«Das war auch schlimm, aber nicht so massiv.» Der 54-Jährige steht auf einem seiner Maisäcker im Jagsttal im Kreis Heilbronn, beim Umhergehen sinkt er etwas ein im matschigen Boden.
Die Pflanzen sehen kümmerlich aus. Sie müssten viel weiter sein im Wachstum, sagt Krämer. Er wirkt genervt und trotzig, geht umher, rupft abgestorbene Pflanzen heraus. Einige Meter entfernt steht ein Teil des Maisfeldes noch unter Wasser.
Krämer gehört zu den Bauern in Baden-Württemberg, die es besonders heftig erwischt hat bei den Unwettern und beim Dauerregen vergangener Wochen. In einer einzigen Nacht habe es ein Fünftel vom üblichen Jahresniederschlag gegeben, erzählt Krämer. Er schätzt, dass ein Drittel seiner Erlöse wegbrechen könnte. Unweit vom Maisfeld ist eine Wiese, auf der Krämer eigentlich Gras ernten und zu Heu machen will. Auch hier ist der Boden klatschnass, das Gras sieht ungesund aus oder es ist schon vermodert. «Dieses Grünland kann ich abschreiben», sagt Krämer.
Der Landwirt hat einem Pferdebetrieb 1.200 Quaderballen Heu versprochen. Doch nur maximal 400 werde er liefern können. Abgesehen von den deutlich niedrigeren Einnahmen drohen Folgeschäden. Wird der Kunde, der nun kurzfristig anderswo sein Heu herbekommen muss, nächstes Jahr wieder anklopfen bei ihm mit einer Großbestellung? Krämer hofft das, hat aber Zweifel. «Den Markt zu erobern, das dauert Jahre», sagt er.
Was auf den Äckern und Wiesen im Jagsttal los ist, wird am Donnerstag in 80 Kilometern Entfernung in Fellbach bei Stuttgart im großen Ganzen besprochen: Die Mitgliederversammlung des Landesbauernverbandes. Das Wetter passt zur Situation: 15 Grad bei Nieselregen - viel zu kalt und zu feucht für Mitte Juni. Bei der Versammlung wird klar: Es hat querbeet die ganze Agrarbranche getroffen. Ob beim Anbau von Erdbeeren, Salat, Getreide oder Mais, allen diesen Pflanzen macht vielerorts die Feuchtigkeit zu schaffen.
Verbandschef Joachim Rukwied sagt: «Für Einzelbetriebe hat sich die schwierige wirtschaftliche Situation durch die Witterung massiv verschärft.» Allerdings seien die Schäden «punktuell». Manchen Betrieb habe es hart getroffen, während andere Betriebe nur wenige Kilometer entfernt glimpflich davongekommen seien.
Das Tückische: Selbst wenn sich das Wachstum der Pflanzen in den kommenden Wochen doch noch beschleunigt, fürchtet Bauernpräsident Rukwied bleibende Schäden. Wegen der hohen Feuchtigkeit seien die Pflanzen sehr flach verwurzelt, schließlich müssen sie nicht tief in den Boden zur Feuchtigkeitsaufnahme. Sollte es im Sommer aber doch noch heiß und trocken werden, drohten viele Pflanzen wegen ihrer flachen Wurzeln zu vertrocknen.
Agrarminister Peter
Hauk (
CDU) hat bei der Versammlung vor den Bauern eine gute Nachricht: Ja, es werde Hilfen geben, verkündet er. Sieben Millionen Euro sollen es sein zur Linderung der «zum Teil massiven und gravierenden Schäden». Finanzielle Hilfen dürften auch bei Landwirt Krämer ankommen - die entstandenen Ernteschäden werden aber nur zum Teil abgedeckt. Die finanziellen Verluste sollten «abgemildert» werden, sagt Hauk.
Landwirt Krämer ist ein Stück weit erleichtert, dass ihm der Staat unter die Arme greift. Immerhin etwas. Krämer hat zwei Kinder, sein Familienbetrieb soll noch lange weitergeführt werden. «In welcher Form, müssen wir mal sehen», sagt er mit unverhohlener Skepsis.