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16.01.2008 | 15:26 | Koexistenz 

Koexistenz von Gentechnologie mit herkömmlicher Landwirtschaft unmöglich

Wien - Sein jahrelanges Gerichtsverfahren gegen den Gentechnikkonzern Monsanto hat den kanadischen Bauer Percy Schmeiser weltweit bekannt gemacht.

Gefahr-Gentechnik
(c) Eisenhans - fotolia.com
Zurzeit unternimmt Schmeiser eine Tour durch Österreich und Deutschland, um vor den Gefahren der Gentechnik zu warnen. "Meine Kernaussage bei allen Veranstaltungen dieser Art ist, dass eine Koexistenz von gentechnisch veränderten Pflanzen und konventioneller Landwirtschaft unmöglich ist", so Schmeiser im pressetext-Interview. Dies sei in keinem Land der Welt machbar.

Schmeiser hatte bereits im Alter von 16 Jahren den landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern in der kanadischen Provinz Saskatchewan übernommen. Hauptsächlich baute der Farmer Raps, aber auch Gerste und Weizen an. "Wie viele andere Bauern haben wir Sorten gezüchtet, die besser an das Klima und den Boden angepasst waren. In der nächsten Anbausaison haben wir das eigene Saatgut wieder ausgebracht", erklärt Schmeiser, der eigentlich damit gerechnet hat, dass er nach einem halben Jahrhundert Arbeit auf dem Feld den wohlverdienten Ruhestand antreten könnte. Schmeiser wurde jedoch unerwarteterweise 1998 vom Gentechnikkonzern Monsanto verklagt, weil neben einem seiner Äcker genmanipulierter Raps gefunden wurde.

Was anschließend geschah, konnte sich Schmeiser nicht einmal im kühnsten Traum vorstellen: Beim ersten Gerichtsurteil wurde ihm seine gesamte Ernte weggenommen, weil entweder seine Felder gentechnisch verschmutzt waren oder die Möglichkeit bestand, dass bislang gentechnikfreie Felder verschmutzt werden könnten. "Mit einem Schlag war ein halbes Jahrhundert Zuchtarbeit zerstört. Alles, was wir hatten war verloren", so Schmeiser, der daraufhin Klage gegen Monsanto vor den Obersten Kanadischen Gerichtshof einbrachte. "Das Argument war, dass eine Übertragung der genmanipulierten Pollen durch Wind und Insekten nicht verhindert werden kann. Wir hatten nie Gentechnik-Saatgut gekauft, ja nicht einmal den Repräsentanten des Unternehmens gekannt." Es ging Schmeiser darum, zu erreichen, dass jeder Bauer - wie schon die Jahrhunderte davor - sein eigenes Saatgut aussäen kann.

"Die Klage war eine Initialzündung", so Schmeiser, der sich seither für ein Verbot genmanipulierter Organismen sowie ein Verbot der Patentierung von Leben einsetzt. "Die zentrale Botschaft bei den Vorträgen in Europa bezieht sich auf die viel diskutierte Koexistenz." Diese sei unmöglich, da man sie nicht unter Kontrolle halten könne. "Man kann nicht verhindern, dass Pollen oder Samen durch Wind, Insekten, Vögel, Maschinen oder den Menschen vertragen werden", erklärt der Aktivist. "Seit zwölf Jahren werden in Kanada genmanipulierte Pflanzen angebaut und haben dafür gesorgt, dass ein konventioneller Anbau nicht mehr möglich ist." Ökologischer Anbau sei überhaupt unmöglich geworden. Damit werde die gesamte Biobauern-Branche zerstört. "Worum es geht, ist die totale Kontrolle des Saatgut- und des Nahrungsmittelangebotes seitens der Saatgutkonzerne", erklärt Schmeiser.

Nach sechs Jahren Gerichtsverfahren wurde Schmeiser von der Zahlung von Patentabgaben und Schadenersatzzahlungen an Monsanto freigesprochen. Dennoch kostete ihn der Prozess 400.000 Dollar. "Dieses Geld konnten wir nicht alleine aufbringen, sondern nur mit Hilfe von Spendern." Am 7. Dezember wurden Percy Schmeiser und seine Gattin in Stockholm mit dem Alternativ-Nobelpreis ausgezeichnet. In der offiziellen Begründung zum Preis hieß es, dass Schmeiser die Welt auf die Gefahren für die Landwirtschaft und die Artenvielfalt aufmerksam gemacht habe, die von der zunehmenden Marktdominanz und dem aggressiven Marketing von Firmen ausgeht, die Saatgut gentechnisch manipulieren. Das hat den Bauern aus Sasketchwan dazu ermutigt noch einmal gegen Monsanto vor Gericht zu gehen. "In der jüngsten Klage geht es darum, den Saatgutkonzern für die Verunreinigung haftbar zu machen", so Schmeiser abschließend gegenüber pressetext. (pte)
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