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27.11.2015 | 06:21 | Milchkrise 

Agrarministerin Höfken will Milcherzeuger stärken

Mainz - Nach dem Wegfall der Milchquote befinden sich die Milchpreise im Sinkflug und liegen derzeit deutlich unter den Kosten der Erzeuger.

Milchpreisverfall 2015
(c) proplanta
Für viele Milchbauern in Deutschland ist diese Lage existenzbedrohend: In Rheinland-Pfalz müssen täglich Milchviehbetriebe ihre Hoftore schließen, andere stehen mit dem Rücken zur Wand.

„Diese dramatische Entwicklung bedroht bundesweit 76.000 Erzeugerbetriebe insbesondere in ländlichen Räumen wie der Eifel sowie 30.000 Arbeitsplätze bei den Molkereien. Zusätzlich erleiden die vor- und nachgelagerten Bereiche wie Landtechnik, Futterlieferanten und Veterinäre erhebliche Einbrüche.

Auch der Erhalt der Kulturlandschaft in den Mittelgebirgen mit ihren artenreichen Wiesen und Weiden ist mit dem Niedergang der Milchwirtschaft gefährdet“, sagte die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken am Donnerstag bei einem hochkarätig besetzten Milch-Symposium, zu dem sie gemeinsam mit ihren Kollegen aus Baden-Württemberg, Bremen, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig Holstein eingeladen hatte. Mit Vertretern der Landwirtschaft und der Milchindustrie diskutierten die Politiker Wege aus der Milchkrise.

„Die Milchwirtschaft zählt zu den wichtigsten und innovativsten Arbeitgebern in den ländlichen Räumen“, sagte Höfken. Zum Erhalt der flächendeckenden bäuerlichen Milchwirtschaft bestehe dringender politischer Handlungsbedarf.

„Die Wiederherstellung des Gleichgewichts von Angebot und Nachfrage auf dem Milchmarkt sowie die Stärkung der Erzeuger zählen in den nächsten Jahren zu den größten agrarpolitischen Herausforderungen“, so die Ministerin: „Die Gelder aus dem bisherigen Hilfspaket der EU reichen bei weitem nicht aus und versanden, wenn sie nicht mit einer Lösung des Übermengenproblems verbunden werden.“

Die von der EU, der Bundesregierung und dem Deutschen Bauernverband verfolgte Exportstrategie schwäche die vorwiegend bäuerlichen Strukturen der europäischen Landwirtschaft und führe zu Dumpingpreisen auf dem Weltmarkt.

„Stattdessen sollten wir bei der Milchproduktion auf EU-Märkte, Qualität und Regionalität setzen, denn der wirtschaftliche Erfolg unserer Landwirtschaft entscheidet sich zu 90 Prozent auf dem Binnenmarkt“, betonte Höfken. Nach dem Wegfall der Milchquote seien neue Instrumente zur Mengenregulierung in Krisenzeiten unerlässlich: „Wir suchen nach Instrumenten, mit denen in Krisenzeiten wirksam Milch vom Markt genommen werden kann, um den Preisverfall zu verhindern und den Markt zu stabilisieren. Private Lagerhaltung und staatliche Intervention verschieben das Problem nur“, erklärte die Ministerin. Auch die deutsche Agrarministerkonferenz habe von der Bundesregierung bessere Kriseninstrumente für den Milchmarkt gefordert.

Rheinland-Pfalz unterstütze aktuell insbesondere konventionelle Milchbauern, die auf Bioproduktion umstellen wollen. Hier sei ein stabiler Markt aufnahmebereit, zumal die Nachfrage steige. Der Erzeugerpreis für Biomilch liege derzeit um 20 Cent pro Liter Milch höher als im konventionellen Bereich. „Wir wollen die Bauern dabei unterstützen, umwelt- und verbrauchergerecht zu produzieren und dies als Marktchance zu nutzen“, erklärte Höfken.

Mit Unterstützung der Molkereien, der Verbände und des Handels habe die Landesregierung eine zusätzliche Möglichkeit geschaffen, noch in diesem Jahr die Umstellung auf Öko in Angriff zu nehmen. Die Betriebe werden informiert und gezielt beraten. Noch bis zum 30. November können Betriebe dazu Fördermittel beantragen.

Zahlen und Fakten zur Milchwirtschaft in Rheinland-Pfalz:



- Die Milchwirtschaft in Rheinland-Pfalz stellt rund 6.000 Arbeitsplätze (inkl. Molkereien)
- Rund 1950 Milchviehbetriebe halten rund 119.000 Milchkühe
- Bei Einführung der Milchquote 1984 gab es in Rheinland-Pfalz noch 20.000 Milchviehbetriebe
- Ca. 70 Betriebe in Rheinland-Pfalz produzieren Biomilch
MULEWF-RLP
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