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19.03.2017 | 13:29 | Milchanlieferungen 

EU-Milcherzeugung soll wieder steigen

Brüssel - Noch liegen die Milchanlieferungen an die Molkereien in der Europäischen Union unter dem Vorjahresniveau, doch dies dürfte sich ab dem zweiten Quartal 2017 ändern.

EU-Milcherzeugung
(c) proplanta
Davon geht zumindest die EU-Kommission in ihrem vergangene Woche veröffentlichten kurzfristigen Marktausblick aus. Demnach wird - eine normale Preisentwicklung vorausgesetzt - das Rohstoffaufkommen von April bis Juni in etwa auf der Vorjahreslinie liegen; in der zweiten Jahreshälfte soll diese aber merklich überschritten werden. Für das gesamte Kalenderjahr 2017 rechnen die Brüsseler Experten gegenüber 2016 mit einem Anstieg der Milchanlieferungen um rund 900.000 t oder 0,6 % auf 154,2 Mio. t.

Im vergangenen Jahr hatten die EU-Molkereien im Vorjahresvergleich 0,4 % mehr Rohstoff verarbeitet. Die Milchproduktion in der Gemeinschaft schätzt die Kommission für das laufende Jahr auf insgesamt 164,3 Mio. t; das wären 500.000 t oder 0,3 % mehr als 2016. Im Vergleich zum Vorjahr werden die Erzeuger jedoch voraussichtlich weniger Rohmilch verfüttern, direkt verkaufen oder anderweitig auf ihren Höfen verwenden, so dass die Anlieferungsquote an die Molkereien auf 93,8 % zunehmen dürfte.

Maßgeblich für den Produktionszuwachs wird den Analysten zufolge der deutliche Anstieg der Milchleistung je Kuh sein, der um 2,0 % auf durchschnittlich 7.066 kg zulegen soll. Die intensivere Fütterung der Tiere bei besseren Milchpreisen und die Aufnahme leistungsstärkerer Jungkühe in die Produktion werden als Gründe für die höhere Milchleistung genannt. Auf der anderen Seite werden die Milchbauern in der EU voraussichtlich immer weniger Tiere halten.

Ende 2017 dürfte sich laut Schätzung der Marktexperten der Milchkuhbestand nur noch auf rund 22,9 Millionen Tiere belaufen und damit binnen Jahresfrist um 400.000 Kühe oder 1,6 % gesunken sein. Besonders stark wird der Rückgang der Milchkuhherde in den Niederlanden wegen der dort angestrebten Verringerung der Phosphatemissionen ausfallen.

Magermilchpulverbestände sollen schrumpfen

Konkrete Preisprognosen macht die EU-Kommission für das laufende Jahr nicht, nennt aber die voraussichtlich steigende Milchproduktion in den USA, die wieder zunehmenden Anlieferungen in Ozeanien und die hohen Magermilchpulverbestände in der Gemeinschaft als mögliche Bremsfaktoren. Positiv dürften sich hingegen der innergemeinschaftlich höhere Verbrauch von Käse, Butter und Milchpulver sowie die erneut steigenden Drittlandsexporte auswirken. So geht die EU-Kommission davon aus, dass die gute Nachfrage für Frischmilchprodukte - beispielsweise in China und Weißrussland - anhalten wird und die Ausfuhren der Mitgliedstaaten in dieser Produktkategorie gegenüber 2016 um 15 % auf 1,29 Mio. t zulegen können.

Auch die bereits 2016 kräftig ausgeweiteten Exporte von Käse sollen in diesem Jahr noch Potential nach oben haben und um 3,0 % auf die neue Rekordmarke von 824.000 t steigen. Bei der national wie international gut gefragten Butter veranschlagen die Analysten für 2017 einen Drittlandsabsatz von 233.000 t; das wären gut 10 % mehr als im vergangen Jahr. Die Verkäufe des reichlich verfügbaren Magermilchpulvers an internationale Kunden sollen sogar um fast ein Viertel auf 712.000 t zulegen und der Absatz am Binnenmarkt um 3,8 % auf 791.000 t steigen. Bei dem gleichzeitig unterstellten deutlichen Produktionsrückgang um 10,6 % dürfte dies zu einem Abbau der hohen Lagerbestände führen. Die EU-Kommission erwartet, dass sich die privaten Lagermengen um 50.000 t und die Interventionsbestände um 22.000 t leeren werden und am Jahresende der Gesamtvorrat um gut 13 % auf 471.000 t geschrumpft sein wird.

Prognose für 2018

Auch für das Jahr 2018 hat die EU-Kommission bereits einen Ausblick auf den Milchmarkt gewagt. Grundsätzlich geht sie davon aus, dass sich dann die Tendenzen des laufenden Jahres fortsetzen werden. Das heißt, die Milchproduktion wird bei abnehmenden Kuhbeständen, aber einer höheren Milchleistung weiter anwachsen, und zwar um 0,8 % auf 165,5 Mio. t. Der höhere Rohstoffanfall dürfte vorwiegend für die Erzeugung von Käse und Butter verwendet werden, deren Herstellung gegenüber 2017 um 2,2 % beziehungsweise 2,4 % zunehmen könnte.

Bei Milchpulver soll sich nach dem diesjährigen Rückgang die Produktion 2018 auf dem niedrigeren Niveau stabilisieren. Neben einem leicht steigenden Verbrauch für Milchprodukte am Binnenmarkt beurteilen die Brüsseler Experten auch die Exportmöglichkeiten vorsichtig positiv. Sie erwarten, dass die Ausfuhr von Frischprodukten um weitere 10 % und der globale Butterabsatz um 4 % zulegen können. Für die Drittlandsverkäufe von Magermilchpulver wird ein Plus von 13 % angenommen.

Bei Käse wird im Vergleich zu 2017 ein vergleichsweise starker Exportanstieg um 74.000 t oder 9 % auf 898.000 t unterstellt. Basis dieser Prognose ist jedoch eine Aufhebung der russischen Einfuhrrestriktionen, die dorthin wieder Käselieferungen im Umfang von etwa 30 % der Mengen vor Einführung des Embargos erlauben würde. Sollte das Einfuhrverbot nicht aufgehoben werden, rechnet die Kommission nur mit einem Exportplus von insgesamt 25.000 t oder 3 %.
Zahlen Milchmarkt 2014 2015 2016 2017 2018Bild vergrößern
Zahlen zum Milchmarkt in der Europäischen Union
AgE
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