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21.05.2009 | 15:54 | Gentechnik  

Regierung vertagt Lösung des Gentechnik-Streits

Berlin - Der Gentechnik-Konflikt in der Bundesregierung ist noch nicht vom Tisch.

Regierung vertagt Lösung des Gentechnik-Streits
(c) Remar - fotolia.com
Erstmals trafen sich Forschungsministerin Annette Schavan und Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) am Mittwoch mit mehr als 20 Verbänden in Berlin zu dem Thema. Schavan und Aigner waren sich dabei zwar einig, die Forschung zu fördern, strittig ist aber weiter die kommerzielle Verwendung der Gentechnik. «Der Schutz von Mensch und Umwelt muss dabei Vorrang haben vor Gewinn und Markt, sogar vor möglichem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn», sagte Aigner. Schavan forderte eine stärkere Positionierung der deutschen Forschung im internationalen Wettbewerb. Beide kündigten eine Fortsetzung des Dialogs mit Experten an.

«Es gibt kein schlichtes "Weiter so!"», sagte Schavan. Die Forderungen der Forschung müssten ebenso berücksichtigt werden wie die Bedenken der Kritiker. «Der Mensch darf nicht alles, was er kann.» An dem Runden Tisch nahmen Vertreter von Forschung, Landwirtschaft, Wirtschaft und Kirchen teil. Gegner und Befürworter näherten sich aber kaum an. Die Forschung und die Industrie warnten vor Abwanderung, Umwelt- und Verbraucherschützer vor Risiken. Aigner hatte den Anbau von Genmais MON 810 des US-Konzerns Monsanto verboten und damit den Streit über Gentechnik neu entfacht.

Die deutschen Wissenschaftsorganisationen forderten eine stärkere Förderung des Anbaus von Genpflanzen auch im Kampf gegen Hunger. Eine pauschale Ablehnung der «grünen Gentechnik» schade dem Forschungsstandort Deutschland, erklärte der Präsident der Helmholtz- Gemeinschaft, Jürgen Mlynek, mit. BASF-Vorstand Stefan Marcinowski sagte: «Europa und Deutschland sind zwar noch in der Spitzenklasse der Forschung, aber bereits weit abgeschlagen in der Nutzung.» Die deutschen Pflanzenzüchter warnten: «Wir drohen weiter den Anschluss zu verlieren.» Sie forderten eine Debatte auf wissenschaftlicher Basis.

Grünen-Fraktionschefin Renate Künast sprach von einer Farce. Schavan habe schon zuvor deutlich gemacht: «Das Ergebnis soll pro Gentechnik lauten.» Die Umweltschutzorganisation Greenpeace bemängelte, dass nur wenige Kritiker der Gentechnik am Runden Tisch teilgenommen hätten. Dagegen lehne die Mehrheit der Verbraucher die Gentechnik in Lebensmitteln ab. Die Ökologische Lebensmittelwirtschaft kritisierte, dass die Verfechter der Gentechnik breiten Raum bekommen hätten. Die deutschen Umweltschutzverbände warnten, die kritischen Fragen zur Gentechnik seien noch nicht beantwortet. Die FDP-Agrarpolitikerin Christel Happach-Kasan nannte den Runden Tisch eine «ergebnislose Showveranstaltung». Sie hält das Anbauverbot von MON 810 für rechtswidrig.

Die einzige genveränderte Pflanze, die in der EU kommerziell angebaut werden darf, ist der Genmais MON 810. Darin ist ein Gift gegen den Schädling Maiszünsler eingebaut. Aigner hat Bedenken wegen möglicher Risiken für die Umwelt. In Bayern nimmt der Protest der Bauern gegen Gentechnik zu. In Berlin demonstrierten Mitglieder des Online-Netzwerks Campact gegen den Anbau von Genpflanzen. (dpa)
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