Von den Bauern jedoch verlangt unsere Gesellschaft nicht nur einen reichlich gedeckten Tisch, sondern auch eine vielfältige Erholungslandschaft und immer wieder nachwachsende Rohstoffe für Wärme, Treibstoff und Strom. Und das alles soll unter deutlich höheren Standards als anderswo auf der Welt produziert werden. Das Regelwerk dafür bildet die Gemeinsame
Agrarpolitik der EU (GAP), deren Neufassung für die kommende Periode von 2014 bis 2020 derzeit ansteht. Wir brauchen weiterhin eine starke umfassende Agrarpolitik für Bauern, Konsumenten und Umwelt und lehnen einseitige Radikalreformen ab", erklärte Gerhard Wlodkowski, Präsident der LK Österreich, zur GAP-Stellungnahme der Kammer. Außerdem müsse, so der LK-Präsident, die
GAP weiterhin ein Schlüsselbereich der EU-Politik bleiben, was auch im Agrarbudget sichtbar sein müsste. Wlodkowski: "Das Agrarbudget ist kein Selbstbedienungsladen für sparunwillige Bereiche."
Bäuerliche Landwirtschaft"Nicht nur die Bauern, auch die Konsumenten wollen, dass die EU-Agrarpolitik weiterhin die Basis für eine bäuerliche und nicht für eine industrialisierte Landwirtschaft in Europa bildet", so Wlodkowski, der ergänzte: "Schon in der Vergangenheit wurden die GAP-Regeln mehrmals an geänderte Herausforderungen angepasst und damit deren Akzeptanz in der Gesellschaft abgesichert. Diese Flexibilität machte auch die Multifunktionalität der europäischen Landwirtschaft möglich. Für die Zeit nach 2013 gilt es, die bewährten Instrumente der Agrarpolitik weiterzuentwickeln und auf neue Herausforderungen, wie den
Klimawandel oder die steigende Volatilität der Märkte geeignete Antworten zu finden."
Was brauchen wir?"Wir brauchen klare Regeln mit weniger Bürokratie, genügend Subsidiarität für die Mitgliedstaaten, jedoch keine Renationalisierung der GAP, Instrumente für den Außenschutz und die Marktsteuerung im EU-Binnenmarkt, nicht zuletzt, um Marktsprünge zu verhindern und auch den Wertschöpfungsanteil für die Bauern anzuheben und wir benötigen weiterhin die beiden Säulen der Agrarpolitik. In Säule eins sollen damit die Bauerneinkommen gesichert und die von der Gesellschaft gewünschten hohen Standards im Umweltschutz, im Tierschutz und im Verbraucherschutz garantiert werden. In der zweiten Säule gilt es, das besonders in Österreich überaus erfolgreiche Programm für die Ländliche Entwicklung fortzusetzen, um die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit des ländlichen Raumes zu stärken und eine Bewirtschaftung bzw. Weiterentwicklung der Berg- und benachteiligten Gebiete zu gewährleisten", erklärte Wlodkowski. Schließlich müsse in einem neuen Betriebsprämienmodell darauf geachtet werden, dass es nicht durch nominell identische Prämiensätze für alle 27 EU-Länder auf Grund unterschiedlicher Kaufkraftparitäten in den Mitgliedstaaten zu sozialen Verwerfungen kommt, verlangte Wlodkowski.
Was leisten die Bauern?"Es ist weithin unbekannt, dass die EU-Agrarpolitik die Basis dafür legt, dass sich die EU-Bürger jederzeit erstklassige Lebensmittel in breiter Vielfalt leisten können, dass die Landwirtschaft Rohstoffe für Energie und Wärme zur Verfügung stellen kann, dass die Bauern die Landschaft gestalten und für die Tourismuswirtschaft zur Verfügung stellen und so die typisch europäische Vielfalt und Tradition pflegen und dass die bäuerliche Kultur die ländlichen Räume lebendig erhält. Das Ganze erfolgt zu deutlich höheren, und somit wesentlich teureren Produktionsstandards als in Drittstaaten und um weniger als 1 % der Ausgaben aller Volkswirtschaften. Soll das alles erhalten bleiben, braucht es keine radikalen Änderungen der GAP, sondern Stabilität und Planungssicherheit für die Landwirtschaft", verlangte Wlodkowski abschließend. (lk-oe)