Am zweiten Tag der Agrarministerkonferenz im Kloster Helfta bei Eisleben (Sachsen-Anhalt) haben rund 200 wütende Milchbauern am Freitag ihren Protest fortgesetzt. Die Pfeif- und Hupkonzerte sowie das Sirenengeheul dürften die Minister aus Bund und Ländern trotz der dicken Mauern mitbekommen haben. Bei den Bauern zumindest lagen die Nerven blank. Rund 14.000 Liter Milch kippten sie aus Wut über die
Milchpreise aus einem Güllewagen vor den Eingang, saurer Geruch machte sich breit. «Wir lassen uns nicht länger melken», war auf einem der Transparente zu lesen.
«Wir sind in einer verzweifelten Lage», sagte eine Landwirtin aus Mecklenburg-Vorpommern und beklagte die Milchpreise, die zwischen 20 und 21 Cent je Liter Milch liegen. Mindestens das Doppelte fordern die Bauern. «Eine Flasche Wasser ist heute schon teurer als ein Liter Milch. Uns Bauern steht das Wasser bis zum Hals, mit den jetzigen Milchpreisen können wir nicht wirtschaften, das bringt uns in den Ruin», sagte sie. Sechs Leute habe sie schon entlassen müssen, weil das, was die Bauern am Ende für ihre Milch bekommen, nicht die Kosten decke. «Ich weiß nicht, wie wir über den Winter kommen sollen.»
Die Milchkrise bestimmte auch die Tagesordnung der Konferenz mit Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse
Aigner (CSU). «Wir wollen nicht weitere Steuergelder, wir wollen von der Politik Rahmenbedingungen, um den
Milchmarkt in Ordnung zu bringen», formulierte Harald Elgeti vom Kreisbauernverband Ludwigslust die Forderungen der Landwirte. Einige von ihnen hatten sich schon um 4.00 Uhr am Freitagmorgen aus verschiedenen Teilen Deutschlands mit Traktoren und Güllefahrzeugen auf den Weg nach Eisleben gemacht. «Die Milchmenge muss runter, aber die EU hat in den letzten Jahren die
Milchquote ständig erhöht und damit die Voraussetzungen für das Chaos geschaffen», sagte Elgeti.
«Und die Politik macht nix», schimpfte neben ihm stehend ein Bauer aus Niedersachsen, der sich ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift «Steh auf wenn Du ein Bauer bist» übergestreift hatte. «Wir haben ein Milchmengenproblem, kein Milchbauernproblem», sagte der Mann. Er ist einer von rund 100.000 Milchbauern in Deutschland, die ihre Produkte an rund 100 Molkereien liefern. (dpa)