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01.06.2009 | 05:32 | Internationaler Tag der Milch  

Berlakovich zum Weltmilchtag: Österreich als Milchstandort sichern

Wien - Die Situation der heimischen Milchbäuerinnen und Milchbauern ist dramatisch.

Niki Berlakovich
Niki Berlakovich (c) bmlfuw/polster
„Es geht am Weltmilchtag nicht nur um ein schmackhaftes und wertvolles Lebensmittel, sondern um die Existenzsicherung unserer Bäuerinnen und Bauern, um gesunde, heimische und natürliche Produkte für die Konsumentinnen und Konsumenten und um ein Österreich mit Almen und Weiden, wie wir es kennen und schätzen,“ so Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich. „Neben der Frische ist die Herkunft eines der Hauptkriterien beim Milchkauf“, so AMA Marketing Geschäftsführer Stephan Mikinovic.„Wir Milchbäuerinnen wissen um den hohen Wert der Milch als Nahrungsmittel und bemühen uns deshalb ganz besonders um beste Qualität unserer Produkte,“ so die Salzburger Landesbäuerin Elisabeth Hölzl bei einer gemeinsamen Pressekonferenz anlässlich des Weltmilchtags am 1. Juni. 

Der Druck auf die heimische und europäische Milchwirtschaft hat in den letzten Monaten aufgrund der schlechten Preislage, Export- und Konsumrückgängen und des Umstiegs auf Ersatzprodukte in der Lebensmittelproduktion und Gastronomie zugenommen. Beim Milchkongress in der Steiermark vergangenen Montag war man sich einig, dass es jetzt um sachliche Lösungen und das Zusammenwirken aller Beteiligten geht, in Österreich aber auch europaweit.  Auf nationaler Ebene hat Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich bereits wichtige Schritte gesetzt: „Ich bin zurzeit viel in den Bundesländern unterwegs, um mir selbst ein Bild zu machen und mit österreichischen Milchbauern zu reden. Die Lage ist dramatisch und in manchen Fällen sogar existenzbedrohend. Daher habe ich heuer ein Milchkonjunkturpaket geschnürt. Und ich akzeptiere keine Milchquotenerhöhung in dieser schwierigen Phase. Die Quotenzuteilung werde ich vorläufig aussetzen. Außerdem appelliere ich an die KonsumentInnen bewusst österreichische Milch und Milchprodukte zu kaufen,“ so Berlakovich. 

Auch der Rat der EU-Landwirtschaftsminister in Brüssel, an dem Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich am Montag Nachmittag teilnahm, war auch von der Lage am europäischen Milchmarkt dominiert. Dabei ist es Minister Berlakovich gelungen, mit Deutschland und Frankreich eine starke und überzeugende Achse zu bilden und von der EU-Kommission ein EU-Paket für die Milchwirtschaft zu erreichen. „Unsere Hartnäckigkeit und Konsequenz haben sich gelohnt. Schon zuvor habe ich die EU-Kommissarin Mariann Fischer Boel nach Österreich auf einen Salzburger Milchbetrieb eingeladen, um ihr die schwierigen Bedingungen der heimischen Milchbauern vor Augen zu führen: Wir haben die kleinste Struktur der Milchproduktion unter den alten Mitgliedstaaten und den größten Anteil der Produktion im Berg- und benachteiligten Gebiet. Das sind Fakten, die wir nicht ad hoc ändern können und wollen. Es ist also gut, dass die Europäische Kommission bereits in den Milchmarkt eingreift,“ so Berlakovich. 

Brüssel ermöglicht auf die französisch-deutsch-österreichische Initiative unter anderem das Vorziehen der Prämienauszahlung. Einen Großteil ihrer Zahlungen und Leistungsabgeltungen bekommen die österreichischen Landwirte schon im Oktober 2009 ausbezahlt. „Damit wird den Bäuerinnen und Bauern geholfen, denn jeder Tag früher ist für unsere Bäuerinnen und Bauern eine Entlastung,“ so Berlakovich. Die EU-Kommission hat uns auch noch weitere von Österreich geforderte Maßnahmen zur Stützung des europäischen Milchmarktes zugestanden: So soll die Intervention (Herausnahme von Milch, Magermilchpulver, Butter aus dem Markt) und die private Lagerhaltung über die usrprüngliche Befristung bis August hinaus verlängert werden. Mit den Exporterstattungen und der Intervention wird ein Marktventil geschaffen, um den Mengendruck zu lindern. Zusätzlich ist die Ausweitung der Exporterstattung für Käse in Vorbereitung und das Schulmilchprogramm soll ausgeweitet werden. 


Marktpartner tragen Verantwortung

In der jetzigen Situation ist es wichtig, dass alle Marktpartner an einem Strang ziehen, und zwar vom Produzenten über den Verarbeiter und den Handel bis zum Konsumenten. „Wir müssen bei der Verarbeitung, der Produktpalette und bei den Konsumentenpreisen jenen Zustand herstellen, der für die Bauern ein Überleben sichert,“ so Berlakovich. Vor allem die Konsumenten sind entscheidende Partner, da geht es um die Schaffung von Bewusstsein: Welche Auswirkungen hat der Griff zu einem heimischen Produkt? "Die Konsumenten entscheiden über den Bestand der Landwirtschaft in Österreich," so Berlakovich, "denn jeder Griff ins Regal bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Wer gute und frische Lebensmittel konsumieren will und eine intakte Natur für die Freizeitgestaltung braucht, der muss lokale Produkte kaufen, damit die österreichischen Bäuerinnen und Bauern ein gerechtes Einkommen erhalten. Und wenn heimische Produkte gekauft werden, dann wird es auch eine flächendeckende österreichische Landwirtschaft geben." 


Kaufverhalten verlagert sich klar in Richtung „länger frisch“

Die Menge der im Lebensmittelhandel verkauften Trinkmilch verändert sich über die Jahre betrachtet kaum und lag 2008 bei rund 318.000 Tonnen. Was sich jedoch drastisch ändert, sind die Mengenverhältnisse innerhalb dieses Segmentes. Die klassische Frischmilch hat ganz deutlich verloren und hielt 2008 bei 53 % Mengenanteil. Klarer Sieger ist die länger frische ESL Milch (Extended Selflife), die in wenigen Jahren von Null auf rund 28 % Marktanteil hinaufschnellte. Aber auch die Haltbarmilch konnte weiter zulegen und liegt jetzt bei rund 19 % Anteil. Wertmäßig positioniert sich die ESL-Milch mit rund 32 % Marktanteil überdurchschnittlich stark, die beiden anderen Gruppen hingegen unter durchschnittlich. 


Heimische Milchprodukte weiterhin im Exporthoch

Milch und Milchprodukte aus Österreich sind weiterhin in der Welt überaus gefragt. So konnte von 2007 auf 2008 wertmäßig ein weiteres Plus von mehr als 5 % verzeichnet werden. Den rund 1.080.000 Tonnen Exportmenge stehen 938 Mio. EURO Wert entgegen. Aber auch der Import nach Österreich ist mit 6 % Plus in ähnlichem Maße gestiegen wie der Export, allerdings mit 545 Mio. EURO auf geringerem Ausgangsniveau. Bei Käse gestaltet sich die Entwicklung weiterhin erfreulich und lag mit einem Plus von 6,6 % sogar über dem Milchsegmentdurchschnitt. Damit gehört dieses Ergebnis sogar zu einem der besten der letzten Jahre. Die Importzuwächse nach Österreich jedoch scheinen gebremst zu sein. Lagen diese von 2006 auf 2007 noch bei plus 20 %, waren es ein Jahr später nur mehr rund 10 % Plus. Ganz kontinuierlich über all die Jahre zu beobachten ist aber, dass der kg-Wert für österreichischen Käse (4,19 EURO) höher liegt als für importierten (3,89 EURO), so AMA Marketing Geschäftsführer Stephan Mikinovic. 


Milch muss frisch und heimisch sein

Das wichtigste Kaufkriterium bei Milch ist mit 73 % Zustimmung die Frische, das zweitwichtigste mit 64 % die heimische Herkunft. Nur rund die Hälfte der KonsumentInnen (54 %) schauen nach eigenen Angaben auf den Preis. Kaum bedeutend ist es (11 %), eine große Marken-Auswahl geboten zu bekommen. Dies ergab eine Umfrage von Fessel-GFK im November 2008. 


Hauptgründe für den Milchkonsum: Gesundheit

Milch ist gesund, sagten 32 % der Menschen, die im Dezember 2008 von Marketagent.com im Auftrag der AMA Marketing befragt wurden. Gesundheitliche Gründe sind für die meisten in Summe das Hauptargument für den Milchkonsum. Andere Gründe sind: „weil  Milch schmeckt“, „weil man Milch einfach im Haus hat“, „weil ich Milch für den Kaffee brauche“. Milch ist eines der „frequentiertesten“ Lebensmittel überhaupt. Rund zwei Drittel aller KonsumentInnen geben an, Milch täglich in irgendeiner Form zu verwenden. Hauptsächlich (30 %) wird Milch als Kaffeebeigabe verwendet, 27 % trinken sie in anderer Form und 20 % brauchen sie zum Kochen und Backen. Familien mit Kindern sind die intensivsten Milchkonsumenten. Dort wird auch noch am meisten die klassische Frischmilch verwendet, erklärte AMA Marketing Geschäftsführer Mikinovic. 


Verbrauchertäuschung: Käse, der aus der Retorte kommt

Echter Käse wird aus Milch gemacht. Doch in letzter Zeit kommt immer öfter ein künstliches Gemisch in Umlauf. Dieses Produkt ist kein Käse, sondern nur ein Imitat, bestehend aus Palmöl, Stärke, Milch- oder Sojaeiweiß, Salz und Geschmacksverstärkern. Dieses Imitat ist rund 40 Prozent billiger als richtiger Käse, hitzebeständiger, besser standardisierbar und maschinengängig. Verwendung findet dieses künstliche Gemisch vorzugsweise in der Gastronomie und auf Fertiggerichten wie auf Pizza, Toasts und Baguettes, so Mikinovic.   

„Die verarbeitende Lebensmittelindustrie, die in den letzten Jahren auf Ersatzprodukte, etwa in der Eis- und Süßwarenproduktion umgestiegen ist, ist aufgerufen, wieder echte Milch und Milchprodukte zu verwenden“, so Landwirtschaftsminister Berlakovich. Der Schutz des Konsumenten hat oberste Priorität. „Mir geht es da vor allem darum, dass die Konsumenten nicht irregeführt werden. Der Konsument muss weiterhin Vertrauen in unsere heimischen Lebensmittel haben. Wo Käse draufsteht, muss Käse drinnen sein,“, so Berlakovich. 

Daher fordert Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich eine entsprechende einheitliche, EU-weite Lebensmittelkennzeichnung bei der Verwendung von Imitaten. „Es muss eindeutig ersichtlich sein, ob etwa ein Verarbeiter ein künstliches Gemisch oder echten Käse einsetzt. Denn die Konsumenten erwarten sich eine Pizza mit Käse und ein Eis mit Milch und nicht mit irgendwelchen Fetten“, so Berlakovich. 


Milch-Bäuerinnen informieren in ganz Österreich über den Wert der Milch

„Milch ist ein Lebensmittel wie kaum ein anderes. Aufgrund seiner vielen hochwertigen Bestandteile ist es ein regelrechtes Über-Lebensmittel und hat einen besonderen Stellenwert in der langen Skala der Lebensmittel,“ so die Salzburger Landesbäuerin Elisabeth Hölzl. Im Vorfeld des Weltmilchtages verteilen Milch-Bäuerinnen in ganz Österreich Milchpakete und Milch-Infofolder und suchen den Dialog mit den Konsumenten.


Quelle: Lebensministerium Österreich
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