Die Ergebnisse der Pariser Klimakonferenz und des UN-Gipfels in New York müssten umgesetzt werden: «Den
Klimawandel bekämpfen wir nicht mit Zäunen und Abschottung, sondern mit internationaler Zusammenarbeit», sagte Außenminister Gabriel am Montag bei einer Energiewende-Konferenz von Bundesregierung und Ökostrom-Verbänden in Berlin. Daran nahmen Minister und Experten aus mehr als 90 Ländern teil.
Die Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und
Schwellenländer (G20) kommen Anfang Juli in Hamburg zusammen. Deutschland hat derzeit den G20-Vorsitz.
Bei der Berliner Konferenz wurde eine Studie der Internationalen Energie-Agentur (IEA) und der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) vorgestellt, welche Anstrengungen bis 2050 nötig wären, um die Pariser
Klimaziele zu erreichen. In dem Weltklimavertrag verpflichten sich die Länder, die
Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.
Die IRENA-Forscher gehen davon aus, dass dafür bis 2050 weltweit 29 Billionen US-Dollar an Investitionen für den Umbau des Energiesektors nötig sind. Das klingt viel. Es sei aber nur ein kleiner Bruchteil der Wirtschaftsleistung der Welt, heißt es weiter. Außerdem müssten Subventionen für Kohle und Gas abgebaut und der CO2-Ausstoß durch einen effektiven Emissionshandel verteuert werden.
Die Berechnungen im Auftrag der Bundesregierung kommen zu dem Schluss, dass eine weltweite Energiewende das Wachstum ankurbeln und sechs Millionen Arbeitsplätze bis 2050 schaffen könnte. Dazu kommen andere positive Nebeneffekte - unter anderem bessere Luft und günstigere Energiekosten für Verbraucher.
Die erforderlichen zusätzlichen Investitionen würden «durch geringere Gesundheitskosten und die vermiedenen Kosten von Klimawandelfolgen» mehr als aufgewogen, kommentierten die Umweltschützer von Germanwatch die Studie.
Klimaschützer hatten das Pariser Abkommen Ende 2015 als Durchbruch im Kampf gegen die Erderwärmung gefeiert. Dann kam US-Präsident Donald Trump. Er will Zusagen nicht einhalten - das zeigt schon jetzt Wirkung. Die Ausgaben für die US-Umweltenergiebehörde EPA sollen um rund ein Drittel zusammengestrichen werden. Wie die neue Linie in Washington wirken kann, zeigte das Treffen der G20-Finanzminister in Baden-Baden. Dort wurde die Ablaufzeit für Subventionen für fossile Energieträger im Jahr 2025 genauso aus der gemeinsamen Abschlusserklärung gestrichen wie jeglicher Verweis auf Paris.
Gabriel sagte, die Versorgung mit Energie sei zu einer Sicherheits- und Gerechtigkeitsfrage geworden. Der Streit um Rohstoffe heize Konflikte und Bürgerkriege an. «Wir brauchen die globale Energiewende, weil sie die Welt sicherer macht.» Staatliches Fördergeld für fossile Energieerzeugung (Öl, Gas, Kohle) müsse reduziert werden.
Greenpeace-Experte Karsten Smid sagte, die Zeit für den
Klimaschutz laufe rasend schnell ab: «In den 20 größten Industrieländern wird immer noch der Ausstoß jeder Tonne Kohlendioxid mit 150 Dollar subventioniert. Wer es mit der Energiewende ernst meint, muss die Unsinns-Subventionen stoppen und aktiv die Erneuerbaren Energien fördern.»