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03.06.2016 | 10:28 | Getreidemarkt 

Gute Ernteerwartungen drücken Getreidepreise

Schwäbisch Gmünd - In der Maischätzung taxierte das USDA die Weltgetreideernte 2015/16 (ohne Reis) auf 1.992 Mio. t. Damit wurde die Ernte gegenüber der Märzschätzung um 4 Mio. t nach unten korrigiert.

Getreidemarkt 2016
(c) proplanta
Der erwartete Verbrauch wurde ebenfalls gesenkt und mit 1.971 Mio. t immer noch deutlich unter der Produktion gesehen. Daraus errechnet sich für das laufende Getreidewirtschaftsjahr eine überschüssige Bilanz, die Endbestände würden erneut um 27 Mio. t anwachsen.

Die Relation Endbestand zu Erzeugung läge mit 24,7 % deutlich über dem Vorjahr. Aus der Relation errechnet sich eine Reichweite der Endbestände zum 30.6.16 von 90 Tagen, so hoch wie schon lange nicht mehr.

Das Getreidejahr befindet sich nun kurz vor Ende des 4. Quartals, die fundamentalen Daten besitzen inzwischen ein hohes Maß an Zuverlässigkeit. Auch für das kommende Getreidejahr 2016/17 fällt die Getreidebilanz positiv aus. Gerade dieser Umstand lässt derzeit kaum auf eine Erholung der Preise hoffen. Die Schätzung des IGC in London zeigt ähnliche Tendenzen.

In ihrem Maibericht schätzt die EU-Kommission die EU-Getreideernte 2015 auf 310,3 Mio. t, und damit um 0,5 Mio. t höher als noch im März. Der Verbrauch liegt 2015/16 mit 282,9 Mio. t darunter. Die Drittlandexporte werden im Moment auf 46,4 Mio. t geschätzt.

Obwohl die Weizenexporte in der ersten Hälfte des Vermarktungsjahres die Vorjahresmarke deutlich verfehlt haben war im 3 und 4. Quartal eine deutliche Belebung zu verzeichnen. Hinzu kommt, dass mit 11 Mio. t mehr Gerste als jemals zuvor in den Export gehen. Die Endbestände in der EU sollen zum Juni 2016 mit 46,4 Mio. t in etwa auf Höhe des Vorjahres sein.

In seiner dritten Schätzung taxiert der DRV die deutsche Ernte 2015 auf 48,8 Mio. t. Die Ernte 2016 wird mit 47,7 Mio. t leicht darunter gesehen. V.a. eine leichte Reduktion der Anbaufläche (-1,2 %) als auch eine etwas geringere Ertragserwartung (-1,1 %) führen zu dieser Einschätzung. In Summe, sollte dies so eintreten, sind daraus kaum Signale für nachhaltig bessere Preise abzuleiten.

Futtergerste



Schon längere Zeit liegen die Erzeugerpreise für Futtergerste mit 12,80 €/dt deutlich unter dem Vorjahr. In den letzten Wochen war eine Seitwärtsbewegung zu beobachten. In der EU wurde 2015 60,7 Mio. t Gerste geerntet, etwas mehr als im Vorjahr. In Deutschland wurde mit 11,6 Mio. t etwa die gleiche Menge an Gerste gedroschen wie im Vorjahr (11,6 Mio. t). Anzumerken ist, dass die Zahlen nach der Ernte eine Korrektur nach oben erfahren hatten.

Die Erträge streuten regional stark. Aus der Praxis wurde berichtet, dass Druschergebnisse zwischen 4 bis 10 t/ha zu verzeichnen waren. Der Markt für Futtergetreide wird insgesamt als ruhig beschrieben. Aus dem Markt wird berichtet, dass erste Anfragen zur neuen Ernte diskutiert werden, ohne dass jedoch größere Abschlüsse getätigt werden.

Brotweizen



Für 2015/16 rechnet die Kommission für die EU mit 160 Mio. t Weizen (+3,5 Mio. t gg. Vj.). Damit wurde die Schätzung vom März nochmals leicht nach oben korrigiert. In Deutschland war 2015 eine etwas geringere Erntemenge als im Vorjahr zu verzeichnen. 26,55 Mio. t (Vj. 27,8) sollen gedroschen worden sein. Das wäre ein Minus von 4,5 %.

In der dritten Schätzung für 2016 beziffert der DRV die Ernteerwartung auf 25,58 Mio. t (-1,0 Mio. t gg. Vj.) Die Qualität des Weizens 2015 wurde in Summe als gut beschrieben, die überwiegende Zahl der Partien wies gute Verarbeitungseigenschaften auf. Die Erzeugerpreise sind dem allgemeinen Trend folgend in der Ernte auf 14,50 €/dt für Brotweizen gefallen, hatten sich im 4. Quartal 2015 wieder auf ein Niveau von 16 €/dt stabilisiert.

Im 1. Quartal 2016 zeigen sich aufgrund der guten Versorgungslage deutliche Schwächetendenzen. Erst im 2. Quartal war der Boden erreicht, zuletzt waren sogar etwas freundlichere Tendenzen spürbar, so dass Ende Mai Erzeugerpreise um 13,40 €/dt Brotweizen genannt werden. Die Prämien für Qualitätsweizen werden bundesweit in vielen Regionen mit 0,30 - 0,50 €/dt benannt und fallen damit in diesem Erntejahr schwach aus. E-Weizen erzielt im Bundesschnitt Prämien von 1,20 bis 1,30 €/dt, wobei für Baden-Württemberg keine Nennungen vorliegen.

Terminmarkt Weizen



Die Weizenkurse in Paris befanden sich seit November 2015 in einer Abwärtsbewegung. So notierte der Septembertermin 2016 Anfang November bei 194 €/t. Seit Ende Februar 2016 tendieren die Weizenkurse seitwärts, der Septemberkontrakt in einem Band zwischen 160 bis 168 €/t. In den zurückliegenden Wochen waren die Weizenkurse etwas freundlicher gestimmt, aktuell wir Septemberweizen an der Matif um 167 €/t gehandelt.

Die in Summe noch als deutlich positiv eingeschätzte Weizenbilanz lässt den Kursen nur wenig Spielraum nach oben. Zwar kursieren vereinzelte Nachrichten über mögliche witterungsbedingte Ernteausfälle, diese sind aber so vage oder von derzeit noch geringer Bedeutung, dass sie allenfalls eine leicht freundliche Stimmung im Markt erzeugen können.

Bewegung im Markt bringen auch immer wieder die Aktivitäten der Fonds, die derzeit noch eher auf fallende Kurse setzen. An der CBoT pendelt der Septemberweizen zwischen 470 und 490 Cent/bushel ebenfalls seitwärts. Unverändert stützt der schwächere Eurokurs gegenüber dem US-Dollar ein gerade noch ordentliches Kursniveau der Weizenkontrakte in Europa.

Braugerste



Nach einem merklichen Anstieg der Erzeugerpreise vor und in der Ernte auf ein Niveau von 19 €/dt musste Braugerste nach der Ernte einen Preisrückgang auf knapp über 17 €/dt hinnehmen. Die Gründe dafür lagen darin, dass sich die Befürchtungen um eine mengenmäßig und qualitativ schwache Ernte weder in Deutschland noch in den wichtigen Anbauländern Europas bestätigten. Es wird davon ausgegangen, dass die Braugerstenversorgung nicht nur gewährleistet, sondern in Europa ein Überschuss von 500.000 t gegeben ist. Entsprechend gerieten die Preise in und nach der Ernte unter Druck.

Die Erholung im Herbst fiel zudem im Vergleich zu Weizen und anderen Getreidearten schwach aus und verwandelte sich zum Jahreswechsel in einen Abwärtstrend. Seit Wochen notiert Braugerste bei Erzeugerpreisen um 16 €/dt seitwärts. Nur 2009/10 wurde für Braugerste noch weniger erlöst. Am Markt herrscht überwiegend abwartende Haltung.
LEL Schwäbisch Gmünd
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