So umriss der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Gerd
Sonnleitner, beim heutigen Neujahrs-Pressegespräch die aktuelle Situation: Rückläufige Nachfrage und starker Preisverfall bei Agrarprodukten als Folge der Finanzkrise bekommen leider auch die bayerischen Bauernfamilien zu spüren.
„Momentan ist der Preisdruck enorm, während auf der anderen Seite die Kostenbelastung im zurückliegenden Jahr stark zugenommen hatte“, betonte Sonnleitner. Er forderte deshalb die Politik auf, die bayerischen Familienbetriebe umfassend bei den Konjunkturprogrammen des Bundes und in Bayern zu berücksichtigen. „Alle landwirtschaftlichen Betriebe brauchen jetzt Signale, die Mut machen“, sagte Sonnleitner. Schließlich stehe die bayerische Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft für 600.000 Arbeitsplätze und 15 Prozent des Produktionswertes der bayerischen Gesamtwirtschaft.
Um bäuerliche Familien jetzt gezielt zu stärken forderte Sonnleitner, Wettbewerbsnachteile abzubauen und die Betriebe von Kosten zu entlasten. Vor allem müsse die Steuer beim Agrardiesel auf das Niveau der EU-Wettbewerber gesenkt und die Ober- und Untergrenze abgeschafft werden. Zudem müsse der Bundeszuschuss zur landwirtschaftlichen Unfallversicherung von 200 Millionen Euro über 2009 hinaus erhalten werden und die Bauern bräuchten eine steuerliche Möglichkeit einer Risikoausgleichsrücklage sowie verstärkte, degressive Abschreibungsmöglichkeiten. Unser Land braucht die Bauernfamilien, ihre Produkte, ihre Werte und die Leistungen, die sie für die Gesellschaft erbringen“, sagte Sonnleitner.
Health Check: Modulation trifft jeden zweiten Betrieb Neben der Finanzkrise belasten die Bauern auch politische Themen auf europäischer Ebene. Enttäuschend sei beim Health Check, dass die Direktzahlungen durch eine schrittweise Modulation von 5 auf 10 Prozent weiter gekürzt wurden und die Milchquote um insgesamt 5 Prozent erhöht werden soll. „Während in den letzten Wochen und Monaten in Folge der Finanzkrise einer Branche nach der anderen unter die Arme gegriffen wird, will man die Bauernfamilien durch direkt einkommenswirksame Kürzungen wirtschaftlich schwächen“, erklärte Sonnleitner. Immerhin sei jeder zweite Betrieb in Bayern von der Erhöhung der Modulation betroffen. Der Beschluss zur Erhöhung der
Milchquote sei gerade unter den aktuell höchst schwierigen Marktbedingungen pures Gift. Positiv sei allerdings, dass ein Milchfonds gebildet und die Quotenbindung bei der Investitionsförderung abgeschafft wird.
Chancen und Herausforderungen für die Zukunft
„Die Land- und Forstwirtschaft ist eine Schlüsselbranche für eine nachhaltige und prosperierende Zukunft Bayerns, Deutschlands und der EU. So groß wie die Chancen sind auch die Herausforderungen auf den Märkten wie in der Politik“, sagte Sonnleitner. Der Bayerische
Bauernverband unterstützt die Betriebe hierbei auf vielfältige Weise: Um als Bäuerin und Bauer unternehmerisch gerüstet zu sein, müsse die Aus-, Fort- und Weiterbildung vorangetrieben werden. „Wir unterstützen die Familienbetriebe dabei, sich besser über Märkte zu informieren, die Märkte zu beobachten und die Herausforderungen der Märkte anzunehmen“, sagte Sonnleitner. Im Bereich der Marktgestaltung wollte der BBV erreichen, dass sich die Erzeuger in den einzelnen Produktbereichen noch stärker bündeln. „Vor allem Vertragsgestaltungen bei Einkauf und Verkauf müssen zukünftig besser genutzt werden, um die Position der Bauern im Wettbewerb zu stärken“, betonte Sonnleitner.
Holz und Biomasse zur Energie- und Wärmenutzung Gerade in diesen Tagen mache Russland deutlich, dass Europa bei fossilen Energieträgern von Importen abhängig ist. Die nachhaltige Nutzung von Holz und Biomasse sei hier die echte Alternative, um Energie und Wärme bereitzustellen. „Unser heimisches Holz von unseren bayerischen Waldbauern macht die Stuben genauso warm“, betonte Sonnleitner. Der Bauernpräsident machte auch deutlich, dass für die bayerischen Bäuerinnen und Bauern die Lebensmittelerzeugung absolut im Vordergrund stehe. (bbv)