Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
02.01.2017 | 13:10 | Strukturwandel 

Jeder vierte EU-Landwirt gab zwischen 2005 und 2013 auf

Brüssel - In der Europäischen Union ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in weniger als einem Jahrzehnt um mehr als ein Viertel gesunken.

Landwirtschaft EU Strukturwandel
(c) proplanta
Das geht aus dem aktuellen Statistischen Buch über die Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) hervor. Darin wird die Struktur der Betriebe mit Daten aus dem Jahr 2013 sowie mit Angaben zum Pflanzanbau und zum Tierbestand mit Zahlen aus dem Jahr 2015 wiedergegeben. Laut der Veröffentlichung sank die Zahl der Betriebe in der EU ohne Kroatien zwischen 2005 und 2013 um 26,2 %, was einemdurchschnittlichen Rückgang von 3,7 % pro Jahr entspricht.

Die höchsten Aufgaberaten bei den landwirtschaftlichen Betrieben verzeichneten die Slowakei mit einem jährlichen Minus von 12,5 % im Mittel, gefolgt von Bulgarien mit 8,9 % sowie Polen mit 6,6 %. Im Gegensatz dazu war Irland der einzige EU-Mitgliedstaat, der zwischen 2005 und 2013 eine Zunahme der Zahl seiner landwirtschaftlichen Betriebe aufwies, und zwar von durchschnittlich 0,6 % pro Jahr, was rund 7.000 zusätzlichen Höfen entspricht.

Einschließlich Kroatien melden die Statistiker für das Jahr 2013 für die Gemeinschaft rund 10 Millionen landwirtschaftliche Betriebe. Die meisten von ihnen, allerdings mit sehr geringer durchschnittlicher Größe, befinden sich in Rumänien.Auf das südosteuropäische Land entfielen 2013 ein Drittel aller Bauernhöfe in der EU.

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche der EU-28 blieb imBerichtszeitraum in etwa stabil und belief sich auf 174,6 Mio. ha. Dementsprechend stieg die mittlere Betriebsgröße weiter an. Auf Frankreich entfiel 2013 ein Anteil von 15,9 % an der insgesamt in der EU landwirtschaftlich genutzten Fläche, gefolgt von Spanien mit 13,3 %, Großbritannien mit 9,9 % und Deutschland mit 9,6 %.

Familienarbeitskräfte dominieren

Der Eurostat-Veröffentlichung zufolge basiert die Landwirtschaft in der EU weiterhin überwiegend auf von Familien geführten Betrieben. Bei mehr als drei Viertel aller landwirtschaftlichenArbeitskräfte in der Gemeinschaft handelt es sich um Familienangehörige der Betriebsleiter. Der Großteil der landwirtschaftlichen Standarderzeugung wird jedoch von den größeren Betrieben geleistet. Auf insgesamt 6,3 % aller Betriebe entfielen 71,4 % der Standarderzeugung.

Im Jahr 2013 gab es in der EU-28 laut Eurostat rund 4,4 Millionen Höfe mit einer Standardproduktion von weniger als 2.000 Euro, während es weitere 3,1 Millionen Betriebe hier auf 2.000 Euro bis 8.000 Euro brachten. Im Gegensatz dazu gab es 680.000 Betriebe mit einer Standardproduktion von wenigstens 100.000 Euro.

Die EU-Statistiker betonen, dass viele Betriebe mit einer hohen Standardproduktion „beträchtliche“ Flächen bewirtschafteten. Es gebe aber bestimmte Arten der Landwirtschaft, die eine „beträchtliche“ monetäre Leistung aus sehr kleinen landwirtschaftlichen Flächen erzielten, so die Bereiche Gartenbau und Geflügelzucht. Verwiesen wird dabei auf die Niederlande, wo die Betriebe aufgrund des hohenAnteils an Sonderkulturen, oftmals unter Glas, im Jahr 2013 durchschnittlich eine Standardproduktion von 303.800 Euro erwirtschafteten.

Rumänien das Schlusslicht

Auch in Dänemark, Belgien, Tschechien, Deutschland, Luxemburg, Frankreich und in Großbritannien fiel die durchschnittliche Standardproduktion der Betriebe mit 117.800 Euro bis 246.700 Euro relativ hoch aus. Nach Regionen betrachtet, brachten es die Betriebe in Sachsen-Anhalt mit durchschnittlich 541.800 Euro auf den höchsten Output. Unter den ersten fünf Regionen in der EU befinden sich zudem Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. Insgesamt zählten die Statistiker 35 Regionen in der EU-28, in denen die Standardproduktion pro Betrieb im Mittelmindestens 200.000 Euro erreichte, darunter acht in Deutschland.

Am unteren Ende dieses Rankings gab es im Jahr 2013 zehn Regionen in der EU, wo die Betriebe durchschnittlich nur 5.000 Euro oderweniger an Standardproduktion generierten; dazu zählten alle acht rumänischen Regionen, die griechische Region der Ionischen Inseln sowie die polnische Region Podkarpackie.

Weltweit führender Zuckerrübenerzeuger

Zur pflanzlichen Produktion führt Eurostat aus, dass sich die EU-Getreideernte einschließlich Reis im Jahr 2015 auf rund 317 Mio. t belief; das waren etwa 4 %weniger als im Vorjahr. Im Vergleich zum Fünfjahresdurchschnitt fiel die Getreideproduktion um 5,7 % höher aus. Das EU-Aufkommen entsprach 12,5 % der weltweiten Getreideproduktion. Auf Frankreich entfiel 2015 mehr als ein Fünftel der Getreideproduktion der EU-28; Deutschland trug 15,4 %zur Gesamtmenge bei, Polen 8,8 %.

Die Europäische Union ist der weltweit führende Produzent von Zuckerrüben mit rund der Hälfte der globalen Erzeugung; im Jahr 2015 wurden den Angaben zufolge 101,9 Mio. t Zuckerrüben in der Gemeinschaft geerntet. Mehr als die Hälfte davon stammte aus Frankreich, Deutschland und Polen.

Die Ölsaatenproduktion in der EU entwickelte sich 2015 im Vergleich zum Vorjahr stabil. Während die Produktion von Raps und Rüben um 10 % zurückging, nahm die Sojaproduktion um 27 % zu. Frankreich und Deutschland produzierten fast die Hälfte der Rapsmenge in der EU-28.

Die Erzeugung von Sonnenblumensaat verringerte sich im Jahresvergleich um 14,8 %, was vor allem auf Trockenheit in Bulgarien, Rumänien, Frankreich und Spanien zurückgeführtwurde,wobei Bulgarien und Rumänien weiterhin die führenden Erzeuger dieser Ölsaat sind. Ungarn, ein weiterer wichtiger Produzent, zeigte einen etwas geringeren Rückgang.

Bei Gemüse sind die Niederlande, Spanien und Italien die größten Erzeuger in der EU; mehr als die Hälfte der betreffenden EU-Produktion imJahr 2015 entfiel auf sie.

Bei Obst sind es Spanien, Italien und Frankreich, diemehr als 60 % des gesamten Aufkommens in der Gemeinschaft produzieren.

Anreize durch preiswertes Futter und China

Beim Viehbestand nahmen laut den Eurostat-Zahlen Spanien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien die Spitzenplätze im Jahr 2015 ein. Die meisten Schweine wurden in Spanien und Deutschland mit 28,4 Millionen Tieren beziehungsweise 27,7 Millionen Tieren gezählt. Bei den Rindern lag Frankreich mit 19,4 Millionen Stück vorne; bei den Schafen war es Großbritannien mit 23,1 Millionen Tieren.

Nahezu zwei Drittel des in der EU-28 erzeugten Rindfleischs stammten von Bullen oder Kühen. In Irland und Großbritannien entfielen dagegen mehr als zwei Drittel des Rindfleischs auf Färsen und Farren. In Frankreich, Deutschland und Großbritannien wurde 2015 fast die Hälfte des gesamten EU-Rindfleischs erzeugt. Alle drei Länder meldeten dabei eine gegenüber 2014 höhere Produktion; EU-weit betrug das Plus 4 %.

Die Schweineproduktion wurde ebenfalls ausgeweitet, nach Einschätzung von Eurostat angetrieben durch die rege Importnachfrage Chinas sowie den relativ geringen Futtermittelkosten und der Aufstockung des Sauenbestandes. Fast alle EU-Mitgliedstaaten verbuchten 2015 eine Zunahme der Schweinefleischproduktion. In Deutschland verlangsamte sich immerhin der Rückgang. Auf die Bundesrepublik entfiel im Berichtsjahr rund ein Viertel der EU-Schweinefleischmenge, auf Spanien ein Sechstel.

Großbritannien und Spanien bei Schafen vorne

Wie die Statistiker in Luxemburg außerdem berichten, führten der Ausbau der Schafherden im Vereinigten Königreich und in Spanien sowie die Erholung von der Blauzungenkrankheit in Italien zu einem Anstieg der EU-Schaffleischproduktion um 2,5 % auf 725.000 t im Jahr 2015.

Die Ziegenfleischerzeugung ging dagegen um 2 % zurück. Großbritannien und Spanien trugen im Berichtjahr zumehr als derHälfte zur gesamten Schaf- und Ziegenfleischerzeugung in der Gemeinschaft bei. Vor allem aufgrund relativ niedriger Futtermittelpreise stieg zudem auch die Geflügelfleischerzeugung an. Auf Polen, Frankreich,Großbritannien, Deutschland und Spanien entfielen dabei im Jahr 2015 jeweils zwischen 10 % bis 15 % der gesamten EU-Produktion von Geflügelfleisch.
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Strukturwandel - Von den Bauern hausgemacht?

 Größere Flächen, weniger Höfe - Agrarstrukturwandel in vollem Gange

 HÄNDE WEG von unseren Bauernhöfen - wir müssen reden,...JETZT!

 Verbot der Anbindehaltung soll kommen

 Ich bin mit Leib und Seele Landwirt - Zu viel ist zu viel

  Kommentierte Artikel

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte