, die den Wirkstoff Tolylfluanid enthalten, in Wasserschutzgebieten eingeleitet“, betonten Umweltministerin Tanja Gönner und Minister Peter Hauk. Ziel sei, die dazu notwendige Änderung der Schutzgebiets- und Ausgleichs-Verordnung (SchALVO) noch vor den kommenden Anwendungsterminen abzuschließen. Derzeit laufe die Anhörung der berührten Interessensgruppen.

Erste vom Land Baden-Württemberg, mit Schwerpunkt in Obst- und Weinanbauregionen, durchgeführte Untersuchungen von Grund- und Trinkwasserproben haben Gehalte des Tolylfluanid-Abbauproduktes "N,N-Dimethylsulfamid" (DMSA) von bis zu 0,016 Milligramm pro Liter im Grundwasser und bis zu 0,0034 Milligramm pro Liter DMSA im Trinkwasser ergeben. „Die Aufklärung der jeweiligen Verhältnisse vor Ort und die Bewertung möglicher Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung läuft“, so Minister Hauk. Weitere Untersuchungen seien veranlasst worden.

Bei den zuständigen Bundesbehörden wurden umgehend Bewertungen der gefundenen Gehalte des neuartigen Abbauprodukts DMSA und des bei der Ozonierung daraus entstehenden Nitrosamins angefordert. Nach einer aktuellen Veröffentlichung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit wurde für Pflanzenschutzmittel mit Wirkstoff Tolylfluanid, die im Freiland angewandt werden, das Ruhen der Zulassung angeordnet. Damit dürfen diese Mittel ab sofort weder vertrieben noch angewandt werden.

"Die bisherigen Ergebnisse sind umgehend mit der Zulassungsstelle für Pflanzenschutzmittel, dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), zusammen mit dem Hersteller des Wirkstoffes und mit Behördenvertretern der Länder Bayern und Baden-Württemberg sowie des Bundes erörtert worden", sagten Ministerin Tanja Gönner und Minister Peter Hauk. „Im Ergebnis bestand Einigkeit, dass der Wirkstoff Tolylfluanid in Wasserschutzgebieten nicht mehr eingesetzt werden soll.“

Nitrosamine, wie das durch die Ozonierung aus DMSA entstehende N-Nitrosodimethylamin, stünden im Verdacht, Krebs erregend zu sein. Sie seien zum Beispiel auch im Tabakrauch zu finden oder könnten in geräucherten Fleischerzeugnissen, aber auch in Handwaschpasten, Wimperntuschen und Luftballons vorkommen. (MLR-BW)

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