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31.01.2015 | 09:02 | Getreidemarkt 2015 

Agrarmarkt aktuell: Schwacher Eurokurs stützt Weizenexporte

Schwäbisch Gmünd - In seiner Januarschätzung taxierte das USDA die Weltgetreideernte 2014/15 (ohne Reis) mit 1.996 Mio. t nochmals um rund 3 Mio. t höher als vor 2 Monaten. Auch der Verbrauch wurde um 3 Mio. t auf 1.965 Mio. t nach oben korrigiert.

Getreidemarkt 2015
(c) proplanta
Sollten diese Zahlen eintreffen, wachsen damit die Getreideendbestände (ohne Reis) nach einem Plus von 50 Mio. t im Vorjahr auch in diesem Jahr um 25 Mio. t auf 420 Mio. t an.

Mit der Relation von Endbestand zu Verbrauch von 21,5 % wird damit eine komfortable Versorgungssituation erreicht, wie sie zuletzt in den Jahren 2008 und 2009 weltweit verzeichnet wurde. Die Schätzung des IGC in London wurde noch wesentlich deutlicher nach oben korrigiert und zeigt damit eine ähnliche Tendenz.

Die EU-Kommission schätzt in ihrem Januarbericht die Getreideernte 2014 der EU-28 auf 322 Mio. t. Der Verbrauch liegt mit 280 Mio. t deutlich darunter. Die durch einen schwachen Eurokurs beflügelten Drittlandexporte wurden für 2014/15 auf 42 Mio. t nach oben korrigiert. Dennoch würden bei dieser Bilanz die Endbestände zum Juni 2015 auf 47 Mio. t anwachsen. Damit läge der Bestand von EU-Getreide mit knapp 17 % im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.

Nachdem sich die Getreidepreise in Europa, unterstützt von einem festen Dollarkurs und flott verlaufenden Getreideexporten, wieder leicht befestigen konnten, ist in den letzten Januartagen ein massiver Druck in den Getreidemärkten spürbar geworden.

Das BMEL schätzt die deutsche Ernte 2014 auf 51,9 Mio. t. Dies ist die größte Getreideernte, die jemals eingefahren wurde. Bislang wurde die Marke von 50 Mio. t nur 2004 und 2008 überschritten. Deutlich mehr Weizen (27,5 Mio. t), mehr Gerste (11,6 Mio. t) und nach neuesten Schätzungen auch mehr Mais (5,2 Mio. t), aber etwas weniger Roggen werden als wichtigste Veränderungen zum Vorjahr genannt. Die Erträge waren mit Ausnahme weniger früher Gebiete in der Regel sehr gut.

Positiv zu vermelden ist, dass in der Getreideernte 2014 weder Fusariosen noch Mutterkorn große Probleme bereiteten. Anders bei Mais. Hier bereiteten Mykotoxine, als Folge der nassen Herbstwitterung, massive Probleme. Manche Charge war nur noch in der Biogasanlage zu Energiegewinnung verwertbar.

Futtergerste



Der Erzeugerpreis für Futtergerste zeigte sich nach der Ernte stark rückläufig, Anfang Oktober konnte nur noch um 12,50 €/dt erzielt werden. Dem Trend des Getreidemarktes der zurückliegenden Wochen folgend konnte sich auch die Futtergerste befestigen. Ende Januar werden Erzeugerpreise von 14,50 €/dt genannt.

Vor allem gute Exportzahlen, gestützt durch einen schwachen Euro, wirken befestigend auf die Preise. Hinzu kommen die Unsicherheiten am Schwarzen Meer sowie die Ankündigung von Exportzöllen für russisches Getreide ab 1. Februar. In Summe wird der gesamte Futtergetreidemarkt als ruhig beschrieben. Vor allem die Futtermittelindustrie hält sich derzeit in der Hoffnung auf weiter fallende Preise mit Käufen zurück.

Brotweizen



Gute Weizenqualitäten der Ernte 2014 machen sich bezahlt. Aufgrund der hohen Erträge und des meist eher ungünstigen Erntewetters fehlen dem Weizen in vielen Regionen 0,5 - 1 % Protein gg. dem Vorjahr. Auch die Fallzahlen variieren in Folge der Erntewitterung stark. In Sachen Fusarien und Mutterkorn wird nur in wenigen Ausnahmefällen von Belastungen berichtet, die überwiegende Zahl der Partien weist hier nach Untersuchungen des MRI keine Probleme auf.

Für Brotweizen wird im Süden Deutschlands aktuell ein Erzeugerpreis um 16 €/dt genannt, rund 1,50 €/dt über Futterweizen. Die Prämie für A-Weizen beträgt 1 - 1,20 €/dt, für E-Weizen wird eine Prämie von 3,50 €/dt genannt, wobei besondere Sorten oder Qualitäten sich davon noch abheben können. Eine ähnliche Situation war zuletzt im regnerischen Sommer 2009 zu beobachten, als gute Weizenqualitäten ebenfalls knapp waren.

Gestützt wurden die Weizenpreise in den letzten Wochen durch den schwachen Eurokurs, der die europäischen Weizenexporte beflügelte. Mit Blick auf die Vermarktung sollte aber nicht vergessen werden, dass sowohl in Deutschland (27,5 Mio. t) als auch in Europa (153 Mio. t) wie auch weltweit (720 Mio. t) die Weizenernte des Getreidewirtschaftsjahres 2014/15 gut ausfällt, so dass die Endbestände auf breiter Front aufgefüllt werden können. Eine Vermarktung Zug um Zug, wenn sich akzeptable Preise bieten, sollte ins Kalkül gezogen werden.

Terminmarkt Weizen



Nach der Ernte konnte Weizen an der MATIF wieder deutlich Boden gut machen, so notierte der Märztermin 2015 Ende Dezember bei über 200 €/t. Seit der 2. Januarwoche sind Schwächetendenzen spürbar. Damit folgen die Kurse verzögert den Vorgaben aus Chicago (CBoT), wo Weizen bereits seit Mitte Dezember fallende Kurse verzeichnet. Gerade in den letzten Tagen waren deutlich nachgebende Kurse an der MATIF zu verzeichnen und die Weizenkurse verloren mehr als 10 €/t.

Im Markt bestehen gewisse Befürchtungen, dass damit eine Abwärtsspirale angestoßen werden könnte. Stützend für die Kurse wirken aber noch immer der schwache Euro sowie die Ankündigung Russlands ab Februar Weizenexporte mit Zöllen zu belegen, um die Ware im Land zu halten. Es bleibt abzuwarten, wo sich das Gleichgewicht im Markt wieder einpendelt.

Braugerste



Die Erzeugerpreise für Braugerste konnten sich zum Jahresende leicht befestigen. 18,5 - 19 €/dt wurden zuletzt im Markt genannt. Auf Großhandelsebene lassen sich Ende Januar bereits wieder leicht schwächere Tendenzen beobachten. In Mannheim notierte Braugerste zuletzt mit 20,2 - 20,5 €/dt franko Mälzerei wieder auf dem Niveau von November. Die Prämie zu Brotweizen liegt bei rund 3 €/dt.

Nach Zahlen der Braugersten-Gemeinschaft von Mitte November ist davon auszugehen, dass von 2,06 Mio. t geernteter Sommergerste ein Anteil von 68 % bzw. 1,4 Mio. t als Qualitätsbraugerste zur Verfügung steht (+12 % gg. dem Vorjahr). Qualitativ wird Braugerste mit einem Proteingehalt von 10,1 % und einem hohen Vollgerstenanteil von 89,2 % als gut bewertet. Allerdings schwächt sich diese Einschätzung dadurch ab, dass die Ernte oftmals von Regen unterbrochen war und dadurch bei vielen Partien die optische Qualität in Form aufgesprungener Körner und verdecktem Auswuchs litt.

Teilweise wird berichtet, dass punktuell das Problem des „gushing", das spontane und starke Überschäumen beim Öffnen einer Bierflasche zu beobachten ist. Der Braugerstenmarkt wird als ausgesprochen ruhig beschrieben. Die Mälzer verweisen auf eine gute Deckung für die nächsten Monate und hoffen gleichzeitig auf rückläufige Preise.

Neue Impulse werden erst erwartet, wenn die Brauer neue Malzkontrakte nachfragen. An der MATIF werden derzeit praktisch keine Kontrakte gehandelt, so dass den Kursen nur geringe Aussagekraft zugesprochen werden kann.

Quelle: LEL Schwäbisch Gmünd
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