Wertschöpfungsketten wären ohne Bauern unmöglich, wie Márcio Lopes de Freitas, Präsident des Brasilianischen Genossenschaftsverbandes betonte. Gerade in der brasilianischen Landwirtschaft spielten sie eine „grundlegende Rolle“ in der Wertschöpfungskette, denn der Ausbildungsgrad und die Motivation der Farmer seien hoch. Die Mischung aus kleinen und großen Betrieben, die Gleichberechtigung von ungleich großen Partnern innerhalb der Genossenschaften sei das Erfolgsgeheimnis der Kooperativen, denn die „Kraft eines großen Bauern kann die kleinen mit sich ziehen.“ In Bezug auf den Zugang zu Land und die Landverteilung seien in Brasilien durch die politischen Reformen der letzten Dekade erhebliche Fortschritte erzielt worden. Mit Wertschöpfungsketten sei man auf dem richtigen Weg, so Lopes. Er setzt vor allem auf die jungen, gut ausgebildeten Landwirte des Landes, die das Potenzial ausschöpfen werden, das die Wertschöpfungsketten bieten. „Wir wollen am Lebensmittelmarkt der ganzen Welt teilhaben, wir sind darauf vorbereitet.“ In die gleiche Richtung äußerte sich auch Asger Krogsgaard, Vizepräsident des Danish Agriculture & Food Council. Er betonte, als Landwirt sei es wichtig, Teil der Wertschöpfungskette zu sein. Um erfolgreich zu sein, müsse man Teil des globalen Marktes sein.
Joachim Felker, Vorstandsmitglied der K+S Aktiengesellschaft, mahnte eindringlich zu Transparenz und Partnerschaft innerhalb von Wertschöpfungsketten, denn das sei die Voraussetzung zum Erfolg. Große Sorge bereite ihm die Korruption, die auf den globalen Märkten stark zugenommen habe. Für ein erfolgreiches Investment seien klare und verlässliche wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen und wirksame Korruptionsbekämpfung unabdingbare Voraussetzung. Damit war er sich mit Ken Ash einig, der zudem besser funktionierende Marktmechanismen forderte und eine Fortsetzung der Öffnung der Märkte durch die Handelspolitik.
„Standards sind einerseits notwendig für das optimale Zusammenwirken von Wertschöpfungsketten, sie können aber auch als Handelshemmnis wirken“, mahnte Prof. Dr. Ulrich Nöhle, Interim Manager und Honorarprofessor an der TU Braunschweig. Für viele Entwicklungsländer sei es schwierig, mit der zunehmenden Anzahl von privatwirtschaftlichen Standards und Zertifizierungen zurechtzukommen. Er forderte, „diese Standards müssen weltweit besser abgestimmt werden und die Landwirte müssen vor Ort bei der Umsetzung stärker unterstützt werden.“ Unterstützung erhielt er dabei von Prof. Dr. Maggie Kigozi, Geschäftsführerin Uganda Investment Authority. „Standards sind wichtig, aber es ist genau so wichtig, dass die Firmen, die in unser Land kommen, profitabel sind, damit sie bei uns Steuern bezahlen und Arbeitsplätze schaffen.“
Sie wies darauf hin, dass Uganda inzwischen einen stabilen Binnenmarkt habe und das Land somit nicht auf Gedeih und Verderb auf den Export angewiesen sei. Dennoch sei der Zugang zu den Märkten für die Entwicklung essenziell, daher forderte sie die Industrieländer dazu auf, den Ländern des Südens weniger durch Hilfe und Almosen unter die Arme zu greifen und mehr den multilateralen Handel zu unterstützen. Wie die künftigen Lösungen aussehen können, darüber gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Auf jeden Fall aber müssen sie kreativ sein, wie Hans Reitz, Gründer und Creative Director des The Grameen Creative Lab, nachdrücklich betonte. Übernahme sozialer Verantwortung durch Unternehmen sei ein wichtiger Erfolgsfaktor. Dadurch stiften Unternehmen großen Nutzen für sich selbst und für ihr Umfeld. Zahlreiche Beispiele in Asien, Afrika und Südamerika zeigten, dass Handel, Wertschöpfung und allgemeine Wohlfahrt hierdurch erheblich gesteigert werden können.
Das diesjährige Internationale Wirtschaftspodium machte deutlich, dass Wirtschaftsunternehmen schon heute wichtige Beiträge für eine nachhaltige Landwirtschaft und für Entwicklung leisten. Wertschöpfungsketten sind allerdings nur dann nachhaltig und langfristig erfolgreich, wenn alle daran beteiligten Akteure sowie die Regierungen daran mitarbeiten und für geeignete politische Rahmenbedingungen sorgen. Ganz klar wurde auch, dass hohe Standards zur Aufrechterhaltung der Lebensmittelqualität und
Lebensmittelsicherheit notwendig sind, diese aber nicht zur Abschottung von Märkten führen dürfen. (giz)