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02.03.2014 | 06:51 | GAP-Reform 

Wissenschaftlichen Rat bei Greening befolgen

Bonn - Das von der Europäischen Union geplante so genannte Greening bietet für die Landwirtschaft die Chance, durch geschickte Symbole eine Ökologisierung der Landwirtschaft darzustellen.

Greening-Maßnahmen
(c) proplanta
Diese Auffassung vertrat Dr. Folkhard Isermeyer, Präsident des Thünen-Institutes, bei seinem Vortrag anlässlich der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Agrargewerblichen Wirtschaft e.V. (BVA) am Dienstag, 25.02.2014, in Hannover.

Isermeyer erinnerte daran, dass sich die Wissenschaft bei der Neuausrichtung der gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union andere Lösungen gewünscht hätte. Sinnvoll wäre aus seiner Sicht ein schrittweiser Abbau der Direktzahlungen gewesen. Durch die Umschichtung der Mittel in die Zweite Säule hätte eine Politik für die Entwicklung der ländlichen Räume, die Erhaltung der Natur und die Ernährungssicherung finanziert werden können.

Es müsse nun akzeptiert werden, dass sich die Politik anders entschieden habe. Isermeyer erwartet, dass die durch Umweltmaßnahmen begründeten Direktzahlungen noch lange erhalten bleiben. Jetzt werde dafür ein Administrationsapparat aufgebaut und es sei „ziemlich wahrscheinlich“, dass auch die NGOs das jetzt beschlossene System weiter pflegen werden. Aufgabe der Wissenschaft sei es nun, dabei zu helfen, das Greening „möglichst klug zu machen“, forderte Isermeyer.

Die entscheidende Frage sei, wie die ökologischen Ziele mit einem möglichst geringen Flächenverlust erreicht werden können. „Es geht um jeden Quadratmeter“, betonte der Wissenschaftler. Deshalb sollte schnell mit einer ökologischen Begleitforschung begonnen werden, damit die Diskussionen um das Greening auf eine wissenschaftliche Basis gestellt werden könne. Sonst drohe die Gefahr, dass politische Entscheidungen auf der Basis unzureichenden Wissens getroffen werden und immer mehr Fläche verloren gehe.

Ziel müsse es sein, die objektiv besten Maßnahmen für mehr Klimaschutz und Artenvielfalt auszuwählen. Den Landwirten empfahl Isermeyer den Dialog mit anderen Nutzern der Agrarlandschaft zu suchen, wie zum Beispiel Jägern, Imkern und Anglern.

Bei der aktuellen GAP-Reform werde der Anteil der Stilllegungsflächen kleiner ausfallen als zunächst befürchtet. Die Landwirte würden die Forderungen durch eine geschickte

Anpassung erfüllen, zum Beispiel durch den Anbau von Zwischenfrüchten. Isermeyer rechnet letztlich mit einer echten Stilllegung von „nicht einmal drei Prozent“. Die Landwirte sollten aber nicht nur mit „Bauernschläue auf das Greening reagieren“. Denn das Greening sei auch eine Chance, geschickt Symbole für eine Ökologisierung der Landwirtschaft zu schaffen.

Die europäische und insbesondere die deutsche Landwirtschaft behaupten sich auf dem Weltmarkt gut, erklärte Isermeyer. Auch wenn die relative Bedeutung Europas in der Welt-agrarwirtschaft zurückgehe, könne die Welt nicht auf die Photosyntheseflächen in Europa verzichten.

Für den Ackerbau sei Deutschland ein gesegneter Standort, dessen internationale Wettbewerbsfähigkeit außer Frage stehe. Diese positive Einschätzung für den Sektor beinhalte aber auch die Erkenntnis, dass bei einzelbetrieblicher Betrachtung immer mehr oder weniger wettbewerbsfähige Betriebe zu finden sind.

Für die Tierhaltung sind Prof. Isermeyers Prognosen weniger optimistisch. Politische Entscheidungen, wie etwa zum Tierschutz, könnten die Wettbewerbsfähigkeit begrenzen. Anders als bei der Pflanzenproduktion, bestehe die Gefahr eine Abwanderung ins Ausland.

Auf die Euphoriebremse trat der Referent bei der Frage nach den zukünftigen Agrarpreisen. Zwar glaube die Mehrheit der Wissenschaftler, dass die Preise weiter steigen werden, er selbst sei sich dabei aber nicht so sicher. Deutlich erkennbar sei ein Zusammenhang zwischen den Rohöl- und den Agrarpreisen. Ob sich Öl weiter verteuern werde, ist nach Prof. Isermeyers Ansicht keineswegs sicher.

Komme es international zu keinen verbindlichen Klimaschutzverarbeitungen könne die Bedeutung der fossilen Energieträger weiter steigen. Die Verflüssigung von Kohle oder durch Fracking gewonnenes Erdgas könnten einen Teil des Erdöls ersetzen und preisdämpfend auf den Rohölmarkt wirken. Dies könne auch sinkende Agrarpreise mit sich bringen. (bva)
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