Obst-, Gemüse- und Gartenbauwirtschaft: Im Zeichen der EHEC-KriseNach ersten Schätzungen des
DRV steigerten die Unternehmen der genossenschaftlichen Obst-, Gemüse- und Gartenbauwirtschaft ihre Umsätze 2011 auf ca. 3,3 Mrd. Euro (+10 %).
Obstvermarktung mit kleiner Ernte:Die
Obsternte fiel mit 1,23 Mio. t erneut unterdurchschnittlich aus. Ausschlaggebend waren die bei Äpfeln, insbesondere im Norden und Nordosten der Bundesrepublik aufgetretenen erheblichen Frostschäden. Beim Sommerobst wurde die schwächere Produktion bei Erdbeeren durch Kirschen und Zwetschgen kompensiert.
Die ungünstige Witterung hat die deutsche Obsternte zum zweiten Mal in Folge unter die Marke von 1,32 Mio. t gedrückt. Damit fehlten für eine Vollernte mehr als 150.000 t Obst, die nicht durch Importe ausgeglichen werden konnten. Als Folge zahlten die Verbraucher für 1kg Obst durchschnittlich 1,99 Euro, 16 Prozent mehr als in den beiden Vorjahren. Von den höheren Preisen im Einzelhandel profitierten nicht alle Produzenten.
Der kühle regenreiche Sommer führte bei Erdbeeren und Kirschen zu Konsumverzicht. Darüber hinaus drückten Ernteverluste den Umsatz. Zwetschgen standen reichlich zur Verfügung, litten im Absatz aber unter der starken Konkurrenz von Nektarinen, Pfirsichen und Tafeltrauben. Lediglich bei Äpfeln dürften alle Produzenten mit dem Saisonergebnis sehr zufrieden sein. Einige Regionen melden Rekordumsätze.
Aufgrund der 2010 weit unterdurchschnittlichen europäischen
Apfelernte erzielten die Produzenten des genossenschaftlichen Hauptartikels sehr gute Erlöse. Bereits das Herbstgeschäft, das in der Regel unter starkem Druck steht, verlief mangels Angebot relativ entspannt. Im Gegensatz zu Birnen wurde nicht spekuliert. Die Ware wurde kontinuierlich zu marktkonformen Preisen angeboten. Für ein marktgerechtes Verhalten der Produzenten und Vermarkter spricht auch der über die gesamte Saison relativ konstante Preisverlauf.
Zum Jahresbeginn 2011 stand die seit Jahren kleinste Lagermenge zur Verfügung. Im Frühjahr setzte eine stärkere Nachfrage aus Osteuropa, insbesondere Russland ein. Den Ausschlag dafür gab die deutlich kleinere Apfelernte in Polen, die in der Regel eine spürbare Warenbewegung von West- nach Osteuropa blockiert. Die Exporte von der Südhalbkugel auf den europäischen Kontinent waren deutlich geringer.
Nach einem zweiten Update der World Apple and Pear Association fiel die europäische Ernte mit 10,5 Mio. t um ca. 500.000 t höher aus als 2010. Trotzdem blicken die Produzenten relativ optimistisch in das Jahr 2012. Das Preisniveau war im Herbst zwar schwächer als im Vorjahr, aber nicht so weit abgesackt wie befürchtet.
Gemüsevermarktung mit Millionenverlusten:Das Jahr 2011 wird den europäischen Gemüseproduzenten in sehr schlechter Erinnerung bleiben. Ein reichliches Angebot, eine wenig Konsum fördernde Witterung im Sommer und vor allem die EHEC-Krise sorgten für sehr niedrige Erlöse. Das Jahr begann mit einer reichlichen Versorgung der deutschen Märkte mit Importen aus dem Mittelmeerraum. Für den deutschen Gemüsebau waren die Rahmenbedingungen bereits vor Beginn der Freilandsaison schwierig.
Sehr niedrige Startpreise für Gurken und Tomaten aus dem geschützten Anbau belegen dies. Im Gegensatz zum Vorjahr startete das deutsche Freilandsaison frühzeitig und mit rasch steigenden Mengen. In diesem Umfeld fielen die Startpreise für Bunte Salate und Kopfsalat aus deutschem Anbau deutlich geringer aus. Bis Mitte Mai sackten die Preise ab Station auf unter 15 Cent/Kopf, vereinzelt sogar auf bis zu 10 Cent/Kopf. Damit bewegten sich die Vermarkter bereits vor der EHEC-Krise in Richtung des Krisenjahres 2009.
Die EHEC-Infektionen in Norddeutschland und die offiziellen Warnungen vor dem generellen Verzehr von Salaten, Salatgurken, Tomaten, Keimlingen - aber auch vor Rohkost insgesamt - brachten den europäischen Gemüseproduzenten und dem Handel Verluste in Millionenhöhe. Die Verbraucher waren massiv verunsichert und zeigten erhebliche Kaufzurückhaltung, so dass die Erzeuger einen großen Teil der Ernte vernichten mussten.
Der Preisverfall verstärkte sich im Juli, denn die Stützungsmaßnahmen liefen aus. Gleichzeitig blieb der russische Markt für Tomaten und Paprika bis Anfang August gesperrt. Zusätzlich sorgte der kühle Juli für eine zurückhaltende Nachfrage nach Fruchtgemüse und Salaten. Insbesondere bei Blattsalaten dauerte es lange, bis sich die Marktlage halbwegs normalisierte.
Die Privathaushalte in Deutschland kauften 2011 ca. 1 Prozent mehr Frischgemüse, gaben aber insgesamt 3 Prozent weniger aus. Mit Ausnahme von Juni/Juli und Oktober waren alle Monate im Plus, wofür in der ersten Jahreshälfte allerdings der Basiseffekt niedriger Einkaufsmengen im Jahr 2010 verantwortlich war.
Im „EHEC-Monat" Juni blieben die Einkaufsmengen 14 Prozent unter dem Vorjahreswert, im Juli lagen sie immerhin noch gut 6 Prozent darunter. Dafür sorgte der goldene September für ein Mengenplus bei Frischgemüse um 7 Prozent. Für 2012 bleibt zu erwarten, ob das Verbrauchervertrauen nachhaltig zurück gewonnen wird und die Witterung zum Anstieg der Gemüsepreise beiträgt.
Blumen und Pflanzen:Die genossenschaftliche Blumen- und Pflanzenvermarktung stand im Berichtsjahr witterungsbedingt unter dem Einfluss leichter Umsatzrückgänge im Frühjahrs- und Sommergeschäft. Das betraf den Topfpflanzensektor stärker als den der Schnittblumen.
Obwohl die abgesetzte Menge für einige Kulturen etwas höher ausfiel als 2010 konnten aufgrund nachgebender Preise auf Großhandelsebene nicht die erwarteten Umsätze erzielt werden. Dennoch wird der Branchenprimus seinen Wachstumskurs fortsetzen und nach einer durchwachsenen Saison erneut ein Umsatzplus erzielen. Der europaweite Trend der Endverbraucher zu „grünen Produkten" im Außen- und Innenbereich hält an.