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11.01.2020 | 02:04 | Wirtschaftswald 

Streit um Forstpolitik in Bayern

München - Bayerns ehemaliger Agrarminister Helmut Brunner hat die Forstpolitik der Staatsregierung kritisiert - und dafür Widerspruch von seiner Nachfolgerin Michaela Kaniber (beide CSU) geerntet.

Forstpolitik in Bayern
Es ist ein durchaus bemerkenswerter Vorgang. In der Regel nämlich halten sich ehemalige Minister aus der Tagespolitik heraus. Ex-Agrarminister Brunner dagegen macht nun seinem Ärger Luft. Der CSU-Politiker betont aber, es gehe ihm um die Sache: um dem Wald. (c) proplanta
«Die jüngsten Ankündigungen zur Umgestaltung von Wirtschaftswald in einen Klimawald haben uns sehr irritiert», sagte Brunner mit Blick auf eine Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

Angesichts des Klimawandels hatte Söder im Oktober erklärt, den Wald klimaresistenter gestalten zu wollen. Besonders naturnahe, alte Staatswälder sollen aus der Nutzung genommen werden.

Brunner betonte, es gehe nicht vorrangig darum, an irgendjemandem Kritik zu üben. «Unsere Triebfeder war die Sorge um den Wald», sagte er. Aus Sicht Brunners und anderer Waldexperten sind gerade bewirtschaftete Wälder gut für den Klimaschutz.

«Totholz gibt das schädliche CO2 wieder an die Atmosphäre ab, bewirtschaftete Wälder binden viel mehr Kohlendioxid», betonte Brunner. Aus diesem Grund sei es falsch, für den Klimaschutz mehr Wälder stilllegen zu wollen.

«Klimaschutzziele, da sind wir uns einig, sind nicht mit Stilllegung erreichbar», sagte Brunner am Freitag bei einer Pressekonferenz in München, an der unter anderem auch Ex-Staatsminister Eberhard Sinner und der Waldbau-Wissenschaftler Reinhard Mosandl teilnahmen.

«Wenn es um den Klimaschutz geht, ist ein verantwortungsbewusst bewirtschafteter Wald die beste Lösung», argumentierte Brunner. Es sei deshalb kontraproduktiv, wenn man den Eindruck vermittle, dass man mit weiteren Stilllegungen den Klimaschutzzielen näher komme.

Kaniber wies Brunners Kritik zurück. «Offensichtlich hat er die Pläne missverstanden», konterte Kaniber. «Die Ausrichtung auf den Klimawald ist das Gebot der Stunde. Denn neue Herausforderungen brauchen neue Lösungen.» Dass verantwortungsvoll bewirtschaftete Wälder mehr für den Klimaschutz brächten als stillgelegte sei «eine Allerweltsweisheit», betonte sie. Es sei aber auch notwendig, einige ökologisch besonders wertvolle Staatswälder der Natur zurückzugeben.

«Ich erstelle gerade ein zukunftsweisendes Programm, das Klimaschutz, Artenschutz, Waldbewirtschaftung und Holzverwendung in bestmöglichen Einklang bringt», erklärte Kaniber. So sollten Waldbesitzern deutlich attraktivere Anreize für den klimafesten Waldumbau geboten werden.

Ein weiterer Kritikpunkt Brunners und anderer Waldbesitzer ist der Preisverfall auf dem Holzmarkt. «Die Staatsregierung muss den Baustoff Holz besser unterstützen, indem er ihn bei öffentlichen Bauten vorrangig behandelt», sagte Brunner. Dies helfe dem Klima, und durch die steigende Nachfrage werde auch der Preis für Holz wieder stabilisiert. Die Waldbauern fürchten, dass heiße und trockene Sommer den Preis weiter drücken, wenn noch mehr an Schadholz entsteht.

Kaniber erklärte dazu, sie werde in den kommenden Wochen eine Initiative starten, um das Bauen mit Holz noch schneller voran zu bringen. «Dazu ist bereits im Februar ein Runder Tisch mit wichtigen Akteuren aus dem Sektor Forst und Holz geplant.»
dpa/lby
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