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30.04.2023 | 12:45 | Neue Züchtungstechniken 

Rukwied: Kein Patentschutz für genomeditierte Sorten!

Paderborn - Der Deutsche Bauernverband (DBV) warnt davor, dass mit den neuen Züchtungsmethoden das Verbot einer Patentierung von Pflanzen unterlaufen werden könnte.

Neue Züchtungstechniken
DBV-Präsident warnt vor Unterlaufen des Patentverbots - EU-Kommission gefordert - BDP-Vorsitzende Franck betont zentrale Rolle der Pflanzenzüchtung. (c) Remar - fotolia.com
Nach derzeitiger Rechtslage könnten genomeditierte Sorten unter das Patentrecht fallen und dadurch das bisherige erfolgreiche System des Sortenschutzes aushebeln, sagte DBV-Präsident Joachim Rukwied auf der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) am Mittwoch (26.4.) in Paderborn. Die EU-Kommission müsse dafür Sorge tragen, dass eine Anwendung der neuen Züchtungsmethoden nicht zu Biopatenten führt.

„Andernfalls wird der Berufsstand die Bemühungen zu einer Freigabe der Methoden nicht mehr unterstützen“, kündigte der Bauernpräsident an. Rukwied bekräftigte die Absage an Patente auf Organismen, biologisches Material oder Gensequenzen. Das sei sowohl eine ethische Frage als auch eine klare Forderung von Seiten der Landwirtschaft. Ein möglicher Einstieg in Biopatente hätte nach Einschätzung des DBV negative Folgen insbesondere für die mittelständischen Züchter in Deutschland und Europa.

Es sei zu befürchten, dass eine nicht unerhebliche Zahl an Unternehmen aus dem Markt ausscheiden und sich damit die Marktmacht der verbleibenden Unternehmen deutlich erhöhen werde. Auch eine Ausdünnung der gezüchteten Fruchtarten sei wahrscheinlich. All dies könne nicht im Sinne der deutschen Landwirtschaft sein, stellte Rukwied klar. Die BDP-Vorsitzende Stephanie Franck betonte die zentrale Rolle der Pflanzenzüchtung bei der Weiterentwicklung der Landwirtschaft und des Ernährungssystems in Richtung Ressourcenschonung. Ähnlich äußerte sich die Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Silvia Bender.

Ganzheitliche Betrachtung

Franck verwies in ihrer Rede auf die große Bedeutung der Pflanzenzüchtung für die Landwirtschaft der Zukunft. „Die Umstellung auf Bioökonomie und damit stark pflanzenbasiertes Wirtschaften bedarf eines umfassenden und nachhaltigkeitsorientierten Innovationssystems Pflanze“, führte die BDP-Vorsitzende aus. Eine ganzheitliche, ressortübergreifende Betrachtung, die den gesamten Wirtschaftskreislauf einbeziehe und insbesondere die jeweiligen Regulierungen beleuchte, sei dafür unverzichtbar. Dabei bezog sich die Verbandsvorsitzende konkret auf die anstehenden Entscheidungen auf EU-Ebene zum Saatgutrecht, zu den neuen Züchtungsmethoden sowie zu der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in empfindlichen Gebieten.

Solide Strukturen

Nach den Worten von Staatssekretärin Bender ist eine Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme Voraussetzung für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. „Für die nachhaltige Weiterentwicklung der Landwirtschaft nimmt die Pflanzenzüchtung eine zentrale Rolle ein“, hob Bender hervor. Es sei wichtig, mit Blick auf die Entwicklung klimarobuster Sorten auf eine starke Züchtungswirtschaft mit soliden Strukturen zurückgreifen zu können. Die Bundesregierung werde die Branche durch Forschungsförderung beispielsweise in den Bereichen Resistenzzüchtung und Kulturartenvielfalt weiter unterstützen, so Bender.

Erweiterter Werkzeugkasten

Neue Wege in der Pflanzenzüchtung erfordert nach Auffassung von DBV-Präsident Rukwied der Klimawandel. „Ohne die neuen Züchtungstechniken werden wir diese Herausforderungen nicht meistern können“, sagte Rukwied. Voraussetzung dafür sei ein neuer Rechtsrahmen. „Das derzeitige Gentechnikrecht ist für die neuen Züchtungstechniken nicht sinnvoll anwendbar“, stellte Rukwied klar. Es bilde eine faktische Blockade.

Der DBV-Präsident geht davon aus, dass die neuen Züchtungstechniken imstande sind, den Züchtungsprozess zu beschleunigen und alte Landsorten sowie stressresistente Wildsorten schneller zu domestizieren. Die Anwendungsbereiche lägen in einer Verbesserung von Ertrags- und Wachstumseigenschaften, einer höheren Nahrungs- und Futtermittelqualität sowie einer verbesserten Krankheitsresistenz. „Die Genomeditierung erweitert den Werkzeugkasten der Pflanzenzüchtung und hat unter den richtigen Rahmenbedingungen großes Potential auch für die Erreichung der Farm-to-Fork-Strategieziele“, fasste Rukwied seine Position zusammen.
AgE
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