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05.02.2023 | 00:06 | Agrarrohstoffe 

China: Hohe Preise lassen Agrarimportausgaben steigen

Peking - China als mit Abstand weltweit wichtigster Importeur von Gütern der Agrar- und Ernährungswirtschaft hat im vergangenen Jahr seine Einfuhren in vielen Warenbereichen zurückgefahren.

Agrarimporte
Die Volksrepublik kauft 2022 weniger Agrargüter am Weltmarkt - Gestiegene Einfuhrpreise ließen die Importrechnung jedoch auf 216 Milliarden Euro anwachsen - Soja weiterhin bedeutendstes Einfuhrgut - Bezug der Bohnen und von Getreide rückläufig - Corona-Folgen senkten Bedarf für Milch- und Fleischerzeugnisse - Agrarhandelsdefizit der Volksrepublik von 126 Milliarden Euro. (c) proplanta
Aufgrund der gestiegenen Weltmarktpreise fiel die Einfuhrrechnung jedoch so hoch aus wie niemals zuvor. Laut vorläufigen Daten der Zollstatistik wurden 2022 von der Volksrepublik landwirtschaftliche Erzeugnisse im Wert von 236,1 Mrd $ oder umgerechnet 216,4 Mrd Euro bezogen; das waren 14,9 Mrd Euro oder 7,4 % mehr als im Vorjahr.

Im Jahr 2021 waren die Importausgaben bereits um rund 29 % gestiegen. Wichtigstes Einfuhrgut der Volksrepublik waren erneut Sojabohnen. Allerdings nahm deren Bezugsmenge gegenüber 2021 um 5,6 % auf 91,1 Mio t ab. Die Importeure mussten dafür 56,1 Mrd Euro zahlen; das waren trotz kleinerer Menge 14,4 % mehr als im Vorjahr.

Für den geringeren Sojabedarf Chinas sorgte zum einen die um gut ein Fünftel auf 20,3 Mio t gestiegene Eigenerzeugung. Zum anderen wurde für die Herstellung von Futtermitteln weniger Ware am Weltmarkt eingekauft.

Die teilweise niedrigen Erlöse der Schweine- und Geflügelproduzenten bei höheren Futtermittelpreisen ließen die Nachfrage sinken. Laut Erhebungen des US-Tiernahrungsherstellers Alltech ist die Mischfuttererzeugung in China im vergangenen Jahr um 3 % gesunken, bei Schweinefutter um 5 % (AgE 5/23, M + U 6).

Weniger Alkoholika eingeführt



Auch bei Getreide waren die Einfuhren der Volksrepublik rückläufig, und zwar gegenüber dem Rekordjahr 2021 um 12,2 Mio t oder fast 19 % auf 53,2 Mio t. Aufgrund der höheren Einkaufspreise sanken die Ausgaben dafür aber nur um 2,0 % auf rund 18 Mio Euro. Zudem orderten die chinesischen Importeure weniger Bier und Wein am Weltmarkt. Hier dürfte sich - wie auch bei anderen Produkten - die strikte Corona-Politik mit einem geringeren Absatz im Außer-Haus-Bereich ausgewirkt haben.

Bei Wein kamen die stark erhöhten Einfuhrzölle für den bis dato Hauptlieferanten Australien als Grund hinzu. Für das wegen des Ukraine-Kriegs nur knapp verfügbare und entsprechend teure Speiseöl wurde bei der Menge ein Einfuhrminus von fast 21 % verzeichnet, bei Zucker eines von 7,1 %.

Schweinefleischimport bricht ein



Bei den Veredlungsprodukten tierischen Ursprungs wurde 2022 mit rund 7,4 Mio t gut ein Fünftel weniger Fleisch einschließlich Nebenerzeugnissen im Vorjahresvergleich von China eingeführt. Die Importausgaben dafür lagen wegen der Teuerung mit 29,1 Mrd Euro aber nur wenig unter dem Vorjahresniveau. Fleisch blieb damit wertmäßig die zweitwichtigste Warengruppe.

Einen Einbruch von 42,8 % auf 2,9 Mio t verzeichnete der Import von Schweinefleisch; bei Rindfleisch gab es dagegen einen Zuwachs von 15,7 % auf 2,7 Mio t. Auch beim internationalen Einkauf von Milcherzeugnissen hielt sich die Volksrepublik zurück; dieser nahm gegenüber 2021 um 17,2 % auf 3,3 Mio t ab. Hierbei sank der Import von Milchpulver um fast 16 % auf 1,3 Mo t, was nicht nur die EU-Anbieter, sondern auch der Hauptlieferant Neuseeland zu spüren bekam.

Insgesamt gaben Chinas Importeure für den Bezug von Milcherzeugnissen rund 12,8 Mrd Euro aus; das war knapp 1 % mehr als im Vorjahr. Noch mehr Geld, nämlich 18,2 Mrd Euro, wurde für den Kauf von Aquaprodukten ausgegeben. Fisch und Meeresfrüchte waren zudem eine der wenigen Warenkategorien mit einer zunehmenden Einfuhr, diese stieg 2022 um 25,1 % auf 4,5 Mio t.

Agrarexporterlöse legen zu



Nicht nur der Wert der Agrareinfuhren Chinas ist im vergangenen Jahr gestiegen, sondern auch die Erlöse aus der Ausfuhr landwirtschaftlicher Güter. Laut Zollstatistik spülte der Agrarexport den chinesischen Anbietern insgesamt den Rekordbetrag von 90,1 Mrd Euro in die Kassen; das waren fast 12,8 Mrd Euro oder 16,5 % mehr als im Jahr zuvor.

Umsatzmäßig wichtiges Exportgut waren einmal mehr die Aquaprodukte, deren Verkaufswert gegenüber 2021 um 4,6 % auf 20,7 Mrd Euro zulegte, obwohl die am Weltmarkt abgesetzte Menge leicht rückläufig war. Bei der zweitbedeutendsten Warengruppe Gemüse fiel der Anstieg der Ausfuhrerlöse mit 0,9 % auf 11,4 Mrd Euro sehr moderat aus.

Bei Obst sowie Gemüse und Obst in Dosen verzeichneten die chinesischen Exporteure 2022 mit 15,2 % auf 2,3 Mio t relativ gesehen das stärkste Absatzplus; die Einnahmen dafür legten sogar um gut ein Drittel auf fast 4,0 Mrd Euro zu. Weil die Exporterlöse 2022 jedoch nicht so stark stiegen wie die Importausgaben, hat sich die Agraraußenhandelsbilanz der Volksrepublik weiter verschlechtert.

Das Defizit wuchs gegenüber 2021 um 2,1 Mrd Euro oder 1,7 % auf den historischen Höchstwert von 126,3 Mrd Euro. Vor zwei Jahren war das Agrarhandelsdefizit mit 86,8 Mrd Euro noch deutlich geringer ausgefallen.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9167 Euro
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Chinas Agraraußenhandel
AgE
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